11.

[47] Als sich Mozart bei einem kurzen Aufenthalt in Leipzig auf der dortigen Thomasschule umsah, und der Chor[47] ihm zu Ehren einige achtstimmige Motetten sang, gestand er: »Solch einen Chor haben wir in Wien nicht.«

Unter den vierzig Sängern gefiel ihm besonders ein Bassist. Er ließ sich mit ihm in ein Gespräch ein und druckte dann dem jungen Manne, ohne das jemand der Anwesenden es bemerken konnte, ein für ihn sehr ansehnliches Geschenk in die Hand.

Ein alter braver Klavierstimmer hatte ihm einige Saiten auf sein geliehenes Instrument gezogen.

»Lieber Alter« – sagte Mozart, »was bin ich Ihnen für ihre Mühe schuldig? Morgen reise ich ab.« –

Der alte Mann, der, wenn er mit jemand sprach, immer in Verlegenheit war, stotterte: »Ihre kaiserliche Majestät – woll't ich sagen: Ihrer kaiserlichen Majestät Herr Kapellmeister – ich bin freilich zu verschiedenen Malen hier gewesen – ich bitte mir aus – einen Taler.« –

»Einen Taler?« sagte Mozart, »dafür soll so ein guter Mann sich nicht ein Mal zu mir bemüht haben,« – und damit drückte er dem Alten mehrere Dukaten in die Hand.

»Ihre kaiserliche Majestät« – fing der Mann erschrocken an. –

»Adieu, lieber Alter! Adieu!« rief Mozart, und ging schnell ins andere Zimmer.

Quelle:
Johann Aloys Schlosser: Wolfgang Amad. Mozart. Prag 1828 [Nachdruck Prag 1993], S. 47-48.
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