158.

[31] Munic ce 27 Decbre 1780


Mon trés cher Pére!


Ich habe die ganze opera – den brief vom schachtner, ihren Zettel, und die Pillulen richtig erhalten. – wegen der 2 szenen die abgekürzt werden sollen, ist es nicht mein vorschlag, sondern nur mein Consentement – und warum ich sogleich nemlicher Meynung war, ist, weil Raaff und del Prato das Recitativ ganz ohne geist und feuer, so ganz Monoton herab singen – und die Elendesten acteurs, die Jemals die bühne trug, sind – wegen der unschicklichkeit, unnatürlichkeit und fast ohnmöglichkeit des weglassens, habe lezthin mich verflucht herumgebalget mit dem Seeau. – genug, wenn alles gedruckt ist – welches er absolument nicht hat zugeben wollen – aber doch endlich weil ich ihn grob angefahren, zugegeben hat. – Die lezte Prob ist Herrlich gewesen. – sie war in einem grossen zimmer bey Hof, der Churfürst war auch da – Diesmal ist mit dem ganzen orchestre (versteht sich das im opernhauß Platz hat) Probirt worden. – Nachdem Ersten Ackt sagte mir der Churfürst überlaut Bravo. und als ich hingieng ihm die hand zu küssen, sagte er: Diese opera wird charmante werden; er wird gewis Ehre davon haben. – weil er nicht wuste, ob er so lange da bleiben kann, so muste man ihm die concertirende aria und das Donnerwetter zu anfangs zweyten Ackt machen. – nach diesem gab er mir wieder auf das freundlichste seinen Beyfall, und sagte lachend; – man sollte nicht meynen, daß in einem so kleinen [31] kopf, so was grosses stecke. – er hat auch anders tages frühe beym Cercle meine opera sehr gelobt. – Die Nächste Probe wird wohl vermuthlich im theater seyn. – apropós; Becke sagte mir die täge daß er ihnen Nach der vorlezten Probe wieder geschrieben hätte, und unter andern daß des Raaffs seine aria im 2ten Ackt wieder den text geschrieben sey – so hat man mir gesagt, sagte er, ich verstehe zu wenig welsch – ist es wahr? – hätten sie mich eher gefragt, und hernach erst geschrieben – ich muß ihnen sagen, daß derjenige zu wenig Welsch kann, der ihnen so was gesagt hat. – Die aria ist ganz gut auf die Wörter geschrieben – man hört das –mare – und das mare funesto – und die Passagen sind auf Minacciar angebracht, welche dann daß Minacciar, das Drohen – gänzlich ausdrücken. – und überhaupt ist daß – die Prächtigste aria in deropera – und hat auch allgemeinen Beyfall gehabt. ist es wahr, daß der kayser krank ist? – ist es wahr daß der Erzbischof nach München kommen soll? – hören sie, der Raaff ist der beste, Ehrlichste Mann von der Welt – aber auf den Alten schlendrian versessen – daß man blut dabey schwitzen möchte; – folglich sehr schwer für ihn zu schreiben. – sehr leicht auch wenn sie wollen, wenn man so alle tag arien machen will. – wie par Exemple die Erste aria Vedromi intorno Etc: wenn sie sie hören werden, sie ist gut, sie ist schön – aber wenn ich sie für Zonca1 geschrieben hätte, so würde sie noch besser auf den text gemacht seyn. – er liebt die geschnittenen Nudeln zu sehr – und sieht nicht auf die Expression. – mit dem Quartett2 habe izt eine Noth mit ihm gehabt. – das quartett, wie öfter ich es mir auf dem theater fürstelle, wie mehr Effect macht es mir. – und hat auch allen die es noch so amClavier gehört haben, gefallen. – der einzige Raaff meint es wird nicht Effect machen. er sagte es mir ganz allein. – non c'è da spianar la voce – es ist zu Eng – als wenn man in einem quartetto nicht viel mehr reden als singen sollte – Dergleichen sachen versteht er gar nicht. – ich sagte nur; liebster freund! – wenn ich nur eine [32] Note wüste, die in diesen quartetto zu ändern wäre, so würde ich es sogleich thun. – allein – ich bin noch mit keiner sache in dieser oper so zufrieden gewesen wie mit diesen quartett: und hören sie es nur einmal zusamm, dann werden sie gewis anders reden. – ich habe mich bey ihren 2 arien alle mühe gegeben sie recht zu Bedienen – werde es auch bey der dritten thun – und hoffe es zu stande zu bringen – aber wasterzetten und Quartetten anbelangt muß man demCompositeur seinen freyen Willen lassen – Darauf gabe er sich zufrieden. – neulich war er ganz unwillig über das wort in seiner lezten aria; – rinvigorir – und ringiovenir – besonders vienmi à rinvigorir3 fünf i – es ist wahr beym schluß einer aria ist es sehr unangenehm. – Nun muß ich schliessen, denn der Postwagen geht in diesen Augenblick. –

Mein schwarzes kleid habe wenden lassen, denn es war nicht mehr zum ansehen – izt ist es wieder recht gut.

Adieu. Meine Empfehlungen an alle gute freunde und freundin. besonders an die schöne und geschickte schüllerin. meine schwester umarme ich von herzen, und ihnen küsse ich 1000 mahl die hände und bin Ewig Dero

gehorsamster Sohn

Wolf: Amd: Mozart4

Fußnoten

1 Giov. Batt. Zoncha, (1728–1809), Bassist an der Münchener Hofoper.


2 Nr. 21 der Partitur.


3 Über den Buchstaben i der letzten drei Wörter stehen die Zahlen 1 2 3 4 5.


4 Antwort des Vaters: 29. Dezember.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 31-33.
Lizenz:
Kategorien: