Leopold an Nannerl

[208] Aus Leopolds letztem Briefe, der erhalten ist; Salzburg, am 10. und 11. Mai 1787 Ich befinde mich, gottlob, nicht schlechter und setze meine Hoffnung auf ein dauerhafteres Wetter, um an die frische Luft zu kommen. Das Serum lactis scheint mir bis itzt recht gar gut anzuschlagen und bisher hats die Tresel90 auch recht gut gemacht. Mich freut ohnendlich, daß Ihr Euch wohl und vergnügt befindet, und ich vergönne Dir die Ruhe, da Du bey mir den ganzen Tag geplagt warst. Werde gestört!
Ich befinde mich immer gleich, habe Apetit. Die Füße werden auch etwas kleiner; nur pulsierts mir noch unterm Magen und muß die Wirkung des Pflasters erst abwarten. Der Herr Doktor war heut und gestern verreiset, folglich nicht da! ... Wegen meiner lebt ohnbesorgt. Werde ich schlechter, so gebe Euch alsogleich Nachricht. ... Dein Bruder wohnt itzt auf der Landstraße, No. 224. Er schreibt mir aber keine Ursache dazu, gar nichts! Das mag ich leider erraten. Ich küsse Euch von ganzem Herzen, grüße die Kinder91 und bin so lang noch lebe Euer redlicher Vater
Mozart.
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Mozart. Zusammengestellt und erläutert von Dr. Roland Tenschert. Leipzig, Amsterdam [1931], S. 208-209.
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