Ueber: Capellers Erfindung zur Vervollkommnung der Flöte.[26] 7

(30. April 1811.)


Herr F. Nepomuck Capeller, Mitglied des Münchner Hof-Orchesters, hat durch eine höchst sinnreiche Erfindung die Flöte in einem Grade vervollkommnet, daß kaum noch etwas zu wünschen übrig bleibt; indem die Vortheile dieser Erfindung – höhere und tiefere willkührliche Stimmung, wobei dennoch alle Töne und Verhältnisse in gleicher Reinheit bleiben – und die Leichtigkeit Triller auf allen Tönen hervorbringen zu können – umfassen, wodurch den bekannten Haupt-Mängeln dieses Instrumentes abgeholfen wird. Herr Capeller erhielt die Grundidee seines neuen Flötenbaues, durch den schon früher erfundenen, sogenannten englischen Metall-Kopfzug, dessen Fehler aber schon Tromlitz nachgewiesen hat, und der durchaus nicht mit dieser Erfindung verwechselt werden darf, da durch den Kopfzug wohl das Instrument höher und tiefer gestimmt werden konnte, aber auch zugleich seine reine Intonation verlor.

Herrn Capellers neue Flöte besteht aus drei Stücken. Die sonst gewöhnlichen zwei mittleren Stücke sind in einen Körper vereinigt, und damit dieser nicht auf solche Art durch zu große Länge unverhältnißmäßig gegen die übrigen Theile würde, bestimmte man ihm eine geringere Ausdehnung, und gab das Entbehrliche dem Mundstück zu. Die ganze Länge der Flöte ist übrigens von denen nicht verschieden, die die tiefste e-Klappe mit enthalten. – Klappen hat sie neun, wovon die Hes-Klappe von zwei Seiten her sich öffnen läßt; der untere Hebel kann auf doppelte Art, und zwar mit größter Bequemlichkeit, ohne die rechte Hand aus ihrer Lage zu bringen, mit[26] dem Zeige- oder Mittelfinger der rechten Hand angespielt werden, (und dient vorzüglich, um die Triller auf fis-gis, rein und leicht anzugeben) worin diese Klappe von einer früheren Erfindung sich unterscheidet. Eine neu erfundened-Klappe, welche mit dem Zeigefinger der rechten Hand gespielt wird, ist bestimmt, den Triller auf d-cis hervorzubringen, und dient zum bequemeren Anschlagen des h-cis und des dreigestrichenen d-e-Trillers. Die tiefste e-Klappe ist so angebracht, daß sich nunmehr auch von cis auf e bequem hinüber schleifen läßt, welchen Vortheil die Lage der schon bekanntenc-Klappe nicht gewährt. Die übrigen Klappen sind in der Art der schon bekannten Erfindung; und können, durch sie vereint nun die Töne und Triller in allen halben und ganzen Tönen rein, und auf die leichteste Weise hervorgebracht werden.

Das Vorzüglichste und Interessanteste an dieser Flöte aber ist der Mechanismus in Bezug auf die Stimmung. Um dem Instrumente diese, mit immer gleicher Schärfe und Reinheit des Tones zu sichern, gab Herr Capeller demselben den Vortheil eines auch beim längsten Gebrauch unveränderlich bleibenden Mundlochs. Dieses besteht aus einer ovalen Platte von Gold, welche in zierlicher Form auf dem runden Körper der Flöte aufliegt. Nicht blos der Pfropf in der Flöte, sondern auch eben dieses Mundloch kann nach Willkür der verlangten Stimmung gemäß durch eine ungemein leichte und schnelle Bewegung an der oberen Garnitur, vermittelst einer doppelten Schraube auf und ab bewegt werden; wodurch der höchst wichtige Vortheil entsteht, daß die Stimmung des Instrumentes ohne irgend einen nachtheiligen Einfluß auf die diatorische und chromatische Tonleiter, nach den unmerklichsten Abstufungen schnell geändert werden kann.

Die großen Vortheile dieser Verbesserung der Flöte sind so augenscheinlich, daß es höchst überflüssig wäre, noch etwas zu ihrem Lobe beifügen zu wollen, und der Verfasser bemerkt nur noch, daß diese Flöte nicht bei einem Instrumentenmacher, sondern bei einem hiesigen Kunstdrechsler, Fiegel, verfertigt worden, und zwar mit so gutem Erfolg, daß das Instrument auch von Seiten seiner Nettigkeit und Schönheit den Arbeiten der besten Instrumentenmacher des[27] Auslandes gleichgestellt werden kann, und auch im Preis nicht höher als eine gewöhnliche gute Flöte, also ungefähr 9–10 Carolin, kömmt, um welchen Preis Herr Capeller jedem Liebhaber eine solche verbesserte Flöte zu verschaffen gewiß die Güte haben wird.

Quelle:
Weber, Max Maria von: Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild. Band 3, Leipzig: Ernst Keil, 1866, S. 26-28.
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