Photinus pyralis

[109] Andere Leuchtkäfer, welche über alle Länder der Erde verbreitet sind, leben am zahlreichsten im südlichen Amerika in den verschiedensten Formen, die meisten jedoch in beiden Geschlechtern geflügelt, und alle stimmen unter sich und mit den einheimischen darin überein, daß sich der Kopf unter dem erweiterten und vorn gerundeten Halsschilde meist ganz versteckt, die Taster kräftig, die Fühler der Stirn eingelenkt sind, daß die Mittelhüften der zusammengedrückten Beine sich berühren und daß am Hinterleibe einige Ringe durch lichte Flecke den Sitz des Leuchtvermögens anzeigen. Wie es scheint, ist das Betragen der Arten mit geflügelten Weibchen im wesentlichen kein anderes als das unserer heimischen. Wenigstens berichtet von Osten-Sacken über die um Washington gemeinste Art, die Lightning bug (Photinus pyralis) ungefähr in folgender Weise: Männchen und Weibchen sehen sich vollkommen ähnlich, nur daß ersteres längere Fühler und stärkeres Leuchtvermögen besitzt; es glänzen bei ihm nämlich zwei ganze Hinterleibsglieder, während [109] das Weibchen nur einen halbrunden Leuchtfleck auf dem drittletzten und zwei kleine Punkte auf dem vorletzten Bauchringe aufzuweisen hat. Das Leuchten besteht in einem wahren Blitzen, und der Glanz des in der Hand gehaltenen Käfers ist ein wirklich blendender. Befindet man sich auf einer feuchten Wiese, so hat man ein dem oben geschilderten gleiches Schauspiel. Gleich nach Sonnenuntergang steigen tausende von Käfern senkrecht auf, fliegen eine Strecke seitwärts, währenddem sie sich wenig senken, um dann wieder zu steigen. Da sie bloß beim Aufsteigen blitzen, so sieht man die Menge immer nur steigen, und zwar sind es nur Männchen, die bei ihrem Fluge den Körper senkrecht halten, so daß der Hinterleib wie eine Laterne herabhängt; von Zeit zu Zeit schwebt das eine und andere unbeweglich, wahrscheinlich um sich nach einem Weibchen unten im Grase umzuschauen. Diese bleiben hier ruhig sitzen und halten ihren Hinterleib nach oben, um ihr Licht leuchten zu lassen und den Männchen ein Zeichen zu geben. Anfangs ist es noch hell genug, um den Flug der einzelnen Käfer verfolgen zu können. Man sieht dann, wie nach einigen schaukelnden Wendungen in der Luft bei Eintritt der Dunkelheit das Männchen sich in einiger Entfernung von einem Weibchen niederläßt. Unter fortgesetztem Aufblitzen von beiden Seiten kommt man sich immer näher, bis man sich schließlich trifft. Die später im Grase leuchtenden Punkte sind sicher nur vereinigte Pärchen, und die einzelnen zu dieser Zeit noch in der Luft zu beobachtenden Männchen eben nur solche, welche noch keine Gefährtin gefunden haben.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 109-110.
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