168.

[57] Vienne ce 11 d'avril 1781.


Mon trés cher Pére!


Te Deum Laudamus, daß endlich der grobe und schmutzige Brunetti weg ist, der seinen Herrn, sich selbst, und der ganzen Musick schande macht – so spricht Ceccarelli und ich; – von den Wieñer Neuekeiten ist alles erlogen, ausgenommen dies, daß Ceccarelli für künftigen Carneval in venedig die opera singen wird; – Potz Himmel tausend teufeln und kein Ende! – Ich hoffe doch nicht daß das geflucht ist, denn – sonst muß ich geschwind nochmal beichten gehen – denn ich komme eben davon her, weil morgen als den Gründonnerstag der Erzbischof die ganze Hofstaat selbst in Höchster Person abspeisen wird. –Ceccarelli und ich giengen also heute Nachtisch zu den theatiñern, um den Pater froschauer aufzusuchen, weil dieser Italienisch kann. – ein Pater oder frater der eben auf dem Altar stund und leuchter Putzte, versicherte uns aber, daß sowohl er als noch einer der Wälsch kann, nicht zuhause gespeist, und erst um 4 uhr nach hauß kömmen. – Ich sorgte also für diesmal für mich allein, und ließ mich in ein zimmer zu einen herrn hinauf weisen, und Ceccarelli erwartete mich unten im Hof – was mich gefreuet, war dieses, daß, als ich zu dem geistlichen Herrn leuchter Putzer gesagt, daß ich vor 8 Jahren auf diesem Chor ein Violin-concert gespiellt habe, er gleich meinen Namen genennt hat – um nun aber auf das fluchen zu kommen, so ist es nur ein Pendant zu meinen lezten brief. – Ich hoffe mit nächster Post antwort darauf zu erhalten. – Nun im kurzen. – künftigem Sonntag acht tag, das ist den 22ten sollen Ceccarelli und ich nach Hause reisen. – wenn ich daran denke, daß ich von Wieñ wegreisen soll, ohne wenigstens 1000 fl: wegzutragen so thut mir doch das Herz weh; – ich soll also wegen einen ocuelcutdlnklndln ihrotln1 – der mich mit emhosgl 4 uhndlrt ghedln2 alle tage khfsnfrt3 tmholnd ghedln4 mit [58] füssen weg-otsooln?5 – denn, das mache ich glwfo6 wenn ich ein Csneim glbl7 als wir hier im hause das Erste grosse Concert hatten, schickte uns driyin dlr lrzbfcusi fldla 4 Dhcmtln8 – Bey dem lezten wozu ich dem Brhnlttf ein Nihlo rsndlmh,9 mir eine Nlhl osnmtl,10 und dem clccmrleef11 auch lfn nlhlorsndlmh glament umbl12, – bekomme ich nfcuto.13 – was mich aber halb dloplrmt14 macht, ist, daß ich an dem Nemlichen mblnd15 als wir die oculfo-Ahosek dm umttln16, zur gräfin thun invitirt war – und also nicht hinkommen konnte, und wer war dort? – Dlr kmyolr17. – Adamberger18 und die Weigl19 waren dort, und hat Jedes 50 Dukaten bekommen! – und welche gelegenheit! – Ich kann Ja doch dla kmyolr nicht omgin emooln, wln lr afcu uörln wfee, os osee lr bmed amculn20, denn inn so viell tägen rlfol fcu mb21. So was muß man Ja doch immer lrwmrtln22. – und hier belfbln kmñ, hnd amg fcu nfcut mhoolr fcu gibt lfn Csnclrt23 – Denn, ich stehe freylich, wenn ich nur 2 ocscmrln24 hier habe, besser als bey uns. – aber – wenn man 1000 oder 1200 fl. fa omck umt, kmn amn ofcu lfn wlnfg alur bfttln emooln25; mithin auch besser blzmueln emooln26. – und das lremhbt lr nfcut, dlr alnoculnilfnd27 – ich muß sun of nlnnln; denn lr fot lo, hnd dfl gmnzl Nsbelool nlñt fun os28. – Genug davon; o ich hoffe Nächsten Posttag zu lesen, ob ich noch ferners in omezbhrg alsul shngin smurl hnd alsn tmeint vlergrmbln oseel; – sdlr sb fcu alfn gehck wlnn fcu lo amchln kmñ, amchln dmri. – sdlr wmrtln osee, bfo lo zh opmtu [59] fot29; – in vierzehn tägen oder 3 wochen kann ich lo irlyescu nfcut amenin, of wiusg als in omezbhrg in tmholnd fmurln30. – übrigens ist es doch mit tmholnd ghedln dmo fmur31 – angenehmer zu warten, als mit vflr32. – Denn so weit hab ich es izt schon gebracht – wenn ich will! – fcu dmri nhr omgln dmo fcu uflr belfbl33 – denn was ich Csapsnflrl34 ist nicht dazu glrlcunlt35 – und dañ Wflñ, und – omezbhrg36? – Wenn der Bsns otfrbt,37 so istomeflrf kmplee alotlr38 – dann anstatt omeflrf39 wird otmrzlr40 einüben, anstatt otmrzlr41 weis man noch klfnln42. – Basta; – ich überlasse es ganz ihnen, mein bester vatter! – ob ich beym Bonno43 war? – Dort haben wir Ja meine Sinfonie zum 2ten male Probirt. – Das habe ihnen auch neulich vergessen zu schreiben, daß die sinfonie magnifique gegangen ist, und allen succés gehabt hat – 40 Violin hab gespiellt – die blaß-Instrumente alle doppelt – 10 Bratschen – 10 Contre Bassi, 8 violoncelli, und 6 fagotti. –

beym Bonno läst sich ihnen alles empfehlen. – Die haben eine wahre freude mich wieder zu sehen. – er ist der alte ehrliche brave Mann. – Die frl. Nanette hat geheurathet; ich hab schon 2 mal bey ihr gespeist; sie wohnt in meiner Nachbarschaft. – von fischerischen 1000 Complimenten, ich war eben als ich von den theatinern weggieng, bey ihnen. – leben sie wohl, und denken sie daß ihr Sohn der malen nur darauf bedacht ist, sich zu etabliren – denn – vflr uhndlrt ghedln blksaat lr ublrmee44. – Adieu, ich küsse ihn 1000 mal die hände, und meine liebe schwester umarme ich von herzen u bin Ewig Dero

gehorst Sohn W. A: Mzt


[60] P.S. haben sie doch die güte und sagen sie Mr d'yppold45 daß ich ihm nächster Posttage antworten werde, und daß ich den brief von seinen guten freund richtigst erhalten habe. – Adieu.

Mein Compliment überall, was nicht gar zu arg omezbhrglrocu46 ist. Der Hofrath gylofsky hat auch ein salzburgerstückl mit der katherl gespiellt.

Fußnoten

1 Auflösung der Chiffren: schlechtdenkenden fürsten


2 lausige 4 hundert gulden


3 kuionirt


4 tausend gulden


5 Auflösung der Chiffren: stossen?


6 gewis


7 Concert gebe


8 dreyen der erzbischof iedem 4 Ducaten –


9 Brunetti ein Neues rondeau


10 Neue sonate


11 ceccarelli


12 eine neues rondeau gemacht habe,


13 nichts


14 desperat


15 abend


16 scheis-Musik da hatten,


17 Der kayser.


18 Der ausgezeichnete Tenorist Valentin Adamberger (1743–1804).


19 Damals erste Sängerin am deutschen Theater in Wien.


20 dem kayser nicht sagen lassen, wen er mich hören will, so soll er bald machen


21 reise ich ab.


22 erwarten.


23 bleiben kann, und mag ich nicht ausser ich gebe ein Concert


24 scolaren


25 im sack hat, kan man sich ein wenig mehr bitten lassen,


26 bezahlen lassen.


27 erlaubt er nicht der menschenfeind


28 ihn so nennen; denn er ist es, und die ganze Noblesse nennt ihn so.


29 Auflösung der Chiffren: salzburg meine iugen iahre und mein talent vergraben solle; – oder ob ich mein gluck wenn ich es machen kann, machen darf. – oder warten soll, bis es zu spath ist; –


30 es freylich nicht machen, so wenig als in salzburg in tausend iahren


31 tausend gulden das iahr –


32 vier


33 ich darf nur sagen das ich hier bleibe


34 Componiere


35 gerechnet


36 Wienn, und – salzburg


37 Bono stirbt


38 salieri kapellmeister [Antonio Salieri (1750–1825), seit 1774 Kammerkompositeur, 1788 Hofkapellmeister in Wien.]


39 salieri


40 starzer


41 starzer


42 keinen


43 Josef Bonno (1710–1788), Wiener Hofkapellmeister und Komponist.


44 vier hundert gulden bekommt er überall.


45 Franz d'Yppold, k.k. Hauptmann, seit 1777 Hofkriegsrat, ein Verehrer der Schwester.


46 Auflösung der Chiffren: salzburgerisch

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 57-61.
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