Erfolg der »Sylvana«

[217] Nichts desto weniger gefiel die Oper offenbar, mehrere Nummern wurden beklascht, das köstliche Lied des Krips sogar da capo verlangt und endlich am Schlusse dem Componisten und der Hauptdarstellerin die Ehre des Hervorrufs erzeigt. Als Caroline Brandt, im Begriffe dem Rufe zu folgen, auf die Bühne hinaustreten wollte und ihm die Hand reichte, verweigerte er diese beschämt und ängstlich, nicht ahnend, daß er an derselben durch sein Leben gehen, aus ihr sein größtes Glück empfangen sollte!

Weber schrieb an Gottfried Weber nicht viel über »Sylvana« und das Wenige enthalten die nachfolgenden Briefe vom 9. und 23. September. Die im letzten besprochenen 6 Sonaten mit obligater Violine, sind die oben erwähnten, im Voraus an André in Offenbach verkauften.[217]


Frankfurt, 9. September 1810.


»– – Ich habe so viel mit Proben und Visiten zu thun, daß ich mir nur diesen Augenblick abstehle, um Dich und Dein lieb Frauchen herzlich zu grüßen und zu sagen, daß meine Oper bestimmt heute über 8 Tage als Sonntag den 16. seyn wird. Madame Blanchard steigt den 15., 16. oder 17. wahrscheinlich aber Sonntag früh, darauf kannst Du Dich verlassen.

Die Proben gehen gut und Alles arbeitet mit Eifer daran. Man hat in der Stadt schon eine allgemein gute Meinung von der Oper und einige Derangirer haben sogar schon das Finale etc. für Clavier, für 3 Singstimmen etc. arrangirt. Heute erwartet man Simrock, mit dem ich auch wegen Deiner Sonate sprechen will, da werde ich sie also wahrscheinlich eher als Du sehen. etc.«


23. September 1810.


»– – Die Sylvana hat gefallen und viel Aufsehen unter den Leuten gemacht, indem man behauptet, sie sey nicht von Wenzel Müller und doch auch nicht von Anderen gestohlen. Mittwoch, als den 26. ist sie wieder und wenn Du Dich gleich aufpackst, so kannst Du noch zurechtkommen, auch steigt die Blanchard heute über 8 Tage wieder, und der Furioso tanzt in Frankfurt. Deine Sonate habe ich schon und Du wirst Deine Exemplare dieser Tage erhalten. Die Rezension darüber ist fertig und wird abgesandt.

Gestern und vorgestern habe ich Vogler's Fugensystem durchgegangen, in dem unendlich viel Vortreffliches und Neues ist.

Die Fuge vom ›Ersten Ton‹ habe ich umgearbeitet und das ist jetzt ein ganz anderer Bissen geworden, als vorher.

André und Simrock grüßen Dich. Ein paar Liedchen aus Sylvana werden dieser Tage schon herauskommen.

Eine hundsvöttische Arbeit habe ich jetzt vor, 6 kleine Sonaten mit einer Violine für André; kostet mich mehr Schweiß, als so viel Symphonieen. Aber was ist zu machen?

Ich hätte Dir gern mehr von der Oper geschrieben, da ich es aber heute schon so ausführlich an Hiemer etc. gethan habe, ennüyirt es[218] mich gräßlich, daher mache lieber, daß wir eins zusammen plaudern können.

Hast Du noch nichts von Berger gehört? Der faule Seehund hat mir noch gar nicht geschrieben. u.s.w.

Mit ›Bär‹ ist in allen diesen Freundschaftsbriefen Meyerbeer, mit ›Gänserich‹ Gänsbacher gemeint, der auch oft ›Jörgel‹ heißt.«

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 217-219.
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