Nebeliger Schildkäfer (Cassida nebulosa)

[190] Der nebelige Schildkäfer (Cassida nebulosa) gehört zu den gemeinsten Arten und läßt sich an folgenden Merkmalen erkennen: die Hinterecken des Halsschildes sind breit abgerundet, die Flügeldecken[190] regelmäßig punktstreifig, in den Zwischenräumen kielartig erhöht und stark hervortretend an den Schultern. Die Oberseite vollkommen ausgefärbter Käfer ist rostbraun, röthlich kupferglänzend und unregelmäßig schwarzfleckig auf den Flügeldecken. Stücke von bleichgrüner Färbung und zwei weiß glänzenden, mehr oder weniger zusammenfließenden Flecken am Grunde des Halsschildes beweisen ihr jugendliches Alter, da Sonnenschein und, wenn dieser mangelt, eine Zeit von drei bis vier Wochen zu ihrer vollständigen Ausfärbung nöthig ist. Kopf und Beine, welche letztere von der Rückenseite aus ebenfalls fast unsichtbar bleiben, sind rostgelb, die Schenkel in der Regel und die keulenförmigen Fühler mit Ausschluß ihrer rostgelben Wurzel schwarz; ebenso sind Brust und Bauch schwarz, an letzterem ein breiter Saum rostgelb.


a Eine Familie des nebeligen Schildkäfers (Cassida nebulosa) in seinen verschiedenen Ständen und in natürlicher Größe, b die Larve vergrößert, c die Puppe in natürlicher Größe und d vergrößert, e der Käfer in Ober- und Unteransicht, vergrößert.
a Eine Familie des nebeligen Schildkäfers (Cassida nebulosa) in seinen verschiedenen Ständen und in natürlicher Größe, b die Larve vergrößert, c die Puppe in natürlicher Größe und d vergrößert, e der Käfer in Ober- und Unteransicht, vergrößert.

Von den drei noch übrigen, in Form und Oberfläche der Flügeldecken sehr ähnlich gebildeten Arten (Cassida berolinensis, obsoleta ferruginea) unterscheidet sich die unserige durch andere Färbung und auf den ersten Blick durch die schwarzen Flecke auf den Flügeldecken. Die Larve, wie der Käfer flachgedrückt, hat einen sehr gestreckt eiförmigen Umriß, spitzt sich nach hinten zu und läuft in zwei Schwanzborsten aus, die sie durch Krümmung nach vorn in der Regel über dem Rücken trägt. Sie besteht außer dem kleinen, fast kubischen, nur beim Kriechen von oben sichtbaren Kopfe aus elf Gliedern, deren drei vorderste sechs kurze, hakenförmige Füße tragen, der kegelförmig vortretende After bildet ein zwölftes Glied. Der Vorderbrustring entsendet jederseits vier mit sehr feinen Seitenästchen versehene Dornen, deren beide vordere einander genähert und nach vorn, auch etwas nach oben gerichtet sind. Die beiden folgenden Brustringe haben zwei dergleichen geradeaus stehende Dornen, alle übrigen je einen nach hinten gerichteten. Außerdem bemerkt man noch einwärts von der Wurzel des hintersten Seitendornes am ersten und derer vom vierten bis elften Leibesringe kurze, aufgerichtete Röhrchen, in deren Spitze sich die Luftlöcher öffnen. Jedes Glied vom vierten Leibesringe an erscheint durch eine Querfurche wie getheilt. Jene bereits erwähnten Schwanzborsten bilden den Träger der bräunlichen Auswürfe, die nach und nach in schmalen Flocken über dem Rücken liegen, ohne ihn zu berühren. Die Larve sieht gelblichgrün aus, der Kopf trüber, die Seitendornen heller, mehr weiß, die Luftlochröhren weiß, und über den Rücken laufen neben einander zwei weiße, sich nach vorn und hinten etwas verschmälernde und die äußeren Körperenden nicht erreichende Längsstreifen. Die Puppe sitzt mit der Hinterleibsspitze in der abgestreiften Larvenhaut und erscheint darum hinten gleichfalls seitlich bedornt, ist einem Blatte der Futterpflege angeheftet und ihm mit der Gesichtsseite zugekehrt. In der ersten Hälfte des Juni kann man alle drei Stände neben einander auf Melden [191] antreffen, welche Schutthaufen und Ackerboden lieben, wie Chenopodium album, Atriplex nitens; sie haben aber auch schon manchmal, gleich den schwarzen Aaskäfern, die jungen Runkelrübenpflänzchen als Weideplätze ausgewählt und dieselben durch Wegnahme der Blätter vollständig getödtet.

Das Weibchen legt seine zahlreichen Eier an die Rückseite der Blätter, die Larven bewohnen diese daher in größeren oder kleineren Gesellschaften, nagen Löcher, fressen später aber auch vom Rande her. Unter mehrmaligen Häutungen werden sie schnell groß, wenn Wärme sie begünstigt, langsamer bei rauhem, regnigem Wetter. Dann heften sie sich da, wo sie zuletzt fraßen, mit dem Hinterleibe fest, verpuppen sich, und in acht Tagen kommt der Käfer zum Vorscheine, der im Sonnenscheine gern umherfliegt. Die Schildkäfer halten sich mehr, gleich den übrigen Blattkäfern, an bestimmte Futterpflanzen und scheinen ihr Augenmerk mit Vorliebe auf die Korbblümler gerichtet zu haben.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 190-192.
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