303. [an Kaufmann Michael Puchberg in Wien; Wien]

[304] Den 17t Jullius 1789.


liebster, bester freund!

und Verehrungswürdiger br:


Sie sind gewis böse auf mich, weil Sie mir gar keine antwort geben! – wenn ich ihre freundschaftsbezeugungen, und mein dermaliges begehren zusammen halte, so finde ich daß Sie vollkommen recht haben. wenn ich aber meine unglücksfälle (und zwar ohne mein verschulden) und wieder ihre freundschaftlichen gesinnungen gegen mich zusammen halte, so finde ich doch auch – daß ich entschuldigung verdiene; – da ich ihnen, mein bester, alles was ich nur auf dem Herzen hatte in meinem lezten brief mit aller aufrichtigkeit hinschrieb, so würden mir für heute nichts als Wiederhollungen übrig bleiben; nur muß ich noch hinzusetzen, 1mo daß ich keiner so ansehnlichen summa benöthiget seyn würde, wenn mir nicht entsezliche kösten wegen der Cur meiner frau bevor Ständen, besonders wenn sie nach Baden muß; 2do da ich in kurzer zeit versichert bin in bessere umstände zu kommen, so ist mir die zurückzahlende summa sehr gleichgültig, für die gegenwärtige zeit aber lieber und sicherer wenn Sie gros ist, 3tens muß ich Sie beschwören, daß wenn es ihnen ganz ohnmöglich wäre, mir diesmal mit dieser summa zu helfen, Sie die[304] freundschaft, und br: liebe für mich haben möchten, mich nur in diesem augenblicke mit was Sie nur immer entbehren können, zu unterstützen, denn ich stehe wirklich darauf an; – zweifeln können sie an meiner Rechtschafenheit gewis nicht, dazu kennen Sie mich zu gut; – Mistrauen in Meine Worte, aufführung, und lebenswandel können Sie auch nicht setzen, weil Sie meine lebensart und mein betragen kennen; – folglich, Verzeihen Sie mein Vertrauen zu ihnen, bin ich ganz überzeugt daß nur – ohnmöglichkeit Sie hindern könnte, ihrem freund behülflich zu seyn; – können und wollen Sie mich ganz trösten, so werde ich ihnen, als meinen Erretter, noch Jenseits des Grabes danken – denn, Sie Verhelfen mir dadurch zu meinem ferneren glück in der folge – wo nicht – in gottes Nammen, so bitte und beschwöre ich Sie um eine augenblickliche unterstützung nach ihrem belieben, aber auch um Rath und trost. –

*Ewig Ihr verbundenster Diener


P.S. Meine frau war gestern wieder Elend. Heute auf die Igel befindet sie sich Gottlob wieder besser; – ich bin doch sehr unglücklich! – immer zwischen Angst und Hoffnung! – und dann! – Dr. Closset1 war gestern auch wieder da.

Fußnoten

1 Mozarts Hausarzt.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 304-305.
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