*284.

[278] Wien, den 16. Juny 1787.


Liebste, beste Schwester1!


Daß Du mir den traurigen und mir ganz unvermutheten Todesfall unsers liebsten Vaters nicht selbst berichtet hast, fiel mir gar nicht auf, da ich die Ursache leicht errathen konnte. – Gott habe ihn bey sich! – Sey versichert, meine Liebe, daß, wenn Du Dir einen guten, Dich liebenden und schützenden Bruder wünschest, Du ihn gewiß bey jeder Gelegenheit in mir finden wirst. – Meine liebste, beste Schwester! wenn Du noch unversorgt wärest, so brauchte es dieses Alles nicht. Ich würde, was ich schon tausend Mal gedacht und gesagt habe, Dir Alles mit wahrem Vergnügen überlassen; da es Dir aber nun, so zu sagen, unnütz ist, mir aber im Gegentheil es zu eigenem Vortheil ist, so halte ich es für Pflicht, auf mein Weib und Kind zu denken.

Fußnoten

1 Seit 1784 Gattin des Hofrats und Pflegers zu St. Gilgen, J.B. Reichsfreiherrn von Berchthold zu Sonnenburg (vgl. den Brief vom 18. August 1784).

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 278.
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