Blaukopf, Brillenvogel (Diloba coeruleocephala)

[405] Wir beginnen mit einem Schmetterlinge, dem Blaukopfe oder Brillenvogel (Diloba coeruleocephala), welchen die betreffenden Bücher sonst allgemein unter den Spinnern aufführten, während ihn die Neueren den Eulen zuzählen. Die stark gekämmten Fühler des Männchens und der dicke, wollig behaarte Körper des Weibchens lassen seine nahe Verwandtschaft mit jenen, wenn nur die Körpertracht entscheiden sollte, nicht verkennen. Die chokoladefarbenen, im Saumfelde lichteren Vorderflügel werden von zwei stark gezackten, am Innenrande sich sehr nähernden, schwarzen Querlinien durchzogen. Indem die beiden grünlichgelben vorderen Flecke zusammenfließen und sich der Zapfenfleck in runder Form an den Ringfleck anhängt, entsteht ein großer lichter Klecks, welcher sich mitunter in zwei nierenförmige Flecke auflöst. Die weißlichgrauen, am Innenwinkel dunkel gefleckten Hinterflügel entsenden die siebente Rippe aus der Vorderecke der Mittelzelle. Als Gattungsmerkmale, welche dieser Art ganz allein zukommen, gelten noch kleine Nebenaugen, kurze und hängende Taster, die schwache und weiche Zunge und die bewimperten Augen. Der [405] Falter fliegt vom September an, gehört also zu den sogenannten »Herbsteulen«, und sitzt bei Tage an Baumstämmen oder Wänden. Im Frühjahre erscheinen die dicken, bläulichweißen, gelb gestreiften und schwarz bewarzten Raupen, deren blauer Kopf den Namen des Schmetterlings veranlaßt hat, auf Schwarzdorn und Pflaumenbäumen; diesen letzteren können sie durch ihren Fraß nachtheilig werden, wenn sie in großen Mengen im Mai und Juni vorhanden sind. Wenn die Raupe erwachsen ist, fertigt sie von Holzspänen, dem Kalke einer Wand usw. eine geleimte Hülle an feste Gegenstände, von welcher die stumpfe, rothbraune Puppe eng umschlossen wird, ganz in Spinnerweise.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 405-406.
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