12.

[48] Man hatte Mozarten gebeten, in Leipzig ein öffentliches Konzert zu geben, und er fand sich bereitwillig dazu. Es war auffallend, daß die Versammlung nicht zahlreich wurde, um so mehr, weil alles, was ihn kannte, Freibillets erhalten hatte, und gewiß die Hälfte der Zuhörer mit solchen eingetreten war.[48]

Mozart achtete nicht im geringsten darauf. Er hätte nicht besser gestimmt sein können, wenn der Saal gedrängt voll von lauter Bezahlenden gewesen wäre.

Da er keinen Chor gab, so waren der Sitte nach, die ziemlich zahlreichen Chorsänger von der freien Entree ausgeschlossen. Verschiedene kamen und fragten bei dem Billetier nach. –

»Ich will«, sagte dieser, »bei dem Herrn Kapellmeister fragen.«

»O«, sagte dieser, »lassen Sie ja herein! Clericus clericum non decimat. Es sind ja auch Musiker.«

Quelle:
Johann Aloys Schlosser: Wolfgang Amad. Mozart. Prag 1828 [Nachdruck Prag 1993], S. 48-49.
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