Graf Benzel-Sternau

[186] Der Tenorist und Schauspieler Berger, der zugleich voll Talent für Composition war, stand ihm schon von früherer Zeit her nahe, in die Familien Hertling und Solome führten ihn die Talente und die Verehrung liebenswerther Mitglieder ein und dem Grafen Benzel-Sternau, der damals Präsident des Hofgerichts in Mannheim war, sowohl, wie seiner Gattin, einer Dame voll der echtesten Kunstwärme, konnte nichts lieberes geschehen, als wenn Gottfried Weber, Dusch, Carl Maria und die junge Damen-Kunstgenossenschaft: Toni Hertling, Clary Solome, Frau Weber, Therese Grua, denen sich zuweilen auch Frau Hout zugesellte, sich um ihren Tisch, oder an ihrem Piano, mit Geigen, Guitarren, Cellos und, was mehr werth wahr, sonnenhellen Köpfen, weichen Herzen, silberklaren Stimmen und frohem Sinne versammelten. Hier, wie unter den Studenten, wurden oft scherzhafte Canons gesungen, die Weber, nach gerade passenden Worten, sofort componirte und die, gleich einstudirt, die Gesellschaft besonders nach Tisch, höchlich ergötzten.

Es konnte bei alledem nun nicht fehlen, daß sich für die drei, am innigsten in der heiligen Musikver einten jungen Männer: Gottfried Weber, Dusch und Carl Maria bald ein frohes Wanderleben zwischen Heidelberg und Mannheim und Stift Neuburg entwickelte. Wie oft zogen sie heut durch das Neckarthal von Neuburg nach Heidelberg herein, in tiefer Nacht bei Mondschein, ließen die Guitarre schwirren und sangen leise, um keinen Mißton in den Schlummerathemzug der Welt zu bringen: »Füllest wieder Busch und Thal« – und spielten morgen, ernsthaft an Clavier, Cello und Geige gebannt, Haydn'sche Trios im Museum zu Mannheim, und commercirten übermorgen mit den Studenten in Heidelberg aus eben so voller Brust, wie sie dort im Waldthale gesungen, im Gesellschaftssaale gespielt hatten – war es doch überall derselbe Gott, der sie belebte und begeisterte! –

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 186.
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