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[250] Vienne ce 10 d' avril 1784


Mon très cher Père!


Ich bitte, seyen sie nur nicht böse daß ich Ihnen so lange nicht geschrieben habe; – doch sie wissen wie viel ich die zeit her zu thun hatte! – Durch meine 3Subscriptions Academien habe mir sehr viele Ehre gemacht. – auch meine Academie im Theater ist sehr gut ausgefallen. – Ich habe 2 große Concerten geschrieben und dann ein Quintett, welches außerordentlichen Beyfall erhalten; – ich selbst halte es für das beste was ich noch in meinem Leben geschrieben[250] habe. – Es besteht aus 1 Oboe, 1 Clarinetto, 1Corno, 1 fagotto, und das Pianoforte; – Ich wollte wünschen sie hätten es hören können; – und wie schön es ausgeführt wurde! – übrigens bin ich (die Wahrheit zu gestehen) auf die letzthin müde geworden vor lauter spielen – und es macht mir keine geringe Ehre daß es meine Zuhörer nie wurden. – Nun habe ich eine Commißion der alte Baron Beine du Pain (der alle mögliche schöne und auch schlechteMusique besitzt) möchte gerne folgende: Rondò undDuetto vom Gatti haben. – Recitvo Ah! non sdegnati o cara. – Rondo. Nel lasciar ti in questo istante. – Duetto: Nè giorni suoi felici. Sie würden mich also sehr verbünden, wenn sie mir diese 2 Stücke so bald als möglich procuriren könnten. – Die Copie werde schon durch Herrn Peysser übermachen. Nun habe ich auch heute wieder ein neues Concert für die frl. Ployer1 fertig gemacht; – und nun bin ich schon halb angezogen um zum fürst Kaunitz zu gehen. – gestern spielte ich bey Leopold Palfy. – Morgen bey der academie so Madelle Brayer giebt. – Nun noch etwas. – da Hafeneder gestorben, so hat Hr. v. Ployer die Commißion bekommen einen violinisten aufzusuchen. – Ichrecommandirte ihm einen gewissen Menzl2, einen hübschen jungen geschickten Menschen. – verbot ihm aber etwas von mir zu melden, sonst würde es vielleicht nicht gehen. – Er erwartet nun die Resolution. – Ich glaube er bekommt 400 fl. – und ein Kleid – über das Kleid habe den Menzl schon ausgezankt – denn es ist bettelhaft. – sollte etwas daraus werden, so werde dem Menzl einen Brief an sie mitgeben wie auch die Musique; – und sie werden einen netten Violinspieler an ihm finden, welcher auch ganz gut vom Blatte lesen kann; – in Wien hat mir noch keiner so gut meine Quartetten à vista gespielt, als er. – und ist der beste Mensch von der Welt, der sich ein Vergnügen machen wird, bei Ihnen Musique zu machen so oft sie wollen. Ich habe ihn auch bei meiner Academie zum Orchester genommen. – Nun muß ich schließen; meine [251] frau und ich küssen Ihnen 2000 mal die Hände, und umarmen unsere liebe Schwester von Herzen und sind Ewig dero

gehor: Kinder

Mozart.

Fußnoten

1 Barbara Ployer, eine Klavierschülerin Mozarts.


2 Wohl Franz Menzel, der spätere Violonist der Wiener Hofmusik.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 250-252.
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