Bergilt (Sebastes norwegicus)

[60] Der Bergilt (Sebastes norwegicus und septentrionalis, Perca norwegica, Cyprinus pelagicus, Holocentrus norwegicus und sanguineus) erreicht eine Länge von funfzig bis sechzig Centimeter und prangt in einem prachtvollen Karminroth, welches gegen den Rücken ins Bräunliche übergeht und nach dem Bauche zu blässer wird. In der Rückenflosse zählt man funfzehn harte und funfzehn weiche, in der Brustflosse neunzehn, in der Bauchflosse einen und fünf, in der Afterflosse drei und acht, in der Schwanzflosse vierzehn Strahlen. Eine nahe verwandte Art bewohnt das Mittelmeer.

Fabricius war der erste Forscher, welcher den Bergilt in den grönländischen Gewässern auffand und über seine Lebensweise Mittheilungen machte; Faber beobachtete ihn später in der Nähe der isländischen Küste. Der Fisch bewohnt nur den hohen Norden und zwar eine Meerestiefe von achtzig bis hundert Klafter, ist aber den dortigen Küstenbewohnern wohl bekannt, wird auch schon in der Edda erwähnt. Seine Nahrung besteht aus Fischen und Krebsen. Die Fortpflanzungszeit fällt in den Frühling; sie aber ist es nicht, welche den geschätzten Fisch in die Netze der Fischer liefert. Häufig erlangt man ihn nur nach heftigen Stürmen, welche das Meer sozusagen in seinen Grundfesten aufrütteln und den Bergilt bewegen mögen, aus der sicheren Tiefe rasch emporzusteigen. Dann ergeht es ihm wie den aus großen Tiefen emporgeholten Barschen: die Schwimmblase dehnt sich jählings aus und stülpt ihm den Magen um, verwehrt ihm das Athmen und tödtet ihn. Auf Grönland und Island treiben nach einem Sturme hunderte solcher Fische an den Strand, werden von den Eingeborenen aufgelesen und gewöhnlich frisch gegessen. Faber fand das Fleisch trocken, jedoch nicht unschmackhaft; nur verleideten ihm viele Eingeweidewürmer zwischen den Muskeln die Lust an solcher Speise.


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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 60.
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