*269. [an den Vater]

[252] Wien 28. April 1784.


Ich muß Ihnen in Eile schreiben. – Herr Richter Clavierspieler macht eine Tour um nach Holland in sein Vaterland zurückzukehren. Ich habe ihm nach Linz an die Gräfin Thun ein Schreiben mitgegeben; – da er Lust hat auch nach Salzburg zu kommen, so gab ich ihm auch nur vier Zeilen an Sie liebster Vater. Ich schreibe Ihnen also nun, daß er nicht lange nach Empfang dieses ausbleiben wird. Er spielt viel, was Execution anbelangt, – allein wie Sie hören werden, – zu grob, zu mühsam, – und ohne allen Geschmack und [252] Empfindung, – übrigens der beste Mensch von der Welt, – ohne mindesten Stolz. Er sah unbeweglich auf meine Finger, wenn ich ihm spielte, – dann sagte er allemal: »Mein Gott! – was muß ich mich nicht bemühen, daß ich schwitze und erhalte doch keinen Beifall. – und Sie mein Freund spielen sich nur damit.« – »Ja,« sagte ich, »ich mußte mich auch bemühen, um mich jetzt nicht mehr bemühen zu dürfen.« Afin, er ist ein Mann, welcher immer unter die guten Clavierspieler gehört, und ich hoffe daß ihn der Erzbischof vielleicht eher hören wird, weil er ein Clavierist ist – en dépit de Moi – welcherdépit mir aber sehr erwünscht sein wird. – Wegen Menzl Violinisten ist es richtig – und er wird vermuthlich Sonntag schon von hier absegeln. Durch diesen Weg sollen Sie auch Musik von mir erhalten. Nun leben Sie wohl ...

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 252-253.
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