Weber's Dienstprinzip

[514] Es begann sich daher hier schon das Prinzip in ihm zu entwickeln, welches ihn später, bei allen seinen ausgezeichneten und treuen Leistungen als Künstler und Beamter leitete und das er oft in den wenigen Worten aussprach: »Greife drei Mal in Dein Herz und frage Dich, ob Du Recht thust, ehe Du einmal nach der Zufriedenheit Deiner Vorgesetzten schielst!« – Mit diesem Prinzipe kann man ein großer Mann, wird man immer ein edler Mensch sein, aber man muß darauf verzichten, nach oben hin bequem, und was dasselbe ist, wohl gelitten und befördert zu sein, Es kann daher als ein Widerspruch in seinem Charakter erscheinen, daß er sich[514] gern hochgestellten Personen näherte, ihnen gern Werke zueignete und mehr Werth auf ihr Urtheil legte, als auf das anderer Menschen gleicher Bildungsstufe, und zum Theil steht diese Tendenz auch wirklich nicht in Harmonie mit seiner übrigen Denk- und Handlungsweise, aber sie erklärt sich aus einer echt künstlerischen Anschauungsweise der Weltverhältnisse, die eine Personification der Macht und Größe verlangt und dieser huldigte Weber gern, wobei er freilich oft die irdisch schwache Individualität nicht sorgsam genug von der Idee der Fürstlichkeit sonderte und letztere in seiner Phantasie mit Eigenschaften schmückte, die wenn sie dieselben gehabt hätten, ihnen wahrscheinlich sehr drückend gewesen wären.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 1, Leipzig: Ernst Keil, 1864, S. 514-515.
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