Erfolgloses Bemühen zur Erlangung eines königl. preuß. Titels

[525] An andern Orten nannte er Radziwill's Composition zu »Faust« »ein treffliches Unternehmen voll herrlicher Sachen«. Der große Erfolg seiner Concerte und die ihm dabei und bei seinen Abschieds-Visiten kundgegebene Freundlichkeit des Königs, ließ Weber hoffen, daß der Zeitpunkt ein richtiger zur Erlangung eines königl. preußischen Titels für ihn sei. Weber war fern von dem platten Künstlerhochmuth, welcher Verachtung der sauern Trauben, der Titel, predigt, und erkannte im Gegentheil sehr wohl den Werth eines solchen in der menschlichen Gesellschaft an, mit der der Künstler verkehren muß. Besonders im Hinblick auf seine Reisen erschien ihm ein Titel geradezu[525] erwünscht. Er wendete sich daher in einem Schreiben vom 25. Juni an Brühl mit der Bitte, ihm den Charakter als »K. Preuß. Hof- und Kammer-Compositeur« zu erwirken, welches Gesuch Brühl, warm bevorwortet, an den König gelangen ließ. Schon am 4. Juli kam indeß die Cabi nets-Ordre an ihn, die das Gesuch abschlug, da der beantragte Titel ein am Preuß. Hofe ungebräuchlicher sei. Hierauf fußend ging Brühl muthig vor und schlug in einem Berichte an den König vom 9. Juli 1816, unter Hervorhebung der Würdigkeit des Empfängers, vor, Weber den gebräuchlichen Titel als »Capellmeister« zu verleihen. Auch hierauf erschien sehr prompt die Antwort, »daß die Verleihung dieses Titels Hoffnungen in dem Empfänger zu erwecken geeignet sein würde, die man nicht zu erfüllen beabsichtige und daher auch hiervon absehen müsse.«

Weber selbst hielt Brühl, der in warmem Freundeseifer noch wirken wollte, von weiteren Schritten ab und verließ Berlin heiteren Sinnes. War ihm doch auf's Neue die Ueberzeugung geworden, »daß er nicht umsonst strebe, wenn es ihm auch keine Titel und Würden von den Fürsten erwerben könne«.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 525-526.
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