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[36] München ce 3 de Janvier 1781.


Mon trés cher Père!


kopf und Hände sind mir so von dem dritten Ackte voll, daß es kein wunder wäre, wenn ich selbst zu einem dritten acht würde. – der allein kostet mehr Mühe als eine ganze opera – denn es ist fast keinescene dariñ die nicht äusserst interessant wäre. – Das Accompagnement bey der Unterirdischen Stimme besteht in nichts als 5 stimmen; nemlich; in 3 Posaunen, und 2 Waldhorn, welche an dem nemlichen orte Placirt sind, wo die Stimme herkömmt. – das ganze orchestre ist bey dieser Stelle still – Die Hauptprobe ist ganz gewis den 20ten und die Erste Production den 22ten – sie brauchen beyde nichts als Jedes ein schwarzes kleid mitzunehmen – ein anders kleid – für alle tag – wenn sie nirgends hingehen, als zu gute freunde wo man keine Complimenten macht, damit man das schwarze kleid ein wenig schonen kann – und wenn sie wollen, ein hüpschers um auf dem ball und die accademie Masquec zu gehen. – wegen den ofen werde ich es künftigen Postage schreiben – Diesen brief werde wohl wieder mit der Post fortschicken müssen. – ich habe den Conducteur hundertmal gesagt er möchte allzeit um 11 uhr um den brief herschicken – um halb 12 uhr geht der Wagen [36] ab – ich kleide mich von halb 1 uhr niemal an, weil ich zu schreiben habe, mit hin kann ich nicht ausgehen – hinschicken darf ich den brief nicht, weil er ihn heimlich mitnimmt, denn auf der Post sehen sie es nicht gern – hl: v: Robinig ist schon hier, er lässt sich ihnen beyderseits empfehlen – die 2 Barisani höre ich werden auch nach München kommen ist es wahr?.. Dem Himmel sey Dank! daß der schnitt in dem finger vom Erzbischof von keiner folge war1; – gerechter gott! – was bin ich nicht anfangs erschrocken. Cannabich Dankt ihnen für ihr charmantes schreiben, er und seine ganze famille empfehlt sich – er sagte mir – sie hätten sehr launigt geschrieben, sie müsten guter Humor gewesen seyn. –

freylich werden wir noch vielle beobachtungen im 3ten ackt auf dem theater zu machen haben; – wie zum beyspielt scena VI nach dem Arbace seiner aria steht. Idomeneo, Arbace Etc: wie kann dieser gleich wieder da seyn? – zum glück daß er ganz wegbleiben kann – aber um das sichere zu spiellen habe eine etwas längere Introduzion zu des grospriesters Recitativ gemacht. – Nach dem trauerchor geht der könig, das ganze volk und alles weg – und in der folgende scene steht – Idomeneo in ginochione nel tempio – Das kann so ohnmöglich seyn – er muß mit seinem ganzen gefolge kommen – Da muß nun nothwendiger weise ein Marche seyn – da hab ich einen ganz simpeln Marsche auf 2 violin, Bratsch, Bass und 2 oboen gemacht, welcher à mezza voce gespiellt wird – und worunter der könig kömmt, und die Priester die zum opfer gehörigen sachen bereiten – Dann setzt sich der könig auf die knie, und fängt das gebett an –

in den Recitativ der Elettra nach der unterrirdischen stimme – soll auch stehen Partono – ich hab vergessen in der zum Druck geschriebenen abschrift zu sehen ob es steht, und wie es steht – es kömmt mir so einfältig vor daß diese geschwind wegzukommen eilen – nur um Madme Elettra allein zu lassen. –

eben den augenblick erhalte ihre 5 zeilen vom 1ten Jenner2; – [37] wie ich den brief erbrochen, hatte ich ihn eben so in der hand daß mir nichts als lerr Papier in die augen fiel – endlich – fand ich es; –

bin recht froh daß ich die aria für den Raaff bekomm – denn er hat absolument seine gegebene aria wollen hineinsetzen lassen – ich hätte es (NB: mit einem Raaff) nicht anders richten können, als daß varesco seine aria gedruckt gewesen wäre, und Raaffs seine aber wäre gesungen worden. – Nun muß ich schliessen, denn sonst verliere ich zu viel zeit – bey meiner schwester bedanke mich schönstens für den Neujahrs-wunsch, wünsche ihr alles wieder entge gen. – hoffe, daß wir uns bald recht lustig zusammen machen können. Adieu. ich küsse ihnen 1000mal die Hände, und Meine schwester umarme ich von herzen. ud bin Ewig Dero

gehorsamster Sohn

Wolfg. Amad: Mozart3


an alle gute freunde und freundinen meine Empfehlung. – das Ruscherle4 nicht zu vergessen – Der Junge Eck schickt ihr ein busserl – ein zuckertes, versteht es sich –

Fußnoten

1 S. den Brief des Vaters vom 30. Dezember 1780.


2 Richtiger 29./30. Dezember.


3 Antwort des Vaters: 8. Januar.


4 = der nummerjungfer der Gräfin von Wallis? (s. den Brief des Vaters vom 22. Januar).

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 36-38.
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