Leopold an Nannerl

[191] Aus einem Briefe des Vaters;

Salzburg, am 11. November 1785


Endlich habe vom 2ten November einen Brief von Deinem Bruder erhalten und zwar in 12 Zeilen. Er bittet um Verzeihung, weil er über Hals und Kopf die Opera Le Nozze di Figaro fertig machen muß. Er dankt mir und Euch für den Glückwunsch und bittet mich, ihn besonders bey Dir zu entschuldigen [191] und nebst Empfehlung Euch zu melden, daß er Deinen Brief gleich zu beantworten nicht Zeit hat, daß er, um den Vormittag zum Schreiben frey zu haben, alle seine Scolarn auf Nachmittag verlegt hat etc. – Ich kenne die Pièçe, es ist ein sehr mühsames Stück und die Uebersetzung aus dem Französischen hat sicher zu einer Opera frey müssen umgeändert werden, wenns für eine Opera Wirkung tun soll. Gott gebe, daß es in der Action gut ausfällt; an der Musik zweifle ich nicht. Das wird ihm eben vieles Laufen und Disputieren kosten, bis er das Buch so eingerichtet bekommt, wie ers zu seiner Absicht zu haben wünschet: – und er wird immer daran geschoben und sich hübsch Zeit gelassen haben, nach seiner schönen Gewohnheit, nun muß er auf einmal mit Ernst daran, weil er vom Grafen Rosenberg getrieben wird.

Quelle:
Mozart. Zusammengestellt und erläutert von Dr. Roland Tenschert. Leipzig, Amsterdam [1931], S. 191-192.
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