*323.

[322] Liebstes Herzens-Weibchen! –


Noch habe ich gar keine Nachricht auf keinen von meinen Frankfurter Briefen, welches mich nicht wenig beunruhiget – heut 11 Uhr war meine Academie, welche von Seiten der Ehre herrlich, aber in Betreff des Geldes mager ausgefallen ist. – Es war zum Unglück ein groß Dejeuné bei einem Fürsten und großes Manoever von den Hessischen Truppen, – so war aber alle Tage meines Hierseyns immer Verhinderung. Die – kannst Du Dir nicht vorstellen, – ich war aber ohngeacht diesem allen so gut aufgelegt, und gefiel so sehr - daß man mich beschwor, noch eine Academie künftigen Sonntag zu geben – Montag reise ich dann ab. – – Ich muß endigen, weil ich sonst die Post versäume. – Aus Deinen Briefen sehe ich; daß Du noch keinen Brief aus Frankfurt von mir empfangen hast, und ich habe Dir doch 4 geschrieben – dann glaube ich zu bemerken, daß Du an meiner Accuratesse oder vielmehr an meinem Eifer zweifelst Dir zu schreiben, welches mich sehr schmerzet. Du sollst mich doch besser kennen – o Gott! liebe mich nur halb so wie ich dich liebe, dann bin ich zufrieden.

Ewig Dein Mozart.


Frankfurt, den 15ten Octobr. 1790.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 322.
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