*319.

[316] frankfurt am Mayn den 28 Septbr. 790.


Liebstes, bestes Herzens-weibchen!


Diesen Augenblick kommen wir1 an – das ist um 1 Uhr Mittag – Wir haben also nur 6 Tage gebraucht – wir hätten die Reise noch geschwinder machen können, wenn wir nicht 3 Mahl Nachts ein bischen ausgeruht hätten. – Wir sind unterdessen in der Vorstadt[316] Sachsenhausen in einem Gasthof abgestiegen, zu Tod froh, daß wir ein Zimmer erwischt haben – Nun wissen wir noch unsere Bestimmung nicht – ob wir beysammenbleiben oder getrennt werden – Bekomme ich kein Zimmer irgendwo umsonst und finde ich die Gasthöfe nicht zu theuer so bleibe ich gewiß. Ich hoffe du wirst mein Schreiben aus Efferding richtig erhalten haben; ich konnte dir unterwegs nicht mehr schreiben, weil wir uns nur selten und nur so lange aufhielten um nur der Ruhe zu pflegen. – Die Reise war sehr angenehm wir hatten bis auf einen einzigen Tag schönes Wetter – und dieser einzige Tag verursachte uns keine Unbequemlichkeit, weil mein Wagen (ich möcht ihm ein Busserl geben) herrlich ist. – In Regensburg speisten wir prächtig zu Mittag, hatten eine göttliche Tafel-Musik, eine Englische Bewirthung und einen herrlichen Mosler-Wein. – Zu Nürnberg haben wir gefrühstückt – eine häßliche Stadt – Zu Würzburg haben wir unsern theuern Magen mit Kaffee gestärkt, eine schöne, prächtige Stadt – die Zehrung war überall leidentlich – nur 2 und 1/2 Post von hier in Aschaffenburg beliebte uns der H: Wirth erbärmlich zu schnieren. – Ich warte mit Sehnsucht auf Nachricht von dir, von deiner Gesundheit, von unseren Umständen etc. – nun bin ich fest entschlossen meine Sachen hier so gut als möglich zu machen, und freue mich dann herzlich wieder zu dir. – welch herrliches Leben wollen wir führen – ich will arbeiten – so arbeiten – um damit ich durch unvermuthete Zufälle nicht wieder in so eine fatale Lage komme – Mir wäre lieb wenn du über alles dieses durch den Stadler den .... zu dir kommen liesest – Sein letzter Antrag war, daß jemand das Geld auf dem Hofmeister seinengiro allein hergeben will – 1000 fl. baar und das übrige an Tuch – somit könnte alles und noch mit Überschuß bezahlt werden, und ich dürfte bey meiner Rückkunft nichts als arbeiten. – Durch eine charta bianca von mir könnte durch einen freund die ganze Sache abgethan seyn. Adieu ich küsse Dich 1000 Mal.

Ewig dein Mzt

Fußnoten

1 Mozart und sein Schwager Hofer.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 316-317.
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