3. Sippe: Rüsselmotten, Crambinen

[431] Die Rüsselmotten (Crambidae) beleben den ganzen Sommer hindurch die Wiesen und mit Gras bestandene Blößen der Wälder und fahren rechts und links aus der Pflanzendecke, wenn sie der Schritt des Fußgängers aufscheucht, um sich entfernter von neuem zu verstecken und mit mantelartig den schlanken Leib umhüllenden Flügeln zu ruhen, bis die Abenddämmerung sie zu freiwilligen Umflügen auffordert. Die Taster sind lang und stehen wagerecht vor, wie ein Rüssel, die pinselförmigen Nebentaster liegen ihnen auf. Die langen und schmalen Vorderflügel werden von zwölf, selten von nur elf Rippen gestützt, deren erste nicht gegabelt ist, und fallen bei vielen durch weiße Längsstriche oder Keilflecke auf mehr oder weniger dunklerem Grunde oder durch metallisch glänzende Linien, besonders Fransen des Saumes auf. Die sehr breiten, einfarbig grauen Hinterflügel, welche der Länge nach gefaltet werden müssen, um Deckung von den Vorderflügeln zu erlangen, haben eine offene Mittelzelle und an der Wurzel eine behaarte hintere Mittelrippe. Manche dieser zierlichen Schmetterlinge finden sich nur an den trockensten, von der Sonne verbrannten Stellen in Gemeinschaft gewisser Phycideen, mit denen sie äußerlich große Uebereinstimmung haben, und leiten somit auch in der Lebensweise zu dieser Sippe über. Die Mitglieder derselben unterscheiden sich durch die geschlossene Mittelzelle im Unterflügel und durch weniger (11, 10 oder 9) Rippen im Vorderflügel von der vorigen, haben hier Rippe 7 und 8 gestielt oder vollkommen vereinigt und dort Behaarung an der Wurzel der Mittelrippe; auch zeichnen sich die Männchen vielfach durch eigenthümliche Gebilde an der Fühlerwurzel sowie durch andere Formen der Nebentaster vor den Weibchen aus, wo diese Theile regelmäßig verlaufen. Viele Arten ruhen bei Tage in gleicher Weise wie die Rüsselmotten im Grase, an dem Laube der Eichen oder anderen Buschwerkes im Walde, werden aber nur dann bemerklich, wenn man ihre Ruhestätten erschüttert und sie zum Herabfliegen oder Herabfallen veranlaßt. Erst nach Sonnenuntergange werden sie lebendig.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 431.
Lizenz:
Kategorien: