Huchen (Salmo Hucho)

[231] Der Huchen, Huch, Heuch, Hüchl (Salmo Hucho; Abbildung auf Seite 221), hat einen langgestreckten, walzenförmigen Leib und ist auf Oberkopf und Rücken grünlich dunkelbraun oder [231] blaugrau, auf dem Bauche silberweiß gefärbt, so daß ein Ton in den anderen allmählich übergeht; Kopf und Rumpf sind bald mehr, bald weniger mit kleinen dunkelgrauen oder schwärzlichen Pünktchen besetzt, zwischen denen, insbesondere auf dem Scheitel, dem Kiemendeckel und dem Rücken, größere schwarze Flecke stehen; diese Flecke nehmen weiter nach ab- und rückwärts allmählich die Form eines Halbmondes an. Bei sehr alten Fischen geht die Grundfärbung in ein blasses Roth über. Die ungefleckten Flossen zeigen eine weißliche Färbung, welche auf Rücken- und Schwanzflosse getrübt erscheint. In der Rückenflosse stehen vier und neun bis sechzehn, in der Brustflosse ein und vierzehn bis sechzehn, in der Bauchflosse ein und acht bis neun, in der Afterflosse vier bis fünf und sieben bis neun, in der Schwanzflosse neunzehn Strahlen. Die Länge beträgt anderthalb bis zwei Meter, das Gewicht zwanzig bis funfzig Kilogramm.

Obwohl Pallas angibt, der Huchen finde sich auch in den Flüssen des Kaspischen Meeres, haben ihn die neueren Beobachter doch nur aus dem Gebiete der Donau kennen gelernt, und es erscheint fraglich, ob er überhaupt ins Meer geht, viel wahrscheinlicher dagegen, daß er ausschließlich in dem Hauptstrome und den ihm aus den Alpen zufließenden Gewässern vorkommt. Zuweilen hat man allerdings auch in den von Norden her der Donau zuströmenden Flüssen einen und den anderen Huchen gefangen; solches Vorkommen aber muß als Ausnahme gelten. Möglicherweise steigt er während der Laichzeit von dem Hauptstrome aus in den Nebenflüssen zu Berge, kaum aber höher als bis zu eintausend Meter unbedingter Höhe empor. In seinem Wesen zeigt er sich als echter Lachs; doch übertrifft er, seiner Größe entsprechend, alle Verwandten an Gefräßigkeit. Davy entnahm einem von ihm erbeuteten einen Aland, eine Aesche, einen Alben und zwei kleine Karpfen; Siebold erfuhr von den Fischern, daß sie schon mehrmals Wasserratten beim Ausweiden großer Huchen fanden. Die Laichzeit fällt, abweichend von der seiner Verwandten, in die Monate April und Mai, kann jedoch bei günstiger Witterung auch im Märzbeginnen. Um diese Zeit verläßt er seinen Lieblingsaufenthalt, stark strömendes Wasser, sucht seichte und kiesige Flußstellen auf, wühlt mit dem Schwanze Gruben aus und ist während seines Eierlegens so taub und blind, daß man mit einem Kahne über ihn hinwegfahren kann, ohne ihn zu verjagen. Die Jungen wachsen rasch heran und werden bei zwei Kilogramm Gewicht fortpflanzungsfähig.

Das weißliche Fleisch steht an Wohlgeschmack dem des Lachses merklich nach und wird geringer geschätzt als das der Lachsforelle. Der Fang geschieht mit großen Garnen oder mit der Angel; auch sticht man ihn, wenn er ruhig in der Tiefe steht, oder tödtet ihn mit der Kugel. Davy nennt ihn scheu und klug und versichert, daß er nicht zum zweiten Male anbeiße; deshalb bekomme man ihn auch nur während der Laichzeit und im Herbste, nicht aber während des Sommers.

Da er, laut Heckel und Kner, weniger hartes Gebirgswasser bedarf und in Teichen, welche beständigen Zufluß haben, gut fortkommt, würde er für die Teichwirtschaft sich eignen, wäre er nicht ein sehr gefräßiger Raubfisch, und erläge er nicht leicht einer bei Fischen häufigen Hautkrankheit. Das Einsetzen in Teiche muß zur Winterszeit geschehen, und es dürfen nur Junge von etwa fünfhundert Gramm Gewicht verwendet werden, falls man es nicht vorzieht, den Bestand sich aus Eiern zu erziehen. Junge von dem angegebenen Gewichte nehmen bei genügender Nahrung von Grundeln, Lauben, Häseln, Karauschen, Rothaugen und anderen wenig geschätzten Karpfenarten jährlich um reichlich ein Kilogramm an Gewicht zu, mit zunehmendem Alter selbstverständlich noch mehr. Versuche, ihn in anderen Strömen einzubürgern, sind bisher gescheitert.


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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 231-232.
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