*320.

[317] Herzallerliebstes Weibchen!


Wenn ich nur schon einen Brief von dir hätte dann wäre alles recht. – ich hoffe du wirst mein schreiben aus Efferding und das aus frankfurt erhalten haben. – ich habe dir in meinem letzten geschrieben, du sollst mit dem .... sprechen; mir wäre sicherheitshalber recht lieb wenn ich auf des Hofmeisters seinen giro 2000 bekommen könnte; – du mußt aber eine andere Ursache vorwenden, nemlich daß ich eine Speculation im Kopf hätte, die dir unbewußt wäre; – Meine Liebe, ich werde zweifelsohne gewiß etwas hier machen – so groß aber wie du und verschiedene freunde es sich vorstellen wird es sicherlich nicht seyn; – bekannt und angesehen bin ich hier genug, das ist gewiß – Nunwir wollen sehen. – ich liebe aber in jedem falle das Sichere zu spielen, darum möchte ich gerne das Geschäft mit H ... machen, weil ich dadurch Geld bekomme, und keines zahlen darf; sondern blos arbeiten, und das will ich ja meinem Weibchen zu Liebe gern. – wo glaubst du daß ich wohne? – bei Böhm1 im nämlichen Hause; – Hofer auch. – wir zahlen 30fl. das Monath und das ist noch außerordentlich wenig – wir gehen auch zu ihnen in die Kost. Wen glaubst du daß ich hier angetroffen? – Das Mädchen, welche mit uns so oft im Auge Gottes Verstecken gespielt hat – Buchner glaub ich hieß siesie heißt nun Madme Porsch und ist zum zweytenmale verheurathet. – Sie hat mir aufgetragen alles Schöne von ihr an dich zu schreiben. –

Da ich nicht weiß ob du in Wien oder in Baaden bist, so adressire ich diesen Brief wieder an die Hofer. – Ich freue mich wie ein Kind wieder zu dir zurück – wenn die Leute in mein Herz sehen könnten so müßte ich mich fast schämen – es ist alles kalt für mich, – eiskalt – Ja wenn du bey mir wärest da würde ich vielleicht an dem artigen Betragen der Leute gegen mich mehr Vergnügen [318] finden – so ist es aber so leeradieu – Liebe – ich bin ewig

dein Dich von ganzer Seele liebender

Mozart


frankfurt am Mayn den 30ten September 790.

Fußnoten

1 Der Theaterdirektor Böhm spielte damals mit seiner Gesellschaft in Frankfurt.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 317-319.
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