Rosa Cannabich

[86] Aus Briefen Mozarts an den Vater;

Mannheim, am 4. und 16. November sowie 6. Dezember 1777


... Ich bin alle Tage bey Cannabich. Heut ist auch meine Mama mit mir hingegangen. Er ist sehr für mich eingenommen. Er hat eine Tochter, die ganz artig Clavier spielt, und, damit ich ihn mir recht zum Freunde mache, so arbeite ich itzt an einer Sonata für seine Madelle Tochter, welche schon bis auf das Rondeau fertig ist. Ich habe, wie ich das erste Allegro und Andante geendiget hatt, selbe hingebracht und gespielt; der Papa kann sich nicht vorstellen, was die Sonata für einen Beyfall hat.


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[86] ... Die Sonaten, die ich für die Madselle Cannabich geschrieben habe, werde ich, sobald es möglich, auf klein Papier abschreiben lassen und meiner Schwester schicken. Vor 3 Tägen habe ich angefangen, der Madselle Rose die Sonate zu lehren; heute sind wir mit dem ersten Allegro fertig. Das Andante wird uns am meisten Mühe machen; denn das ist voll Expression und muß accurat mit dem gusto, forte und piano, wie es steht, gespielt werden. Sie ist sehr geschickt und lernt sehr leicht ...


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... Seine Tochter, welche 15 Jahr alt, aber das älteste Kind ist, ist ein sehr schönes artiges Mädel. Sie hat für ihr Alter sehr viel Vernunft und gesetztes Wesen; sie ist serios, redet nicht viel, was sie aber redet – – geschieht mit Anmut und Freundlichkeit. Gestern hat sie mir wieder ein recht unbeschreibliches Vergnügen gemacht, sie hat meine Sonata ganz – – vortrefflich gespielt. Das Andante (welches nicht geschwind gehen muß) spielt sie mit aller möglichen Empfindung. Sie spielt es aber auch recht gern. Sie wissen, daß ich den 2ten Tag, als ich hier war, schon das erste Allegro fertig hatte, folglich die Madelle Cannabich nur einmal gesehen hatte. Da fragte mich der junge Danner, wie ich das Andante zu machen im Sinn habe; ich will es ganz nach dem Caractère der Madelle Rose machen. Als ich es spielte, gefiel es halt außerordentlich. Der junge Danner erzählte es hernach: Es ist auch so. Wie das Andante, so ist sie31.

Quelle:
Mozart. Zusammengestellt und erläutert von Dr. Roland Tenschert. Leipzig, Amsterdam [1931], S. 86-87.
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