Drittes Kapitel.

Beethovens geselliger Verkehr in Wien.

Wir sind an dieser Stelle wieder genötigt, in dem chronologischen Fortgange unserer Erzählung eine Zeitlang Halt zu machen; denn das Bild von dem Leben eines Mannes kann nur dann vollständig werden, wenn es durch die geselligen Beziehungen desselben Licht und Schatten erhält und der Leser auch mit den Personen, mit denen er einen vertrauten Verkehr unterhielt, oder nach deren Gesellschaft er hauptsächlich strebte, einigermaßen bekannt wird. Nach diesem Grundsatze handelt der wirklich große Novellist und Dramatiker; er führt seine untergeordneten Personen nicht allein darum ein, um die Handlung weiter zu führen, sondern zeichnet ihre Charaktere so, daß die Eigenschaften des Helden durch den Kontrast oder die Übereinstimmung mit jenen lebendiger hervortreten. Der Schreiber eines Romans kann freilich die Einbildungskraft für seine Erzählung in Anspruch nehmen und hat darum ein leichteres Spiel, besonders wenn er ein Mann von Genie ist. Der Biograph hingegen hat eine bei weitem schwerere Aufgabe, und seine Anstrengungen führen im besten Falle oft zu Desdemonas most lame and impotent conclusion. Bei Beethoven läßt wenigstens für die ersten Jahre seines Wiener Aufenthaltes der Versuch noch vieles zu wünschen übrig; und obgleich die Nachforschungen nicht ganz ohne Erfolg geblieben sind, so können doch über viele Punkte nur vage und zerstreute Notizen gegeben werden.

[111] In einem Konversationsbuche, welches Beethovens eigenhändiges Datum »am 20. März 1820« trägt, schreibt eine unbekannte Person folgendes: »Wollen Sie wissen, wo ich zuerst die Ehre und das Glück Sie zu sehen hatte? – Vor mehr als 25 Jahren wohnte ich mit Frank aus Prag im Drachengassel am alten Fleischmarkt. Dort kamen mehrere Edlen zusammen, als S. E. van B., Cristen (?), Heimerle, Vogl (jetzt Sänger), Kösswetter, Bassist, jetzt Hofrath, Greynstein (?), seit lange in Frankreich, u.s.w. Da wurde oft


musicirt etc.

soupirt etc.

punchirt etc.


und zum Schluß haben Euer Excellenz uns oft auf meinem P. F. beglückt. – Damals war ich Hofkriegsrath. – Ich habe wenigstens 15 tausend Metiers getrieben. – Haben wir uns in Prag gesehen? In welchem Jahre? – 1796 – drei Tage. – Ich war in Prag auch 1790–91, –92.« Wer dieser Mann von 15000 Metiers gewesen ist, der damals mit Beethoven in einem Restaurationslokale saß und ihm die Scherze seiner ersten 5/4 Jahre in Wien ins Gedächtnis zurückrief, darüber findet sich in dem erwähnten, für unseren Zweck kopierten Konversationsbuche keine Spur; auch sind weder Heimerle, noch Cristen, weder Greynstein, noch Frank aus Prag der Überlieferung bekannt genug, um noch jetzt Näheres über sie erfahren zu können. Nur von zwei Mitgliedern dieses Kreises wissen wir mehr. Johann Michael Vogl war nicht ganz zwei Jahre älter als Beethoven; er war der später hochberühmte Tenor an der Oper. In den Jahren 1793–94 verfolgte er noch sein juristisches Studium, welches er 1795 mit der Bühne vertauschte. Könnte nicht diese frühe Freundschaft mit Beethoven eine der Ursachen der Wiederaufnahme des Fidelio im Jahre 1814 gewesen sein, die bekanntlich zum Benefiz für Vogl, Saal und Weinmüller stattfand? – Nach einer Erzählung, die zuerst von einem gewissen August Barth in Umlauf gesetzt worden ist, soll der Sänger dieses Namens (Hofsänger Jos. Joh. Aug. Barth), als er einst Beethoven damit beschäftigt fand, eine Masse musikalischer und anderer Papiere zu verbrennen, ein Gesangstück, welches ebenfalls bereits zur Zerstörung bestimmt war, gesungen haben, von demselben entzückt gewesen sein, und auf diese Weise – die unsterbliche Adelaide gerettet haben. Diese Erzählung wird hinlänglich widerlegt durch den Umstand, daß, als Barth zuerst nach Wien kam, im Jahre 1807, die Adelaide bereits etwa zehn Jahre gedruckt war. Würde in der Erzählung an die [112] Stelle des andern der Name Vogl gesetzt, dann könnte darin vielleicht so viel Wahrheit enthalten sein, daß er von Beethoven über die Vorzüge der Komposition um Rat gefragt wurde, sie billigte, zuerst sang und so bekannt machte, ähnlich, wie er viele Jahre später der erste war, der den Erlkönig und andere schöne Kompositionen Franz Schuberts vortrug.

Der »Bassist Kösswetter« war Raphael Georg Kiesewetter, welcher als Schriftsteller über Gegenstände aus der Geschichte der Musik bekannt ist und bei der Wiederbelebung älterer Musik in Wien eine Rolle spielte, die man wohl mit dem Einflusse A. F. J. Thibauts in Heidelberg vergleichen darf. Zu der Zeit, als die Musiker bei den »Edlen« in den Räumen Franks aus Prag »soupirten und punchirten«, war Kiesewetter ein junger Mann von 20 Jahren und studierte gleich Vogl Jurisprudenz. Im Frühling 1794 – mit dieser Zeitbestimmung haben wir eine Grenze für jene Zusammenkünfte – wurde er bei der Reichsarmee in der Kriegskanzlei angestellt und begab sich zugleich ins Hauptquartier zu Schwetzingen am Rhein. Dort, in dem einst berühmten Garten, traf Gyrowetz »öfters den jetzt (1847) noch lebenden Hofrath Kiesewetter, der gleichfalls in Stunden der Erholung lustwandelte und die Flöte blies, auf welchem Instrumente er ein ausgezeichneter Meister war«. Seine Stimme war ein Baß von entsprechender Schönheit wie Vogls Tenor, und er muß ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft der »Edeln« gewesen sein. Seine Abwesenheit bei der Armee bis 1801 unterbrach das intime Verhältnis zu Beethoven, und dasselbe scheint nie wieder auf gleichem Fuße erneuert worden zu sein.

Wichtiger und wertvoller für Beethoven sowohl während dieser Jahre als später war die warme und aufrichtige Freundschaft mit Nikolaus Zmeskall von Domanovecz, Offizial in der Königlich Ungarischen Hofkanzlei. »Sie gehören zu meinen frühesten Freunden in Wien«, schreibt ihm Beethoven 1816. Zmeskall, um die Worte Leopold von Sonnleithners anzuführen, »war ein gewandter Violoncellist, ein gründlicher, geschmackvoller Tonsetzer. – Zu bescheiden, um seine Compositionen zu veröffentlichen, hinterließ er sie dem Archive der Gesellschaft der Musikfreunde. Nach eigener Durchsicht kann ich nur versichern, daß seine drei Streichquartette ihm unter den Meistern zweiten Ranges einen ehrenvollen Platz anweisen und eher gehört zu werden verdienen als manches neue, das wir aus allerlei Rücksichten anzuhören genöthigt werden.«

Daß Zmeskall ein sehr regelmäßiger Besucher der musikalischen Zusammenkünfte beim Fürsten Karl Lichnowsky und häufig bei denselben [113] tätig war, haben wir bereits aus Wegelers Bericht ersehen. Er war zehn Jahre älter als Beethoven, und war lange genug in Wien gewesen, um die beste Gesellschaft dort zu kennen, in welcher er eben so sehr durch seine musikalischen Talente wie durch das Ansehen seiner Stellung und seines Charakters Zutritt hatte, und er war folglich das, was der junge Musiker und Virtuose am meisten nötig hatte, ein Freund, der einerseits bis zu einem gewissen Grade Autorität üben konnte und andererseits immer ein urteilsfähiger Ratgeber war. Diese Freundschaft ruhte bei Zmeskall auf einer ernstlichen und aufrichtigen Würdigung der außergewöhnlichen Fähigkeiten des jungen Fremdlings vom Rheine und einer deutlichen Voraussicht seiner glänzenden künstlerischen Zukunft. Dies beweist ganz besonders die Sorgfalt, mit welcher er die geringsten Papierschnitzel aufbewahrte, wenn Beethoven ein paar Worte auf dieselben geschrieben hatte; denn sicherlich konnte kein anderes Motiv ihn bewegen, so manche kleine Zettel von nicht größerer Wichtigkeit wie etwa folgende beiden: 10 bis 20 Jahre lang aufzuheben.


»Ich werde gleich zu Ihnen kommen. Höchstens in einer Viertel-Stunde.

Ihr Beethoven«,


oder


»Mein lieber scharmanter Graf! Sagen Sie mir doch, ob ich Sie diesen Abend um 5 Uhr sprechen kann, da das sehr nöthig ist für

Ihren Freund

Bthvn1


Dem entsprach auf Seiten Beethovens eine aufrichtige Achtung vor der Würde und dem Ernste von Zmeskalls Charakter, der ihn in ihrem persönlichen Verkehre meistens in den richtigen Grenzen hielt; doch liebte er es, namentlich in der früheren Zeit, in seinen Briefen und Zetteln seinen wunderlichen Phantasien und seinem oft ausschweifenden Humor vollen Spielraum zu lassen. Hier einige darauf bezügliche Beispiele.


An seine Hochwohl- wohl- wohlstgeboren des Herrn von Zmeskall kais.u. könig. wie auch königl. kaisl. Hofsekretair.

»Seine Hochwohlgeboren, seine des Hrn. von Zmeskall Zmeskalität haben die Gewogenheit zu bestimmen wo man Sie morgen sprechen kann.

Wir sind Ihnen ganz verflucht

ergeben

Beethoven2


[114] »Liebster Baron Dreckfahrer


je vous suis bien obligé pour votre faiblesse de vos yeux. – übrigen verbitte ich mir ins künftige mir meinen frohen Muth den ich zuweilen habe, nicht zu nehmen, denn gestern durch ihr Zmeskall-domanovezisches geschwätz bin ich ganz traurig geworden, hol' sie der Teufel, ich mag nichts von ihrer ganzen Moral wissen, Kraft ist die Moral der Menschen, die sich vor anderen auszeichnen, und sie ist auch die meinige, und wenn sie mir heute wieder anfangen, so plage ich sie so sehr, bis sie alles gut und löblich finden was ich thue (denn ich komme zum Schwane, im Ochsen wärs mir zwar lieber, doch beruht das auf ihrem Zmeskalischen Domanovezischen Entschluß (reponse).

Adieu Baron Ba ..... ronron | nor | orn | rno | onr |

(voila quelque chose aus dem alten Versatzamt).«


Beethoven hatte es in mechanischer Geschicklichkeit nie dahin gebracht, aus Gänsekielen gute Federn machen zu können, und die Tage anderer Federn waren damals noch nicht gekommen. Wenn er daher gerade niemanden in der Nähe hatte, der ihm hätte helfen können, so bat er gewöhnlich Zmeskall um Unterstützung. Aus der großen Zahl solcher Hilfsgesuche, die sein Freund bewahrte und die jetzt in alle zivilisierten Länder als Autographe zerstreut sind, geben wir hier zwei Proben3.


»Bester Musikgraf! ich bitte sie mir doch eine oder etliche Federn zu schicken, da ich wirklich daran großen Mangel leide. – sobald ich erfahren werde, wo man recht gute vortreffliche Federn findet, will ich ihrer kaufen – ich hoffe sie heute im schwanen zu sehn.

adieu theuerster

Musikgraf

dero etc


»Seine des Herrn von Z. haben sich etwas zu beeilen mit dem ausrupfen ihrer (darunter auch wahrscheinlich einige fremde) Federn, man hofft, sie werden Ihnen nicht zu fest angewachsen sein – sobald sie alles thun was wir wünschen wollen, sind wir mit vorzüglicher Achtung ihr

F. –

Beethoven.«


Hätte Zweskall diese Zettel nicht sorgfältig aufbewahrt, so würden sie niemals vor eines andern Augen als die seinigen gekommen sein; man sieht daraus, daß er völlig auf ihren Humor einging, und daß es ihm gleichgültig war, ob er sich als Baron, Graf, wohlfeilster Baron, Musikgraf, Baron Dreckfahrer oder einfach »Lieber Z.« angeredet fand, welches letztere das gewöhnlichste ist. Er kannte seinen Mann und liebte ihn; und diese Späße und Sticheleien nahm er in dem Sinne auf, in welchem sie geschrieben waren. Die ganze Haltung der Korrespondenz zwischen [115] beiden zeigt, daß Zmeskall mehr Einfluß zum Guten auf Beethoven ausübte, als irgend ein anderer seiner Freunde; er konnte ihn über Fehler tadeln und ihn schelten, wenn er im Unrecht war, ohne einen ernstlicheren Streit hervorzurufen als den einen, der in dem oben mitgeteilten Proteste gegen den Versuch, ihm seinen frohen Mut zu rauben, angedeutet ist.

Als Musiker wie als Mensch und Freund stand Zmeskall hoch in Beethovens Achtung. Seine Zimmer, Nr. 1166 in jenem ungeheuern Knäuel von Gebäuden, der unter dem Namen des Bürgerspitals bekannt ist, waren eine lange Reihe von Jahren hindurch der Schauplatz eines Privat-Morgenkonzertes, zu welchem nur die ersten Darsteller von Kammermusik und sehr wenige Gäste zugelassen wurden. Hier wurden, nach dem Bruche mit Fürst Lichnowsky, Beethovens Werke dieser Gattung in der Regel zuerst versucht. Ein fernerer bisher ungedruckter Zettel des Komponisten an seinen Freund, um das Jahr 1800 geschrieben, beweist sein Vertrauen auf Zmeskalls musikalischen Geschmack und Urteil; er lautet so:


»Lieber Zmeskall – da ich wohl schwerlich zu der Gr. Deym heute kommen werde, indem ich einen tüchtigen Katarrh seit gestern Abend habe, so empfehle ich ihnen dieselbe bei der Probe heute an, was den Vortrag anbelangt, so war ich gestern da, und da werden sie ihr nichts zu sagen brauchen, aber vielleicht des Tempos wegen – sagen sie mir doch, ob der Hauptmann, der mehrmals bei Tost gepfiffen hat, nicht Gilg heißt? – Ich brauche solches notwendig zu wissen.« –


Die Korrespondenz zwischen ihnen hörte erst mit Beethovens Tode auf.

Ein anderer junger Mann, der in ungewöhnlichem Grade Beethovens Achtung und Liebe erworben hatte, und der aus Wien abreiste, ohne daß auch nur das geringste eingetreten wäre, welches ihr Verhältnis hätte trüben können, war Karl Amenda. Sein Name bietet sich fast von selbst dar zur Ausfüllung einer Lücke in einem Briefe an Ries vom Juli 1804, in welchem Beethoven von einer lebenden Person, die nicht genannt ist, sagt, daß er mit ihr nie in ein Mißverhältnis gekommen sei; wenn er freilich hinzusetzt: »obschon wir fast sechs Jahre hindurch keiner von dem anderen wissen« usw., so ist dies nicht genau, da sie im Jahre 1801 Briefe miteinander wechselten4. Das wenige, was von [116] ihrer Korrespondenz veröffentlicht ist, zeigt, daß ihre Freundschaft etwas von jenem romantischen Charakter hatte, der ehemals sehr an der Tagesordnung war. Wir geben die Briefe an ihrer Stelle in der Biographie (1801 und 1815). In der Korrespondenz mit Zmeskall erscheint sein Name einmal auf einem verstümmelten Zettel, welcher sich jetzt in der K. K. Hofbibliothek befindet und so beginnt:


»Mein wohlfeilster Baron! sagen Sie daß der Guittarist noch heute zu mir komme, der Amenda soll statt einer Amende« [ein Stück ist abgerissen; wohl zu ergänzen »die er zuw]eilen für sein schlechtes Pausiren verdient, mir diesen« [desgl.] – »ittenen Guittarist besorgen«5.


Karl Amenda war am 4. Oktober 1771 zu Lippaiken im Kurland geboren, besuchte die höheren Schulen in Mitau und wurde zunächst von seinem Vater, dann von dem Kapellmeister Veichtner in der Musik unterrichtet; er bildete sich zu einem tüchtigen Violinspieler aus und konnte schon als 14jähriger Knabe in Mitau zum Vesten eines durch einen Unglücksfall erblindeten Bruders ein Konzert geben. 1792 bezog er die Universität Jena, um Theologie zu studieren, wo er aber seine musikalischen Studien fortsetzte. Nach Beendigung des dreijährigen Studiums unternahm er mit einem Freunde (Mylich) weitere Reisen, hielt sich in Lausanne und Konstanz länger auf und kam im Frühjahr 1798 nach Wien. Dort wurde er zuerst Vorleser beim Fürsten Lobkowitz und hierauf Musiklehrer in der Familie der Witwe Mozarts. Wie er dann mit Beethoven bekannt wurde, teilen wir nach einer im Besitze der Familie befindlichen Aufzeichnung mit, welche überschrieben ist: »Kurze Nachrichten über das Freundschaftsverhältnis zwischen L. v. Beethoven [117] und Karl Friedrich Amenda, nachmaligem Propste zu Talsen in Kurland, aufgezeichnet nach der mündlichen Tradition«6.


»Nach Beendigung seiner theol. Studien«, heißt es dort, »geht C. F. Amenda nach Wien, woselbst er einige Male an der Table d'hôte mit Beethoven zusammentrifft, mit ihm ein Gespräch anzuknüpfen versucht, aber nicht reussiert, da Beeth. sehr reservé bleibt. Nach einiger Zeit wird Amenda, der unterdessen Musiklehrer bei Mozarts Witwe geworden war, zu einer befreundeten Familie eingeladen und spielt dort im Quartett die erste Violine. Während des Spiels wird ihm von Jemand das Blatt umgewendet, und als er sich zum Schluß umsieht, erblickt er erschreckt Beethoven, der sich diese Mühe genommen und sich nun mit einer Verbeugung zurückzieht. Am folgenden Tag erscheint der freundliche Wirth der Abendgesellschaft und ruft ganz erregt aus: ›Was haben Sie gemacht? Sie haben Beethovens Herz erobert! B. läßt sie ersuchen, ihn mit Ihrer Gegenwart zu erfreuen!‹ A. macht sich hocherfreut auf und eilt zu B., der ihn sogleich auffordert mit ihm zu musiciren. Das geschieht, und als A. nach einigen Stunden aufbricht, begleitet ihn B. bis zu seinem Quartier, woselbst wiederum gemeinschaftlich musicirt wird. Als B. sich endlich zum Weggehen anschickt, sagt er zu A.: ›Sie könnten mich wohl begleiten.‹ Das geschieht und B. behielt A. zum Abend bei sich und begleitet ihn dann spät des Nachts nach Hause. Von da ab werden die gegenseitigen Besuche immer häufiger, und Spaziergänge werden nun gemeinschaftlich unter nommen, so daß das Publikum, wenn es einmal nur Einen von ihnen auf der Straße sah, gleich ausrief: ›Wo ist denn der Andere?‹ A. führte auch Heinrich Mylich, mit dem er nach Wien gekommen war, bei B. ein, und hat Mylich recht häufig mit B. und A. Trios gespielt. Sein Instrument war die 2 te Violine oder Bratsche. Als B. einmal hörte, daß Mylich in Kurland eine Schwester habe, die recht hübsch Klavier spiele, übergiebt er demselben eine Sonate im Manuscript, mit der Aufschrift: ›Der Schwester meines guten Freundes Mylich.‹ Das Manuscript war zusammengerollt und mit einem seidenen Bändchen umwunden. B. habe geklagt, er könne mit der Violine garnicht zurecht kommen. Von A. aufgefordert, doch zu versuchen, entwickelt B. ein so schreckliches Spiel, daß A. ausrufen mußte: ›Erbarme dich, hör' auf!‹ B. hörte auch auf und nun lachen beide, daß sie sich die Seiten halten müssen7. Eines Abends phantasirte B. wundervoll auf dem Klavier und A. sagt am Schlusse: ›Es ist jammerschade, daß eine so herrliche Musik im Augenblick geboren mit dem nächsten Augenblick verloren geht.‹ Darauf B.: ›Da irrst Du, ich kann jede extemporirte Phantasie wiederholen,‹ setzte sich hin und spielte sie ohne Abweichung noch einmal. B. war sehr häufig in Geldverlegenheit. Einmal klagt er auch A. seine Noth; er müsse Miete zahlen und wisse durchaus nicht, [118] wie er das anstellen solle8. ›Da ist leicht zu helfen!‹ lagt A., gibt ihm ein Thema, (Freudvoll u. leidvoll)9 und schließt ihn in sein Zimmer ein bei dem Bescheide, er müsse nach 3 Stunden die Variationen begonnen haben. AG A. wiederkommt, findet er B. noch recht mürrisch auf demselben Fleck und erhält auch auf die Frage, ob er angefangen habe, ein Stück Papier mit dem Bemerken: ›Da ist der Wisch!‹ A. bringt die Noten ganz erfreut zu B.'s Hauswirt und sagt, er solle damit in eine Verlagshandlung gehen, dort würde er ein schönes Stück Geld dafür erhalten. Der Hauswirth will anfangs nicht darauf eingehen, entschließt sich aber endlich doch zum Gang und kehrt dan demselben ganz freudig zurück mit der Frage, ob nicht noch solche Zettel zu haben wären. Um jedoch der Geldnoth gründlich ein Ende zu machen, räth A. dem B. doch zu reisen, namentlich nach Italien. B. erklärt sich einverstanden, doch nur unter der Bedingung, daß A. mit ihm reise. A. ist gern dazu bereit und wird dann die gemeinschaftliche Abreise ziemlich fest verabredet. Leider aber ruft eine Trauerbotschaft A. in die Heimat zurück. Sein Bruder ist verunglückt10 und ihm liegt die Sorge für die zurückgebliebene Familie des Bruders ob. Mit doppelt beschwertem Herzen nimmt A. von B. Abschied und will heim nach Kurland. Dort erhält er bald darauf einen Brief von B., in welchem es heißt: ›Da du mich nicht begleiten kannst, so kann ich nicht nach Italien reisen.‹ Auch späterhin haben die Freunde häufig ihre Gedanken brieflich ausgetauscht.«


Die Rückreise Amendas erfolgte im Herbst des Jahres 1799. Es entwickelte sich ein brieflicher Verkehr; leider sind Beethovens Briefe11 größtenteils zurzeit verschollen. Ein Enkel Amendas hatte (wie Herr Schippang mitteilt) einen Teil der Korrespondenz, als er in Leipzig am Konservatorium studierte, einem dortigen Verleger auf dessen Ersuchen gegeben, aber – nicht zurückerhalten. Es seien Abschriften genommen [119] worden; aber wo diese und wo der übrige Teil der Korrespondenz sich jetzt befindet, ist bisher unbekannt. Einen Brief Amendas an Beethoven aus dem Jahre 1815 hatte der Verfasser in Bd. III S. 341 der ersten Auflage mitgeteilt; man wird ihn an der betreffenden Stelle der neuen Auflage finden; es ist wohl derselbe, den auch Nohl 1880 im St. Petersburger Herold (uns nicht vorliegend) veröffentlichte. Außerdem besitzt Frau Kawall zwei fast unleserliche Brieffragmente von Beethoven. Aus jenem ersteren Briefe geht hervor, daß Amenda auch mit Zmeskall und mit der Familie Streicher bekannt geworden war, was wir übrigens auch Beethovens eigenem Briefe entnehmen können.

Beethoven war mit Amenda, wie wir sahen, durch die Musik bekannt geworden, gewann ihn aber dann wegen seiner wahrhaft edeln Charaktereigenschaften immer lieber; er zählte ihn zu seinen vertrautesten Freunden und teilte ihm Erlebnisse, z.B. sein Gehörleiden, mit, die er anderen noch verbarg. Einer der Briefe an ihn von 1801 ist von einer Wärme, wie wir sie sonst selten finden. Einen besonderen Beweis seiner Liebe und Hochschätzung gab ihm Beethoven dadurch, daß er ihm das F-Dur-Quartett (Op. 18 I) schenkte, und zwar in seiner ersten, bisher unbekannt gebliebenen Bearbeitung; auf die erste Violinstimme schrieb er die Widmung:


»Lieber Amenda. Nimm dieses Quartett als ein kleines Denkmal unserer Freundschaft, so oft du dir es vorspielst, erinnere dich unserer gemeinsam durchlebten Tage und zugleich wie innig gut dir war und immer sein wird

Dein wahrer und warmer Freund


Wien, 1799, am 25, Juni,

Ludwig van Beethoven.«


Später (s.u.) bittet er ihn, das Quartett nicht weiter zu geben, da er es umgearbeitet habe12.

Außer dem Schmerze über die Trennung von seinem Freunde spricht anscheinend noch ein anderer Kummer aus einem in die Zeit der Abreise Amendas gehörigen Briefe an diesen, der zuerst von L. Nohl in Nr. 4 d. J. 1872 der Neuen Zeitschrift für Musik veröffentlicht wurde (auch in desselben »Beethoven, Liszt, Wagner« S. 71):


»Heute bekam ich eine Einladung nach Mölbling[sic] aufs Land, ich habe sie angenommen und gehe noch diesen Abend auf einige Tage dahin. Sie war mir um so willkommener, da mein ohnedem zerrissenes Herz noch mehr würde gelitten haben, obschon der Hauptsturm wieder abgeschlagen [120] ist, so bin ich doch noch nicht ganz sicher, wie mein Plan darüber ausschlagen wird. gestern hat man mir eine Reise nach Pohlen im Monath September angetragen, wobey mir die Reise sowohl wie der Aufenthalt nichts kostet, und ich mich in Pohlen gut unterhalten kann und auch Geld da zu machen ist, ich habe es angenommen. – Lebewohl lieber A. und gieb mir bald Nachricht von deinem Aufenthalte unterwegs wie auch wenn du in deinem Vaterlande angelangt bist – reife glücklich und vergesse nicht

Deinen Bthvn.«


Kalischer vermutet (Ges. Br. I 41) daß der abgewiesene Heiratsantrag an Magdalene Willmann (vgl. S. 132) des Kummers Ursache ist. Aus der Reise »nach Pohlen« wurde nichts.

»Amenda wurde zuerst Privatlehrer, dann 1802 Prediger zu Talsen in Kurland, 1820 Propst der Kaudanschen Diözese, 1830 Konsistorialrat und starb am 8. März 1836.« Er »besaß eine vorzügliche Gabe der Rede, und obgleich sein Gesicht stark von Pocken zerrissen war, so hatte er doch so etwas Einnehmendes und Gewinnendes in dem Ton seiner Stimme und seinem Betragen, daß sich jeder unwillkürlich zu ihm hingezogen fühlte«13. Ein Originalgemälde von ihm, 1808 von Grune gemalt, bewahrt die Sammlung des Beethovenhauses in Bonn. Auch befindet sich in der Reliquiensammlung der Frau Kawall eine Bleistiftzeichnung, welche Amenda darstellt. –

Graf Moritz Lichnowsky, Bruder des Fürsten Karl, den wir bis zu Beethovens Tode nicht wieder aus dem Gesichte verlieren werden, befand sich ebenfalls unter den Freunden dieser Jahre. Er war ein Schüler Mozarts gewesen, spielte das Klavier mit großer Fertigkeit und war ein einflußreiches Mitglied jener Partei, welche die neuen Erscheinungen verteidigte und die Größe der Kompositionen ihres Freundes verstand. Schindler sah ihn oft in Beethovens letzten Jahren und preist den »edlen Grafen« in den stärksten Ausdrücken.

Über einen andern aus diesem Kreise junger Dilettanten und einen der ersten Spieler Beethovenscher Kompositionen enthält das »Hamburger politische Journal« folgendes: »Wien vom 12. März (1789). Als ein Beweis, wie allgemeine Bildung hier immer tiefere Wurzel schlägt und wie sehr dadurch jedes Talent sich zu entwickeln Gelegenheit findet, verdient bemerkt zu werden, daß am abgewichenen Palmsonntage ein hoffnungsvoller Jüngling: Heinrich Eppinger, jüdischer Nation, als Dilettant in dem hiesigen Nationaltheater zum Vorteile christlicher Witwen und Waisen in einem Konzert auf der Violine sich hören ließ. Er erhielt [121] allgemeinen Beifall, und einstimmig bewunderte man die Fertigkeit dieses jungen Künstlers.« Nach L. von Sonnleithners Worten erlangte er in späteren Jahren als Dilettant bedeutenden Ruf, lebte bescheiden von einem kleinen Vermögen und widmete sich ganz der Musik. »Er war in allen Konzerten und Privatgesellschaften zu finden, arrangierte selbst musikalische Unterhaltungen und spielte gern seine Violine auch für wohltätige Zwecke.« Er gab auch einige Kompositionen heraus. In der Periode, in der wir stehen, war Eppinger einer von Beethovens »ersten Geigern« in den Privatkonzerten des Adels.

Häring, später ein namhafter Kaufmann und Bankier, gehörte damals zu demselben Zirkel junger musikalischen Liebhaber und galt im Jahre 1794 als der beste Violinspieler unter ihnen14. Die jugendliche Freundschaft zwischen ihm und dem Komponisten hörte nicht auf, als sie älter wurden, und war zwanzig Jahre lang für Beethoven von großem Werte.

Eine interessantere Persönlichkeit für uns ist jedoch jener Lehrer Beethovens, unter dessen Leitung er in Wien seine Studien auf der Violine wieder aufnahm – eine glücklicherweise uns durch Ries aufbewahrte Tatsache – Wenzel Krumpholz, der Bruder des böhmischen Harfenvirtuosen Johann Baptist Krumpholz, der sich aus Kummer über die Untreue seiner Frau 1790 zu Paris in der Seine ertränkte. Dieser (nicht Wenzel) war als Violinist in Esterhaz Schüler Haydns (berichtigt durch K. F. Pohl). Wenzel Krumpholz kam 1795 nach Wien, wurde Mitglied des Opernorchesters und trat als Spieler der Haydnschen Quartette auf. Er war, wie Eugen Eiserle sagt (Glöggls Neue Wiener Musikzeitung, 13. August 1857), »ein höchst gefühlvoller Kunstenthusiast und einer der ersten, welche Beethovens Größe ahnten und erkannten. Er hing sich auch an Beethoven mit einer Beharrlichkeit und Aufopferung an, daß dieser, obschon er ihn immer nur ›seinen Narren‹ nannte, ihn als intimsten Hausfreund aufnahm, ihn mit jedem Kompositionsentwurfe sogleich bekannt machte und ihm überhaupt das größte Vertrauen schenkte«. Krumpholz schloß auch eine außerordentlich enge Freundschaft mit seinem Landsmanne Wenzel Czerny und brachte von 1797 an die meisten freien Abende in der Czernyschen Familie zu; und so lernte der kleine Sohn Karl Czerny schon in seinem 8. und 9. Jahre die Werke kennen, die Beethoven gerade[122] unter den Händen hatte, »und wurde gleich Krumpholz für diesen Tonheros enthusiasmirt«. Aus Czernys Erzählungen hatte sich O. Jahn folgende, mit der obigen Schilderung ziemlich übereinstimmende Notiz aufgezeichnet: »Krumpholz, zweiter Violinist am Orchester, ein Enthusiast für Beethoven, der sein Evangelium predigte und von ihm mißhandelt wurde, so daß er sich auch, doch erst 1816, zurückzog.«

Krumpholz war auch Virtuose auf der Mandoline, und diesem Umstande ist es wahrscheinlich zu verdanken, daß Beethoven in jenen Jahren ein paar Stücke für Klavier und Mandoline schrieb (s. o. S. 58).

Unter den Zmeskallschen Papieren auf der K. K. Bibliothek zu Wien befindet sich ein halber Bogen groben Konzeptpapiers, auf welchem mit Bleistift und in großen Buchstaben von der Hand Beethovens folgendes geschrieben ist:


»Der Musikgraf ist mit heute infam kassiert. – Der erste Geiger wird ins Elend nach Sibirien transportiert. – Der Baron hat einen ganzen Monat das Verbot nicht mehr zu fragen, nicht mehr voreilig zu sein, sich mit nichts als mit seinemipse miserum sich abzugeben.

B.«


Musikgraf und Baron ist natürlich Zmeskall; da jedoch über Zeit und Veranlassung jenes Zettels durchaus kein Fingerzeig vorhanden ist, über die ersten Geiger Beethovens aber sehr verschiedene Notizen vorliegen, so würde es ein törichter Versuch sein, zu entscheiden, ob Schuppanzigh oder ein anderer von ihnen nach Sibirien geschickt werden sollte.

Im ersten Bande (2. Aufl. S. 354) wurde bereits eine kurze Mitteilung über das jugendliche Quartett gegeben, welches nach Wegelers Bericht in den Jahren 1794–95 regelmäßig Freitag morgens beim Fürsten Karl Lichnowsky spielte; einige weitere Einzelheiten wurden damals für eine passendere Stelle aufgehoben und stehen hier an ihrem richtigen Platze.

Die Biographen verfallen häufig in den Fehler, zu vergessen, daß es im Leben ausgezeichneter Männer eine Zeit gibt, in welcher sie erst nach Ruhm strebende sind und ihr Ansehen noch zu begründen haben, und in welcher sie bei denen, welche sie kennen, oft in weit geringerem Grade Aufmerksamkeit und Hoffnung erwecken, als manche rascher und früher entwickelte Zeitgenossen. Dieser Irrtum hat auch den Gestalten Schuppanzighs und seiner Genossen eine durchaus falsche Auszeichnung in dem Gemälde dieser ersten sieben Jahre von Beethovens Wiener Leben gegeben. War ja doch der Komponist selbst noch keineswegs der Beethoven, den wir kennen. Wäre er 1800 gestorben, so würde er in der Geschichte [123] der Musik die Stelle eines großen Klavierspielers und eines viel versprechenden jungen Komponisten einnehmen, dessen Scheiden in seiner ersten Entwicklung wohl begründete Hoffnungen eines großes zukünftigen Ruhmes zerstört hätte. Dies gilt in doppeltem Grade von den Mitgliedern seines Quartetts. Wären dieselben in früher Jugend gestorben, so würde kein einziger von ihnen, mit Ausnahme vielleicht des jungen Kraft, der allein sich immer als Virtuose auf seinem Instrument ausgezeichnet hat, in den Annalen der Musik verzeichnet sein. Sie legten während dieser Periode nur den Grund zu ihrer späteren Vollkommenheit und Berühmtheit als Darsteller von Mozarts, Haydns, Försters und Beethovens Quartetten.

Schuppanzigh, der erste Violinist, und Weiß, der Bratschist, scheinen allein beständig bei jenen Quartettaufführungen beteiligt gewesen zu sein. Kraft, der Violoncellist, war oft abwesend; dann vertrat sein Vater. oder Zmeskall oder ein anderer seine Stelle. Da ferner die zweite Violine häufig von dem Herrn des Hauses, wo sie zu Privatkonzerten engagiert waren, übernommen wurde, so war alsdann Sina natürlich nicht zugegen. Doch haben jene vier offenbar von 1794 bis 1799 eifrig und regelmäßig miteinander geübt. Sie genossen den Vorteil, der keinem andern Quartett vergönnt war, die Werke Haydns und Försters unter den Augen der Komponisten zu spielen und von denselben über jeden Effekt belehrt zu werden, welchen die Kompositionen hervorzubringen bestimmt waren. Jeder der Darsteller kannte daher genau die Absichten der Komponisten und erlangte die schwere Kunst, unabhängig zu sein und gleichzeitig der Gesamtheit sich unterzuordnen. Als Beethoven anfing, Quartette zu komponieren, hatte er also eine Gesellschaft von Spielern, die durch seine großen Vorgänger zur Vollkommenheit herangebildet waren, und die in seiner eigenen Musik bereits durch seine Trios und Sonaten bewandert waren.

Ignaz Schuppanzigh, der Leiter, geboren 1776, gestorben 2. März 1830 in Wien, trieb die Musik anfangs als Dilettant und wurde ein vortrefflicher Bratschenspieler; um die Zeit jedoch, als Beethoven nach Wien kam, vertauschte er dieses Instrument mit der Violine und machte die Musik zu seinem Lebensberufe. Mit besonderer Vorliebe leitete er Orchesteraufführungen; wie es scheint, hatte er, noch ehe er sein 21. Jahr erreicht hatte, in dieser Tätigkeit einen Grad lokaler Berühmtheit erlangt und war in gewisser Hinsicht ein Günstling des Publikums geworden. In den Jahren 1798 und 1799 dirigierte er jene Konzerte im Augarten, [124] die von Mozart und Martin eingerichtet waren und später von Rudolph geleitet wurden. »Er gibt«, sagt der Korrespondent der Allg. Musikal. Zeitung, »im großen Augartensaale die schöne Jahreszeit über 12 bis 16 Konzerte, die (was wohl ganz eigen ist) um 7 Uhr früh ihren Anfang nehmen und gegen zwei Stunden dauern. Außer den blasenden Instrumenten und Contrabässen sind alle Partien von Dilettanten sehr zahlreich besetzt, und die Genauigkeit, mit welcher alles ausgeführt wird, das Feuer, mit dem H. Schuppanzigh jede Composition in ihr vortheilhaftestes Licht zu stellen weiß, dient gewiß jedem Liebhaberconzert und vielen Musikdirectoren zum Muster. Man hört die schwersten Sinfonieen von Haydn und Mozart mit einer Deutlichkeit und Präcision vortragen, die jede Schönheit, welche die Verfasser in ihre Instrumente zu legen wußten, unübertrefflich darstellen.« Der Eintrittspreis war sehr niedrig, der Ruf dieser Konzerte aber so groß, daß »selten ein Virtuos in Wien einige Zeit lebt, der sich nicht hier hören ließe; sowie es wohl auch wenig Componisten in unserer Stadt gibt, die nicht ihre Sinfonieen noch im Manuskript aufführten«.

Dieser Brief, vom 1. Mai 1799 datiert, ist für Schuppanzigh als Dirigenten wahrscheinlich zu panegyrisch; jedenfalls wird im Oktober 1800 eine sehr verschieden lautende und ziemlich ungünstige Geschichte erzählt; der Schreiber bezweifelt überhaupt, ob es angemessen sei, ihn einen großen Orchesterdirigenten zu nennen: und der bald nachher eintretende Verfall der Konzerte bestätigt seine Meinung einigermaßen, wenn auch der Zustand der öffentlichen Angelegenheiten und der mangelnde Reiz der Neuheit einen gewissen Einfluß in dieser Richtung geübt haben muß. Seyfried indessen, der nach seinem Tode schrieb, nennt Schuppanzigh »gleichsam von der Natur dazu berufen, einen wahrhaft energischen Orchesteranführer«. Die Verschiedenheit im Alter, im Charakter und in der gesellschaftlichen Stellung war derart, daß sie zwischen ihm und Beethoven nicht jene höhere und edlere Freundschaft gestattete, welche den letzteren mit Zmeskall verband. Doch waren sie einander, wie zu erwarten war, von großem Nutzen, und sie empfanden großes wechselseitiges Gefallen, wenn nicht Liebe zu einander. Schuppanzighs Äußeres nahm früh viel von der Gestalt und den Verhältnissen von Sternes Dr. Slop an, und nach seiner Rückkehr aus Rußland ist er einer der »Milord Fallstaffs« in Beethovens Korrespondenz und Konversationsbüchern15. Seine Korpulenz war jedoch bereits früher [125] der Gegenstand der Scherze des Komponisten, und er muß ein außerordentlich gutmütiger junger Mann gewesen sein, um den groben, ja unanständigen Text zu dem kurzen Gesangstücke, betitelt »Lob auf den Dicken« (1801), zu ertragen und zu vergeben. Dasselbe war ersichtlich ein bloßer Scherz und wurde auch als solcher aufgenommen. »Schuppanzigh war«, erzählte Holz Otto Jahn, »ein kleiner, sehr wohlbeleibter Mann, immer lustig und sehr für die materiellen Genüsse – B.'s Fallstafferl.« Er verheiratete sich 1807 (vgl. Beethovens Brief an Franz von Brunswik vom 11. Mai) »mit einer ihm sehr ähnlichen« (einer Schwester der Sängerin Josephine Schulz-Killitschgy); 1816–23 lebte er in Rußland, kehrte aber dann nach Wien zurück und stand nach wie vor Beethoven nahe. Es ist bemerkenswert, daß Beethoven und Schuppanzigh in ihren gegenseitigen Anreden sich weder des vertraulichen »Du« noch des respektvollen »Sie«, sondern der Bezeichnung »Er« bedienten, eine Tatsache, aus welcher man Beethovens große Verachtung für den Violinspieler beweisen zu können glaubte; da sie aber eine gleiche Verachtung von der andern Seite beweisen würde – so beweist sie eben zu viel.

Über Sina und Weiß, beide Schlesier von Geburt, haben wir hier wenig hinzuzufügen. Franz Weiß, geboren 1788, gestorben 1830 in Wien, war später der erste Bratschist Wiens, und auch als Komponisten von Balletten und Kammermusikstücken fehlte es ihm nicht an Erfolg.

Anton Kraft (der Vater), geboren 30. Dezember 1752 zu Rokitzau, gestorben 28. August 1820 in Wien, war aus Böhmen nach Wien gekommen, um dort seine juristischen Studien fortzusetzen; er gab dieselben jedoch auf und trat als Violoncellist in die K. K. Hofkapelle. Im Jahre 1778 erhielt er eine Einladung von Haydn, Mitglied der Kapelle zu Esterhaz zu werden. Für ihn hat wohl Haydn das 1781 komponierte Violoncellkonzert geschrieben. Dort wurde am 14. Dezember 1778 sein Sohn Nikolaus Anton geboren. Der Knabe, von der Natur mit großen musikalischen Talenten begabt, genoß den doppelten Vorteil, einmal durch den Unterricht und das Beispiel des Vaters gebildet zu werden, und dann unter Haydns Augen und in dem beständigen Studium der Werke dieses großen Meisters heranzuwachsen. Als nach dem Tode Esterhazys dessen Kapelle sich zerstreute, kam Kraft mit seinem Sohne, der nunmehr in seinem 14. Jahre stand, nach Wien. Am 15. April 1792 spielte Nicolaus ein Konzert von seines Vaters Komposition in dem Witwen- und Waisenkonzert, und am 21. trat er wieder in einem Konzert [126] auf, welches sein Vater gab. Trotz des sehr bedeutenden Erfolges wurde der Sohn doch zu einem andern Berufe bestimmt und spielte von da an bis zu seinem 18. Jahre sein Instrument nur als Liebhaber. Als solchen lernte Beethoven den jungen Mann zuerst kennen. Als aber der junge Fürst Lobkowitz sein Orchester bildete (1796), wurden beide Krafts engagiert, und Nikolaus machte von da an die Musik zu seinem Berufe; und als er zur Reise seiner Jahre gekommen war und seine Leistungen ihren Höhepunkt erreicht hatten, war unter ganz Deutschlands Violoncellisten Bernhard Romberg sein einziger Nebenbuhler. Nikolaus starb am 18. Mai 1853 in Stuttgart.

Schindler bemerkt mit der ihm eigentümlichen Unaufmerksamkeit in Bezug auf Daten, wo er von Schuppanzigh, Weiß und dem älteren Kraft spricht, folgendes (I S. 35): »Diese drei Künstler stehen mit dem Entwicklungsgange Beethovens, überhaupt mit einem großen Theil seiner Schöpfungen in enger Wechselwirkung, daher ihrer noch öfters zu gedenken sein wird. Indessen soll nur bemerkt werden, daß dieser Verein praktischgeschulter Musiker es war, dem der aufstrebende Componist die zweckmäßige Behandlung der Streichinstrumente zu danken gehabt16. Außer diesen sind noch zu nennen: Joseph Friedlowsky, der unserm Meister die Kenntniß des Clarinett-Mechanismus gelehrt, und der berühmte Hornist Johann Wenzel St ich (der sich italienisch Giovanni Punto genannt), dem Beethoven die Kenntniß des Hornsatzes verdankt, von der er bereits in der Sonate mit Horn, Op. 17, einen eclatanten Beweis gegeben. Im Flöten-Mechanismus, in dessen Construirung so viele Veränderungen in den ersten Jahrzehnten des Jahrhunderts vorgegangen, blieb Karl Scholl Beethovens beständiger Instructor.« Ohne Zweifel ist in diesen Worten ein gewißes Maß von Wahrheit enthalten, insoweit sie sich auf eine spätere Periode beziehen. Punto gab natürlich Beethoven neue Enthüllungen über die Kräfte und die Leistungsfähigkeit des Horns, wie Dragonetti über die des Kontrabasses; doch kam er erst gegen Ende des Jahres 1799 nach Wien und starb schon drei Jahre später (16. Februar [127] 1803) zu Prag. Alle anderen, die Schindler nennt, waren mit der einen Ausnahme des älteren Kraft junge Leute von 16 bis 18 Jahren, und dies zu der Zeit, als Beethoven sein erstes und zweites Konzert komponierte, Werke, welche beweisen, daß er in der Verwendung der Orchesterinstrumente doch nicht völlig unwissend war. Hätte Schindler etwas von der Geschichte von Max Franz' Orchester in Bonn gewußt, so würde er manches Mißverständnis vermieden haben.

Johann Nepomuk Hummel, Schüler Mozarts, gehörte ebenfalls zu den jungen Männern, welche Beethoven in seinen Kreis zog. Im Jahre 1795 brachte ihn sein Vater von der sehr erfolgreichen Konzertreise, welche die vorhergehenden sechs Jahre ausgefüllt und den Knaben sogar bis zu den Städten des fernen Schottland bekannt gemacht hatte, nach Wien zurück und gab ihn Albrechtsberger und Salieri in die Lehre, damit er Kontrapunkt und Komposition studiere. Bis zum 28. April 1799 scheint er ruhig bei seinen Studien verblieben zu sein und nur in Privatkreisen gespielt zu haben; an jenem Tage aber trat er wieder öffentlich auf, und zwar sowohl als Klavierspieler wie als Komponist in einem Konzert im Augartensaale, welches Schuppanzigh dirigierte. »Er führte eine Sinfonie nebst einem zu dieser Gelegenheit verfertigten Melodrama von seiner Composition auf und spielte dazwischen auf dem Pianoforte sehr hübsch componierte Phantasieen.« Daß der so begabte und vielversprechende Jüngling von 17 Jahren bei seiner Rückkehr in die Heimat die Bekanntschaft und Gunst eines Mannes aufsuchte, der während seiner Abwesenheit einen so tiefen Eindruck auf das Wiener Publikum gemacht hatte, und daß Beethoven sich freute, dem Lieblingsschüler Mozarts Freundlichkeiten erweisen zu können, braucht kaum erwähnt zu werden. Eine ausführliche Beschreibung würde die Art ihres Verkehrs nicht so lebhaft veranschaulichen können wie zwei kurze, aber außerordentlich charakteristische Zettel Beethovens, welche Hummel aufbewahrte und welche nach seinem Tode gedruckt wurden17. Der erste lautet so:


»Komme er nicht mehr zu mir! er ist ein falscher Hund und falsche Hunde hole der Schinder.

Beethoven.«


Einen Tag später schrieb der erzürnte Mann, nachdem er gesehen, daß er im Unrechte war, wiederum folgendes:


[128] »Hertzens Natzerl!


Du bist ein ehrlicher Kerl und hattest Recht, das sehe ich ein; komm also diesen Nachmittag zu mir, du findest auch den Schuppanzigh und wir Beide wollen dich rüffeln, knüffeln und schütteln, daß du deine Freude dran

Dich küßt

Dein Beethoven

auch Mehlschobert genannt.«


Doch genug dieser persönlichen Skizzen.

Aus dem Briefe an Eleonore von Breuning (Bd. I2, S. 362) haben wir gesehen, daß Beethoven manche der Wiener »Klaviermeister« für seine Todfeinde hielt. Schindlers Beobachtungen über des Komponisten Stellung und Verhältnis zu den Wiener Musikern, wenn auch in dem ihm eigentümlichen Stile geschrieben, scheinen doch treffend und richtig zu sein. »Es wird wohl niemand erwarten«, sagt er (I, S. 23), »daß ein so rasch sich emporhebender Künstler, wie unser Beethoven, obgleich fast ausschließlich sich in den Zirkeln der hohen Aristokratie bewegend und von dieser in seltener Weise getragen, seitens seiner Kunstgenossen ohne Anfechtung bleiben sollte; im Gegenteil darf der Leser gefaßt sein, gerade in Anbetracht der strahlenden Eigenschaften und Beweise von Genie bei unserm Helden, im Contrast zu dessen schwerem Bündel socialer Sonderbarkeiten, wohl auch Schroffheiten, ein ganzes Heer von Gegnern wider ihn zu Felde ziehen zu sehen. Über alles war es sein Äußeres, seine im Umgange mit Kunstgenossen zu wenig bemeisterte Reizbarkeit und Rückhaltlosigkeit im Urteil, was Neid und Scheelsucht nicht für natürliche Begleiter des Genies wollten gelten lassen. Der zu geringe Grad von Nachsicht für die mancherlei Bizarrerien und Gebrechen der höheren Gesellschaft, andern Teils wieder seine hohen Anforderungen bei Kunstgenossen hinsichts mehrseitiger Bildung, sogar sein bonner Dialect, dies zusammen lieferte den Gegnern Stoff im Überfluß, mit üblen Nachreden und wohl auch Verleumdungen Rache an ihm zu nehmen.« Diesen Worten schließt Schindler die Bemerkung an, daß »übereinstimmenden Mitteilungen zufolge die wiener Musiker damaliger Zeit, mit sehr geringen Ausnahmen, nicht nur aller Kunst-, ja auch der notwendigsten Schulbildung ermangelten und vom Handwerksneide dermaßen durchdrungen gewesen, wie es gleichzeitig in den Zünften der Fall war. Insbesondere hatte man es auf die Fremden abgesehen, sobald ihre Absicht kund geworden, ständigen Wohnsitz in der Kaiserstadt zu nehmen. In einer Schilderung des Musikwesens in Wien im dritten Jahrgang der Allg. Mus. Ztg., Seite 67 (Oct. 1800), findet [129] sich hierauf bezüglich folgende Stelle: ›Sollte es ihm (dem fremden Künstler) einfallen hier bleiben zu wollen, so ist das ganze Corpus musicum sein Feind‹ ... Erst im Laufe des dritten Jahrzehnts haben sich diese Dinge dort besser gestaltet.« Schindler hätte hinzufügen können, daß der Wechsel in nicht geringem Grade durch die Lehren und das Beispiel Beethovens eingeführt worden ist, welches auf die Czerny, Moscheles und andere junge Bewunderer seines Genius seinen Einfluß ausübte.

Kurz, der Umstand, daß Beethoven gegenwärtig eine Stellung als Künstler erreicht hatte, der nur die von Mozart gleichkam, und in der Gesellschaft einen Rang einnahm, wie er Gluck, Salieri, Haydn zuteil geworden war, als ihre Namen europäischen Ruf erlangt hatten, dies, in Verbindung mit dem allgemeinen Gefühle, daß er der Erbe von Mozarts Genius sei, erzeugte bittern Neid bei denen, welche von seinen Fähigkeiten und seinem Genie überstrahlt wurden. Sie rächten sich, indem sie seine persönlichen Eigentümlichkeiten verspotteten und das Neue in seinen Kompositionen verurteilten und lächerlich machten: während er ihrem Neide mit Verachtung, ihren Urteilen mit Geringschätzung begegnete und ihre Kompositionen, wenn er sie nicht mit Gleichgültigkeit behandelte, nur zu oft mit bitterem Spott kritisierte. »Die Komponisten waren damals gegen Beethoven, den sie nicht verstanden und der ein böses Maul hatte«, äußerte Doležalek in einem Gespräche mit O. Jahn. Dieses Bild ist sicherlich kein erfreuliches, doch alle Beweise lassen es leider als treu erkennen.

Männer wie Salieri, Gyrowetz, Weigl darf man jedoch nicht als in dem Andrucke »Klaviermeister« mit einbegriffen ansehen. Nach Schindlers Zeugnis standen diese Männer bei Beethoven in vorzüglicher Achtung, und seine Worte werden in vollständigstem Maße bestätigt durch die Konversationsbücher und andere Autoritäten, welche außerdem beweisen, daß auch Eyblers Name den obigen hinzugefügt werden kann. Sie waren alle mehr oder weniger älter als Beethoven, und er schätzte sie ihrer kontrapunktischen Kunst wegen – zumal Weigl und Eybler – sehr hoch. Es haben sich jedoch keine Andeutungen gefunden, daß er in dem Verhältnis näherer Freundschaft und Vertrautheit mit einem von ihnen gestanden hätte.

Beethoven bildete keine Ausnahme von der allgemeinen Regel, daß Männer von Genie sich einer innigen und dauernden Freundschaft mit Frauen von edlem Charakter und höherer Bildung erfreuen. Wir meinen damit nicht jene Eroberungen, welche er nach Wegeler gerade während [130] der ersten drei Jahre in Wien mitunter gemacht hatte, die »manchem Adonis wo nicht unmöglich, doch sehr schwer geworden wären«. Solche Eroberungen, auch wenn Einzelheiten, die auf sie Bezug hätten, noch erreichbar wären, mögen vergessen bleiben. Seine Ehelosigkeit gründete sich keineswegs auf die überlegte Wahl eines Einzellebens. Von dem wenigen, was in bezug auf diesen Punkt bekannt ist, wird das Nötige und hierher Gehörige zur rechten Zeit mitgeteilt werden, einfach und ohne Glossen und überflüssige Kommentare. Was aber seine Freundschaften mit Personen des andern Geschlechtes betrifft, so würden wir dem Blick auf dieselben eine völlig falsche Perspektive geben, wenn wir die Beziehungen späterer Jahre benutzen wollten, um schon an dieser Stelle unserer Darstellung einen pikanten Reiz zu geben. Wir lassen dieselben eben falls an ihrem gehörigen Orte folgen, und während sie auf diese Weise nichts von ihrem Interesse verlieren, werden sie vielleicht eine Untersuchung erleichtern und klären helfen, welche andernfalls mitunter zu dunkel sein möchte. Glücklicherweise ist während dieser günstigen Jahre, bei denen wir stehen, das Bild in den meisten Beziehungen klar und sonnig gewesen, und die Spärlichkeit der Nachrichten über den fraglichen Gegenstand gibt denselben geringere Bedeutung.

Man wendet sich hier natürlich zunächst zu jenen Mitteilungen persönlicher Erinnerungen, von Frauen geschrieben, die sich in diesen Jahren in den besseren Kreisen der Gesellschaft bewegten, weil man in ihnen Beethovens Namen zu finden und sein Verhalten Frauen gegenüber von diesen selbst beschrieben zu sehen, oder wenigstens Winke über seine Beziehungen zu den jüngeren Frauenzimmern, welchen er dort begegnete, zu finden hofft. Doch alle derartigen Schriften, die von uns in dieser Absicht durchforscht wurden, haben sich im höchsten Grade unergiebig erwiesen. So reizt z.B. Karoline Pichler lediglich die Neugierde. Sie ist geschwätzig bis zum Überdrusse über Offiziere der Armee und andere, die seither längst vergessen sind, übergeht jedoch Haydn und Beethoven mit der Bemerkung, daß sie – dieselben wohl gekannt habe. Auffallenderweise ist uns in den sämtlichen für dieses Buch gesammelten Materialien nirgendwo eine mit Beethovens Namen verbundene Erwähnung von Magdalene von Kurzböck begegnet, der besten Klavierspielerin Wiens und der wohlbekannten Freundin Haydns; und ebensowenig eine der Witwe Mozarts, wenngleich letzteres vielleicht seine Erklärung in dem Umstande findet, daß dieselbe während der letzten Jahre des Jahrhunderts eine Konzertreise mit Eberl unternahm und dadurch lange Zeit von Wien abwesend war; [131] später mag Beethovens Gehör und Gesundheit der Grund gewesen sein18. Was Madame Auernhammer betrifft, welche jedenfalls bis zum Jahre 1813 fortfuhr, öffentlich als Klavierspielerin aufzutreten, so ist sie den Lesern von Jahns Mozart nicht so vorteilhaft bekannt, um es auffallend zu machen, daß Beethoven keine Bekanntschaft mit ihr unterhielt.

In dem gegenwärtigen Zusammenhange jedoch tritt eine unserer alten Bonner Bekannten wieder auf die Szene. Der Leser wird sich aus dem ersten Bande erinnern, daß die schöne, talentvolle und wohl ausgebildete Magdalene Willmann19 eingeladen worden war, in Venedig während des Karnevals von 1794 zu singen, und daß sie in dem vorhergehenden Sommer mit ihrem Vater Max und seiner zweiten Gattin (Fräulein Tribolet, s. Bd. I2 S. 234) aus Bonn abgereist war, um jenem Engagement zu folgen. Nachdem sie Venedig verlassen, gab sie am 30. Juli (nach dem Berichte der Rheinischen Musen) ein Konzert in Graz und reiste hierauf nach Wien. Max und seine Gattin wurden von Schikaneder engagiert und blieben in Wien, während Magdalene nach Berlin ging. Da sie dem dortigen Opernpublikum nicht gefiel20, kehrte sie nach Wien zurück und wurde bald an der Hofoper engagiert, um sowohl deutsche als italienische Partien zu singen. Beethoven erneuerte seinen Verkehr mit Willmanns und wurde in kurzem durch die Reize der schönen Magdalene in so hohem Grade gefesselt, daß er ihr seine Hand anbot – eine Tatsache, welche dem Verfasser dieses Buches von einer Schwester Magdalene Willmanns mitgeteilt wurde, die im Jahre 1860 noch lebte und ihren Vater oft darüber hatte sprechen hören. Auf die Frage, warum Magdalene auf den Antrag Beethovens nicht eingegangen sei, schwankte Frau S. einen Augenblick und antwortete dann lachend: »weil er so häßlich war, und halb verrückt!« Im Jahre 1799 heiratete Magdalene einen gewissen Galvani; doch ihr Glück war ein kurzes; sie starb schon Ende 1801.

Wir besitzen ferner aus der gegenwärtigen Periode zwei Briefe Beethovens an Christine Gerhardi, eine junge Dame, welche in der damaligen Gesellschaft wegen ihrer glänzenden Talente und ihrer hohen Bildung großes Ansehen genoß. Leop. von Sonnleithner gibt von ihr die folgende Schilderung:

[132] »Sie war die Tochter eines Hofbeamten Kaiser Leopolds II. Der Vater war nebst seiner Familie aus Toscana nach Wien gekommen, als Leopold II. durch den Tod Josephs II. zum Throne berufen wurde. Die Tochter war eine ausgezeichnete Sängerin, blieb stets nur Dilettantin und sang vorzüglich in Konzerten zu wohlthätigen Zwecken (deren sie selbst veranstaltete) oder für ausgezeichnete Künstler. Der alte Professor Peter Frank war Director des allgemeinen Krankenhauses in Wien, in dessen Nähe (Alserstraße, jetzt 20) er wohnte. Er war ein großer Liebhaber der Musik, noch mehr war aber dies sein Sohn Dr. Joseph Frank, der sich auch selbst in der Composition versucht, und bei seinem Vater häufige musicalische Soireen veranstaltete, an welchen auch Beethoven und Fräulein Gerardi Theil nahmen, und dabei sangen und spielten. Zu den Namenstagen und Geburtstagen des alten Frank komponierte der Sohn öfters Cantaten, die Beethoven korrigirte, und wobei Frl. Gerardi die Sopran-Solos sang. Manchmal wurden sogar Opernscenen im Garten dargestellt, und mein noch lebender 86 Jahre alter Freund Schönauer war dabei zugegen, als sie eine Szene aus Gli Orazi ed i Curiazi von Zingarelli im römischen Costüme sang und spielte. Sie war damals die berühmteste Gesangsdilettantin in Wien, und da Haydn sie gut kannte, so ist nicht zu zweifeln, daß er bei der Composition der Schöpfung an sie dachte; sie sang auch wirklich sowohl bei Schwarzenberg als auch bei der ersten Aufführung im Burgtheater den Sopran-Part mit großem Beifalle. – Aus allen Nachrichten geht hervor, daß sie mit Beethoven bei dem alten Frank oft zusammenkam, wo er auch manchmal am Klavier ihren Gesang begleitete. Unterricht hat er ihr nicht ertheilt.«

Am 20. August 1798 vermählten sich Dr. Joseph von Frank und Christine Gerhardi21; im Jahre 1804 verzogen sie von Wien.

Die fraglichen zwei Briefe, deren Gegenstand man aus ihrem Inhalte erraten muß, haben an sich keine besondere Bedeutung; das Interesse, welches sie gewähren, liegt, abgesehen von der Stellung ihres Schreibers und dem Charakter der Dame, an welche sie gerichtet sind, in dem sehr ergötzlichen Gegensatze zwischen dem förmlichen und respektvollen Tone des ersten gegenüber einer Persönlichkeit, mit welcher Schreiber noch nicht [133] auf vertrautem Fuße stand, und der außerordentlichen Vertraulichkeit des zweiten. Zu den allzu seltenen Andeutungen über die Art und Weise, wie Beethoven in jener Zeit in geselligen Kreisen lebte und sich bewegte, fügen sie eine weitere und bemerkenswerte hinzu. Der erste Brief22 lautet folgendermaßen:


»A Mademoiselle

Mademoiselle de Gerardi.


Meine liebe Fräulein G., ich müßte lügen, wenn ich Ihnen nicht sagte, daß die mir eben von Ihnen überschickten Verse mich nicht in Verlegenheit gebracht hätten, es ist ein eigenes Gefühl sich loben zu sehen, zu hören und dann dabei seine eigene Schwäche fühlen, wie ich: solche Gelegenheiten betrachte ich immer als Ermahnungen, dem unerreichbaren Ziele, das uns Kunst und Natur darbeut, näher zu kommen, so schwer es auch ist. – Diese Verse sind wahrhaft schön bis auf den einzigen Fehler, den man zwar schon gewohnt ist bei Dichtern anzutreffen, indem sie durch die Hülfe ihrer Phantasie verleitet werden, das was sie wünschen zu sehen und zu hören, wirklich hören und sehen, mag es auch weit unter ihrem Ideale zuweilen sein. Daß ich wünsche den Dichter oder die Dichterin kennen zu lernen können Sie wohl denken und nun auch Ihnen meinen Dank für Ihre Güte, die Sie haben

für Ihren Sie verehrenden

L. v. Beethoven.«


Der zweite hierher gehörige Brief befand sich im Besitze von Dr. Th. Helm, Direktor des allgemeinen Krankenhauses in Wien; derselbe lautet23:


»Liebe Chr. sie haben gestern etwas hören lassen wegen des Conterfeis von mir. – ich wünschte, daß sie dabei doch etwas behutsam verführen – ich fürchte, wenn wir das zurückschicken von der Seite der F. wählen, so mögte vieleicht der fatale B. oder der erzdumme Joseph sich hinein mischen, und dann mögte das Ding noch auf eine Chikane für mich gemüntzt werden, und das wär wirklich fatal ich müßte mich wieder wehren, und das verdient den noch die ganze populasse nicht – suchen sie das Ding zu erwischen so gut als sichs thun läßt, ich versichere sie daß ich hernach alle Maler in der Zeitung bitten werde, mich nicht mehr ohne mein Bewußtsein zu malen, dachte ich doch nicht, daß ich durch mein eigenes Gesicht noch in Verlegenheit kommen könne.

Wegen der Sara wegen des Hutabziehens, das ist gar zu dum und zugleich zu unhöflich, als daß ich so etwas wagen könnte, erklären sie ihr doch die Rechte des spatzierengehens, –

adie hol sie der

Teufel.«


[134] Ein dritter durch Nohl (Briefe Beethovens [1865] Nr. 17) bekannt gewordener Brief, ebenfalls im Besitze von Dr. Helm, bezieht sich auf ein Wohltätigkeitskonzert der Frau von Frank am 30. Januar 1801, in welchem Beethoven und Punto die Hornsonate wiederholten, welche sie am 12. April 1800 zuerst gespielt hatten. Derselbe wird an seiner Stelle im Zusammenhange mitgeteilt werden.

Anna Louise Barbara (Komtesse Babette), Tochter des Grafen Karl Keglevich de Busin, von der ungarisch-kroatischen Linie, und der Gräfin Barbara Zichy, heiratete am 10. Februar 1801 (nach einer andern Quelle 1800) den Fürsten Innocenz d'Erba Odescalchi. Beethoven widmete ihr die Sonate Op. 7 (1797 veröffentlicht), die Variationen über »la Stessa la Stessissima« (1799) und das Klavierkonzert Op. 15 (1801), das letztere, als sie bereits Fürstin Odescalchi war. Nach Aussage Czernys soll Beethoven in die (nicht schöne) Gräfin verliebt gewesen sein und die SonateOp. 7 die »verliebte« geheißen haben. Ein Brief des Komponisten an Zmeskall (im Besitze des Verfassers), der sowohl dem Inhalte als der Handschrift nach nicht später als 1801–1802 geschrieben sein kann, zeigt, daß der Palast Odescalchi zu jenen gehörte, in welchen Beethoven sich an den musikalischen Soireen beteiligte:


»Auf dem besten Papier was ich habe, schreibe ich ihnen, theuerster Musikgraf, daß Sie morgen die Güte haben, das 7tett bei Odescalchi zu spielen. Schindleker24 ist nicht hier, die ganze Musik müßte unterbleiben, wenn sie nun nicht spielten, und ganz gewiß fiel der Verdacht alsdann auf mich, als habe ich etwas vernachlässigt. –

Deswegen bitte ich sie lieber M. G. mir diese Gefälligkeit nicht abzuschlagen, sie sollen gewiß mit der größten Unterscheidung behandelt werden, Fürst Odescalchi wird selbst an Sie morgen frühe schreiben deswegen –

Die Probe ist morgen früh um eilf Uhr, ich schicke ihnen die Partitur, damit sie das Solo des letzten Menuets nachsehen können, der wie sie wissen, am schwersten ist.

– ich erwarte sie –

ihr Bthvn.«


–––––––––––––––

Epinger spielt die Violine.


Gräfin Henriette Lichnowsky (schreibt Gräfin Amade) »war die Schwester des regierenden Fürsten Carl, und wurde unzweifelhaft nach der Dedication des Rondos [G-Dur Op. 51 Nr. 2, im Sept. 1802 veröffentlicht] an den Marquis von Carneville vermählt, lebte dann in Paris und starb um 1830«. Das Rondo war zuerst der Gräfin Giulietta[135] Guicciardi gewidmet, doch tauschte es Beethoven gegen die Cis-Moll-Sonate wieder ein (wir kommen darauf zurück).

Die Gräfin Thun, welcher Beethoven 1797 das Klarinettentrio Op. 11 widmete, war die Mutter des Fürsten Karl Lichnowsky und der Gräfin Henriette Lichnowsky (sie starb 18. Mai 1800).

Die Es-Dur-Sonate Op. 27, I ist Josepha Sophia, der Gattin des Fürsten Johann Joseph von Liechtenstein, der Tochter von Joachim Egon, Landgrafen von Fürstenberg- Weitra gewidmet. Sie war geboren am 20. Juni 1776, verheiratete sich am 22. April 1792 und starb 23. Febr. 184825. Welche Familienbeziehungen, oder ob überhaupt solche zwischen ihrem Vater und jenem Fürstenberg bestanden, in dessen Hause zu Bonn Beethoven Unterricht gegeben hatte (Bd. I2 259), ist nicht bekannt; ihr Gatte war aber der rechte Vetter des Grafen Ferdinand von Waldstein.

Die Baronin Braun, der Beethoven 1799 die beiden Klaviersonaten Op. 14 und 1801 die Hornsonate gewidmet hat, war die Gattin des industriell veranlagten Freiherrn Peter von Braun, des Unternehmers des Nationaltheaters und später (1804) des Theaters an der Wien. Die Widmungen beweisen das frühe Bestehen von Beziehungen, welche dazu führten, daß Beethoven zur Komposition einer Oper aufgefordert wurde. Doch ist nicht bekannt, daß Beethoven gesellschaftlich in Baron Brauns Hause verkehrt hätte. Dagegen war er ein hochgeschätzter Gast in dem Hause des Grafen Browne (vgl. oben S. 21), dessen Gattin Beethoven die Waldmädchen-Variationen und die drei Klaviersonaten Op. 10 dedizierte.

Über die Gräfinnen Josephine Deym, Therese Brunswik und Giulietta Guicciardi, zu denen Beethoven auch bereits seit 1800 in Beziehung stand, verschieben wir die Mitteilungen auf das Jahr 1801.

Fußnoten

1 Ersterer in A. W. Thayers, letzterer in Dr. J. B. Bells Besitz.


2 In Besitz A. W. Thayers.


3 Ebenfalls im Besitz Thayers, der sie dann Deiters schenkte.


4 Der erste der beiden 1852 in den Signalen veröffentlichten Amenda-Briefe von 1801 gesellt allerdings den »zweien, von denen der eine noch lebt« Amenda als dritten. Der gestorbene dürfte wohl Lenz von Breuning sein, aber wer ist der zweite? Die sechs Jahre wollen auf keinen passen. Ein hübsches Thema für die Beethoven-Mikrographen. Wiener sind durch die Amenda-Briefe ausgeschlossen.


5 An der Spitze des Papierstücks, auf welchem jene Zeilen geschrieben sind, stand folgendes:


3. Kapitel. Beethovens geselliger Verkehr in Wien

Nach Nohl (N. Zschr. f. M. 1872 und »Beethoven, Liszt, Wagner« S. 30 f.) wäre der Guitarist der weiterhin im Text genannte G. H. Mylich, der Sänger und Gittarrespieler war. Man könnte aber auch an Wenzel Krumpholz denken (S. 122).


6 Dieses kurze Manuskript befindet sich jetzt im Besitze einer Enkelin Amendas, der Frau Pastorin Kawall in Riga. Der Prediger Herr Schippang in Riga sandte eine Abschrift an Dr. Erich Prieger in Bonn, welcher dieselbe Deiters zur Benutzung freundlichst zur Verfügung stellte.


7 Damit vergleiche man Ries' Erzählung, Notizen S. 119.


8 Wo Beethoven damals wohnte, ist unbekannt (Frimmel). Daß er aber gerade in jenen Jahren, wo er so viel Neues herausgab, in Geldnot war, fällt auf.


9 Von solchen Variationen ist freilich anderweit nichts bekannt.


10 Das betr. Unglück war schon 14 Jahre vorher geschehen. Der Bruder, der sich verheiratet hatte und ein Organistenamt bekleidete, hatte zwölf Kinder, in deren Erziehung Amenda ihn unterstützte. Ebenfalls nach Mitteilung H. Schippangs.


11 Zwei derselben sind wohl die in den Signalen von 1852 (und hierauf von Nohl Br. B. Nr. 12. 13.) veröffentlichten. – Ob diese Briefe wirklich so zahlreich gewesen sind, wie es nach den Angaben der Nachkommen, die sie selbst nicht gesehen, scheinen kann, ist doch sehr die Frage. Höchstens könnte es sich vielleicht um eine größere Zahl solcher kleiner Billets gehandelt haben, wie sie an Zmeskall in Menge erhalten sind aus der Zeit von Amendas Aufenthalt in Wien). Der Brief an Ries vom 24. Juli 1804 stellt fest, daß die Korrespondenz seit Jahren stockt; Beethoven sagt selbst in dem ersten der erhaltenen beiden Briefe von 1801, daß er zahlreiche Briefe Amendas nicht beantwortet habe. Der Brief Amendas vom 18. März 1815 sieht fast so aus, als knüpfe er an den Beethovens vom 1. Juni 1801 an, und Beethovens Brief vom 12. April 1815 bestätigt, daß Kayserlings Besuch das Andenken an Amenda »wieder erweckt« hat. Von späteren Briefen wissen wir aber überhaupt nichts.


12 Leider ist diese erste Bearbeitung bisher unbekannt: wir haben aber Hoffnung, daß sie noch bekannt werden wird. [Die Durchführung des ersten Satzes hat Karl Waack 1904 im 2. Märzheft der »Musik« veröffentlicht mit Gegenüberstellung der späteren Fassung und einem kurzen Begleitartikel. H. R.]


13 Nach dem Nekrolog in der Dorpater Zeitschrift »Das Inland« 1836 Nr. 21.


14 Er wird hier an die Spitze der Dilettanten auf diesem Instrumente gesetzt nach Schönefelds Jahrb. der Tonkunst aus Wien und Prag (Prag 1776).


15 Auch Boldrini (in der Firma Artaria) wird von Beethoven mit dem Namen Ritter Falstaff bedacht (vgl. IV 196).


16 Nicht immer jedoch nahm Beethoven ihre Vorstellungen an. Nach einer Erzählung Dolezaleks an O. Jahn beschwerte sich Kraft, daß eine Passage nicht in der Hand liege. »Muß liegen!« antwortete Beethoven. Ähnlich erzählte K. Holz: »Beethoven fragte einige ausgezeichnete Künstler, ob gewisse Sachen möglich wären, ob schwierig, kam nicht in Frage; so Friedlowsky für Klarinette, Czerwensky für Oboe, Hradezky und Herbst für Horn. Beschwerden sich dann andere über Unmöglichkeiten, so hieß es: ›Ei was, die können es und ihr müßt es können‹.« [Aus Thayers Papieren.]


17 Vgl. Wiener Zeitung, 16. Sept. 1845.


18 Daß er Frau Mozart kannte und 1795 bei einer Aufführung durch seine Mitwirkung unterstützte, wurde früher (I2. S. 375) erwähnt.


19 Vgl. über sie Bd. I2 S. 223. 248. 314.


20 Vgl. Gerber, Art. Willmann. Ihre wundervollen tiefen Töne wurden ausgelacht!


21 Von einer anderen Hand erhielten wir hierüber folgende Miteilung:

»Hr. Joseph von Franck, Med. Dr. und Primararzt ist mit Christine Gerhardi am 20. August 1798 hier getraut worden.

Pfarre Alservorstadt (Wien) den 26. März 1866.

Kanka.«


22 Der Brief ist verbessert nach einer Abschrift des Originals, welche mir Herr M. Kalbeck freundlich zur Verfügung stellte. H. D.


23 Veröffentlicht Niederrhein. Musikzeitung 1857, Nr. 39. Beide Briefe bei Marx, Beethoven 4. Aufl. II S. 131. Vgl. Kalischer, Beeth. Sämtl. Br. I 38 ff. und Ges. Aufsätz. II (Beethovens Frauenkreis) S. 142 ff.


24 Philipp Schindlöcker, der erste Cellist des Hoforchesters, geboren 1753 zu Mons, gestorben 16. April 1827 in Wien.


25 Vgl. C. Leeder, »Beethovens Widmungen« (Musik III, 12, 13, 19).

Quelle:
Thayer, Alexander Wheelock: Ludwig van Beethovens Leben. Band 2, Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1910..
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