Besuch des Ehepaars Mozart in Salzburg

[177] Aus Mozarts Briefen an den Vater;

Wien, am 21. Mai und 12. Juli 1783


... Nun wünschen wir nichts mehr, als bald so glücklich zu sein, Sie beyde zu umarmen. – Ob es aber in Salzburg wird sein können? – Ich glaube leider schwerlich! Schon lange ging mir so ein Gedanke im Kopf herum – weil Sie aber, mein liebster Vater, niemalen so einen Gedanken gehabt haben, so schlug ich mir es aus. – Herr v. Edelbach und Baron Wetzlar aber bestärkten mich wieder darin; und das ist, ob nicht zu fürchten sey, daß, wenn ich nach Salzburg komme, mich der Erzbischof etwan arretiren oder wenigstens – – Basta! – was mich am meisten es fürchten macht, ist, weil ich meine Entlassung nicht habe. – Vielleicht hat man das mit Fleiß getan – um mich hernach zu fangen. – Genug, Sie werden das am besten zu beurteilen wissen; sind Sie entgegengesetzter Meynung, so kommen wir gewiß. – Glauben Sie es aber auch, so müssen wir einen dritten Ort wählen – vielleicht München – denn ein Pfaff ist zu allem fähig ...


*


... Die ganze Besorgnis meiner Freunde war, daß er mich, da ich meine Entlassung nicht habe, arretiren läßt. Nun bin ich aber durch Sie ganz getröstet und wir kommen im August – längstens September gewiß ...

[177] Nun muß ich schließen, weil ich noch viel zu schreiben habe. Lassen Sie unterdessen die Kugelstatt im Garten herrichten, denn meine Frau ist eine sehr große Liebhaberin davon. Meine Frau hat immer eine kleine Sorge, Sie möchte Ihnen nicht gefallen, weil sie nicht hübsch ist; – allein ich tröste sie, so gut ich kann, damit, daß mein liebster Vater nicht so viel auf äußerliche als innerliche Schönheit geht ...


Aus Georg Nikolaus Nissens63 Mozartbiographie, ergänzt nach den handschriftlichen Kollektaneen dieses


... Uebrigens war auch der Sohn mit seinem Besuche in Salzburg 1783 nicht recht zufrieden gewesen. Er hatte gehofft, daß man seine Frau mit einigen seiner Jugendgeschenke erfreuen würde, welches gänzlich unterblieb. Das Bewußtsein, daß man so ein Unrecht tat, scheint das ganze Betragen gegen ihn und seine Frau in einen gezwungenen Zustand versetzt zu haben.

Quelle:
Mozart. Zusammengestellt und erläutert von Dr. Roland Tenschert. Leipzig, Amsterdam [1931], S. 177-178.
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