1. Sippe: Widderchen, Blutströpfchen, Zygäninen

[377] Wenn die Glieder der eben besprochenen Familie aus der Uebereinstimmung in Form und Lebensweise der früheren Stände, nicht aber aus der Gleichartigkeit der Schmetterlinge ihre verwandtschaftlichen Verhältnisse ableiten, so können dies die Mitglieder der Bärenfamilie (Cheloniariae) weder in der einen, noch in der anderen Beziehung. Von den drei Sippen, welche sie umfaßt, finden wir in den meisten Büchern die Blutströpfchen eigentlich nur wegen Uebereinstimmung der Fühler mit den Schwärmern, die beiden übrigen mit den Spinnern vereinigt, denen sie entschieden sehr nahe stehen. Unter Berücksichtigung der ungemein zahlreichen ausländischen Arten zeigt sich jedoch ein so unmerklicher Uebergang von der einen Sippe zu der anderen, daß ihre Vereinigung zu einer Familie keinem Bedenken unterliegt; außerdem läßt ihre Trennung von den Spinnern eine schärfere und natürlichere Begrenzung dieser eben genannten Familie zu und fast allen hierher gehörenden Schmetterlingen kommt überdies noch eine Eigenthümlichkeit zu, welche wieder in anderer Hinsicht auf eine nahe Verwandtschaft unter einander hindeutet. Wenn man sie nämlich zwischen die Finger nimmt, stellen sie sich durch Schlaffwerden der Fühler und Beine wie todt und lassen aus beiden einen gelben, dicklichen Saft in Form von Tröpfchen hervortreten; ebenso aus der Wunde des Mittelleibes, wenn derselbe mit einer Nadel durchbohrt wird. Sonst stimmen die Bären im weiteren Sinne noch überein in der Entwickelung der Rollzunge, [377] in dem Vorhandensein von Nebenaugen bei den meisten, durch glatte anliegende Behaarung des Körpers, in der Ruhe dachförmig getragene Flügel, welche meist lebhaft und grell gefärbt sind und mittels einer Haftborste der Hinterflügel zusammengehalten werden. Die sechzehnfüßigen Raupen sind nie nackt, öfters sogar sehr stark behaart. Die Puppen ruhen weder in der Erde, noch in Pflanzentheilen, sondern in einem sehr verschiedenartigen Gespinste über jener.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 377-378.
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