Weidenspinner (Dasychira salicis)

[393] Der Weidenspinner (Dasychira salicis) ist weiß schwach beschuppt und atlasglänzend, die Kammzähne der Fühler und Ringe an den dicht behaarten Beinen, deren hinterste an den Schienen nur Endsporen haben, sind schwarz. Er ist es, der in den warmen Nächten des Juni und Juli geisterhaft und oft zu tausenden um die schlanken Pappeln unserer Landstraßen umherflattert und von den Fledermäusen weggefangen wird, so daß die abgebissenen Flügel auf der Straße ausgestreut liegen. Am Tage erglänzen sie aus weiter Ferne an den Stämmen, fallen herab, wenn Sperlinge und andere Vögel unter ihren Scharen sich ein Mahl bereiten und bestreuen, zertreten, halbtodt umherkriechend, im Staube sich wälzend, den Boden. Das befruchtete Weibchen klebt seine Eier in kleinen Inseln zwischen die Rindenschuppen der Stämme. Sie sind in einen gleichfalls wie Atlas glänzenden Schleim eingebettet und darum leicht schon aus der Entfernung zu erkennen. Im nächsten Frühjahre, bisweilen noch im Herbste, dann aber zu ihrem Verderben, weil der Winter sie tödtet, kriechen die mäßig behaarten, roth bewarzten Raupen daraus hervor, fallen alsbald durch die schwefelgelbe oder weiße Fleckenreihe längs des braungrauen Rückens in die Augen und fressen bisweilen die Pappeln oder Weiden – an beiden sitzen sie gleich gern – vollständig kahl. Ende Mai hängen die beweglichen, glänzend schwarzen Puppen, welche mit zerstreuten gelben Haarbüschchen besetzt sind, hinter einigen Fäden an den Stämmen oder lose zwischen wenigen Blättern der Futterpflanze.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 393.
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