»Don Juan«

[205] Mozart, dessen Blick sich schon früh der Übersinnenwelt zugewandt hatte, griff mit Begeisterung die Anregung auf, eine Oper »Don Juan« zu schreiben. Der Kampf zwischen im Diesseits wurzelnder Daseinsbejahung und einer übersinnlichen Macht der Vergeltung als Stoff des neuen Werkes erschloß dem Meister neue Quellen schöpferischen Ergusses. In ganz anderer Art wiederum als im »Figaro« wird die italienische Opera buffa das Gefäß für neue Inhalte. Tragik und Komik erscheinen als aus dem gleichen Urschoß entsprungen, zur Synthese zusammengefaßt. Daß Mozart damals gerade Todesgedanken nachzuhängen, äußeren Anlaß fand, hat gewiß dem »Don Juan« jene tiefe Eindringlichkeit verliehen, die man an ihm so sehr bewundern muß. Die Kluft zwischen Mozart und seiner Zeit wurde durch dieses Werk noch bedeutend vergrößert. (Bildseiten 50–56; Titelbild.)
Quelle:
Mozart. Zusammengestellt und erläutert von Dr. Roland Tenschert. Leipzig, Amsterdam [1931], S. 205.
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