Apfelbaum-Gespinstmotte (Hyponomeuta malinella)

[435] Die Apfelbaum-Gespinst- oder Schnauzenmotte (Hyponomeuta malinella, Fig. 2, S. 436) ist ein 19 Millimeter spannendes Mottchen von vorherrschend weißer Färbung mit Atlasglanz. Auf den gestreckten Vorderflügeln stehen drei Längsreihen schwarzer Pünktchen, welche vor den Fransen des Saumes durch einige weitere Pünktchen verbunden sind, die dunkelgrauen, an der Wurzel weißlichen Hinterflügel haben gleichmäßig lichtgraue Fransen und der Hinterleib ebenfalls graue Färbung. Ende Juni oder anfangs Juli kriecht und sitzt bei Tage dieser bescheidene Falter an Apfelbäumen, fliegt jedoch des Abends umher, vorausgesetzt, daß sich ebenda zwischen den Aesten florartige Gespinste zeigen und bereits früher vorhanden waren. Es sind die Weideplätze seiner bräunlichgrauen, schwarz bewarzten Raupe. Dieselbe wird erst durch die zarten Gespinstschleier bemerklich, mit denen sie die Blätter umwickelt, welche sie sich zur Nahrung ausersehen hat, und die sie nach Bedürfnis mehr und mehr erweitert. Weil mehrere Eier beisammengelegt werden, die Raupen also gesellig leben und bei größerer Häufigkeit sich mehrere Gesellschaften nicht selten vereinigen, so kann es geschehen, daß ganze Aeste eines Apfelbaumes überschleiert sind und innerhalb dieses Netzwerkes das Grün mehr und mehr durch Skelettiren der Blätter schwindet. Sind die Raupen, welche sich lebhaft im Neste bewegen (Fig. 1, S. 436), wenn sie nicht der Ruhe nach eingenommenem Mahle oder bei den jedesmaligen Häutungen pflegen, einem Angriffe ausgesetzt, so läßt sich jede sofort an einem Faden herab, um vom Boden aus in schleunigem Laufe zu entfliehen. Sobald sie [435] erwachsen sind, spinnen sie sich gedrängt bei einander ein, und das ganze Nest enthält in Klumpen ebenso viele klebrige Hülsen, durch welche die röthlichgelbe, untersetzte Puppe durchscheint, als vorher Raupen vorhanden waren. Die befruchteten Weibchen legen ihre Eier an die Rinde eines Zweiges in länglichen Haufen. Wie behauptet wird, kriechen dieselben in etwa vier Wochen aus. Weil man sie immer erst im erwachseneren Alter und durch die Gespinste wahrnimmt, so möchte ich glauben, daß die Eier überwintern. Dieselbe Art habe ich auf Schwarzdorn erzogen. Andere leben an anderen Sträuchern, namentlich am Pfaffenhütchen, deren kleinere Büsche von den Raupen nicht selten vollständig entblättert und gänzlich übersponnen werden.


Apfelbaum-Gespinstmotte (Hyponomeuta malinella), 1 ein Gespinststück mit Raupen, 2 die Motte. - Dunkelrippige Kümmelschabe (Depressaria nervosa), 4 ausgebreitete und vergrößerte, 5 ruhende Motte in natürlicher Größe, 6 vergrößerte Raupe, 7 Puppe im geöffneten Lager. 8 Gemeines Geistchen (Pterophorus pentadactylus). Außer 4 und 6 alle natürliche Größe.
Apfelbaum-Gespinstmotte (Hyponomeuta malinella), 1 ein Gespinststück mit Raupen, 2 die Motte. - Dunkelrippige Kümmelschabe (Depressaria nervosa), 4 ausgebreitete und vergrößerte, 5 ruhende Motte in natürlicher Größe, 6 vergrößerte Raupe, 7 Puppe im geöffneten Lager. 8 Gemeines Geistchen (Pterophorus pentadactylus). Außer 4 und 6 alle natürliche Größe.

Da die meisten Arten nach den Futterpflanzen benannt worden sind, sich aber nicht auf eine solche beschränken, so herrschte große Verwirrung hinsichtlich der Namen unter den Schriftstellern, bis Zeller, einer unserer gründlichsten Kenner der Kleinschmetterlinge, mehr Ordnung hergestellt hat.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 435-436.
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