322.

[320] Liebstes, bestes Weibchen! –


Ich habe von dir, meine liebe, nun 3 briefe. – Den von 28t sept: erhalte diesen Augenblick. – den durch H: von Alt habe noch nicht erhalten, werde aber deswegen gleich mich bey le Noble anfragen. – Du must nun auch 4 briefe in handen haben. – Dies ist der 5te – Nun kannst du mir nicht mehr schreiben; denn ich werde vermuthlich da du dieses liest nicht mehr hier seyn, indemme ich Mittwoch oder Donnerstag meine Academie zu geben denke, und dann freytag gleich – tschiri tschitschi – das beste ist zu fliehen. – liebstes Weibchen! ich hoffe du wirst dich in betreff was ich Dir [320] geschrieben bekümmert haben – und noch bekümmern; – so viel mache ich hier gewis nicht daß ich im Stande seyn sollte gleich bey meiner Rückunft 800 oder 1000 fl: zu zahlen – wenn die sache mit Hofmeister aber wenigstens so im gange ist, daß nur meine gegenwart fehlt, so bekomme ich doch gleich (die interessen gros à 20 pr. cento gerechnet) von 2000–1600 fl: in die Händ. – Da kann ich dann 1000 fl. weg-zahlen – – bleiben mir noch 600fl. – in advent fange ich ohnehin an kleine quartett-suscriptions-Musiken zu geben, scolaren nehme ich auch – die summa darf ich nie zahlen, weil ich für H:1schreibe – folglich geht alles in der ordnung. – ich bitte dich nur mache mir das geschäft mit H: – wenn Du anderst willst daß ich zurück-kommen soll. – wenn du mir nur in mein Herz sehen könntest – da kämpft der Wunsch, die sehnsucht dich wieder zu sehen und zu umarmen mit dem Wunsche viel geld nach Hause zu bringen. – da hatt' ich schon oft den Gedanken noch weiter zu reisen – wenn ich mich dann so zwang diesen Entschluß zu fassen, so fiel mir dann wieder ein, wie es mich reuen würde, wenn ich mich so auf ungewis, vieleicht gar fruchtlos so lange von meiner lieben gattin getrennet hätte, – mir ist so als wenn ich schon Jahre lang von Dir wäre – glaube mir, meine liebe – wenn Du bei mir wärest, so würde ich mich vieleicht leichter dazu entschliessen können – allein – ich bin dich zu sehr gewöhnt – und liebe dich zu sehr, als daß ich lange von dir getrennt seyn könnte – und dann, es ist alles Prallerey was man von den Reichsstädten macht. – berühmt, bewundert und beliebt bin ich hier gewis; übrigens sind die leute aber hier noch mehr Pfeningfuchser als in Wienn. – wenn die Academie ein bischen gut ausfällt, so habe ich es meinem Namen – der gräfin Hatzfeldt und dem Schweitzerischen Hause, welche sich sehr für mich interessiren, zu danken. – übrigens bin ich froh wenn es vorbey ist. – wenn ich in Wienn fleissig arbeite, und scolaren nehme, so können wir recht vergnügt leben; und nichts kann mich von diesem Plane ab-bringen als ein gutes Engagement irgend an einem Hofe. – suche nur mit Ribiselgesicht [321] oder wo anderst die affaire mit Hofmeisterin richtigkeit zu bringen, und meinen Vorsatz scolaren zu nehmen bekannter zu machen, dann wird es uns sicher nicht fehlen. adieu – meine liebe – von mir bekömmst du schon noch briefe. aber ich kann leider keinen mehr bekommen. – liebe ewig Deinen

Mozart.


frankfurt am Main. Den 8t octb: 790.

Morgen ist die Krönung.

sorge für Deine Gesundheit – und

nimm Dich im gehen in acht. – adieu

Fußnoten

1 Hoffmeister.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 320-322.
Lizenz:
Kategorien: