Auguste Weber geb. v. Dusch

[180] Gottfried Weber hatte 1808 seine erste Gattin, eine Freiin von Edel verloren und 1809 sich zum zweiten Male mit Auguste von Dusch vermählt, die ihn gewiß gleichzeitig mit ihren schwarzen, geistvollen, großen Augen, der zierlichen Gestalt und ihrer, nach italienischer, solidester Methode, höchst geschmackvoll ausgebildeten Sopranstimme bezaubert hatte, welche letztere sie zu einer Perle im Kranze des »Museums« machte. Jede, auch die schwerste Partie, durfte er ihr unbesorgt anvertrauen, warum sollte sie nicht das Duo seines Lebens, reingestimmt mit ihm zu Ende singen können. Er hat sich nicht getäuscht! Die herrliche, erst 1861 verstorbene Frau, war das Glück seines Lebens, die Freude Aller, die sie zu kennen das Glück hatten, und beschenkte ihn mit Kindern, die zur Ehre der Eltern herangewachsen sind.

Ein seltnes Glück wollte, daß eine von Auguste von Dusch's[180] Freundinnen, Fräulein Therese Grua, eine Altstimme besaß, die fast eben so schön und eben so edel durchgebildet war, als der erstern Sopran; einen herrlichen Tenor lieferte der ehemalige Theatersänger Walter, der eine reiche Apothekenbesitzerin geheirathet hatte und nun Leib und Seele erquickte, ein Solobassist fand sich auch, zu den Chören drängten sich solche Mengen, daß man Noth hatte, die Ungeschickten abzuhalten und die Mitwirkenden sich strenge Zucht und kurzes Commando gefallen lassen mußten. So war in den Jahren 1810 – 12 das »Museum« im Stande, von Gottfried Weber's markigem Taktstock geleitet, Vokal- und Instrumental-Aufführungen zu leisten, die dem besten, was darin überhaupt geschehen ist, wohl an die Seite gestellt werden können.

Dieß war die künstlerische Welt, in die Carl Maria eintrat, als er, als Verbrecher verbannt, am 27. Februar 1810 in Mannheim ankam.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 180-181.
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