2. Sippe: Zuckerkäfer, Passaliden (Passalus)

[76] Bei einer zweiten Sippe, den Zuckerkäfern (Passalidae), ist das Kinn vorn ausgeschnitten und in diesem Ausschnitte mit der hornigen, vorn dreizähnigen Zunge versehen.

Die Zuckerkäfer, wesentlich in der Gattung Passalus vertreten, wiederholen ungefähr die Körperform, welche uns bereits auf S. 39 bei den Fingerkäfern (Scarites) begegnet ist. Das gestielte Halsschild ist hier quer rechteckig, hinten nicht, eher vorn etwas verengt, der Körper bei den meisten platter gedrückt, so daß besonders die stark gerieften Flügeldecken in ihrer Scheibe eine vollkommene Ebene darstellen. Am Kopfe, schmäler als das Halsschild, fallen Höcker, Unebenheiten und ein zackiger, oft sehr unsymmetrischer Vorderrand auf, die Fühlergeisel, noch einmal so lang als der Schaft, wird durch dichte Borsten rauh und läuft in den drei bis sechs letzten Gliedern je nach den verschiedenen Arten zu Kammzähnen aus. Den Oberkiefer, welcher meist Kopfeslänge erreicht, charakterisirt in der Mitte ein beweglich eingelenkter Zahn. Alle Arten, welche sich auf einhundertfünfundsiebzig belaufen, von denen beinahe Sechssiebentel auf Amerika allein, nicht eine auf Europa kommen, glänzen stark und sehen schwarz oder lichtbraun aus. Ihre Larvenleben, wie die der Lucaniden, im Holze absterbender Bäume, sind glatt, nicht querfaltig, haben zweigliederige Fühler und ein nur mangelhaft entwickeltes drittes Fußpaar.

Die beiden Sippen der Lucaniden und Passaliden bilden zusammen eine neuerdings von der folgenden abgetrennte Familie, die der Kammhornkäfer (Pectinicornia), und zwar unter folgenden gemeinsamen Merkmalen: die gebrochenen, zehngliederigen Fühler sind an ihren drei bis sieben letzten Gliedern zahnartig erweitert und bilden in ihrer Unbeweglichkeit gegen einander einen Kamm. Von den beiden Laden des Unterkiefers nimmt die innere sehr allgemein, die äußere nur ausnahmsweise Hakenform an. Der gestreckte, aus fünf fast gleichen Ringen zusammengesetzte Hinterleib wird vollständig von den Flügeldecken gedeckt. Die Hüften aller Beine stehen quer, höchstens nehmen bei einigen die der Mittelbeine eine mehr kugelige Gestalt an, Füße und Klauen sind [76] immer einfach, ein zweiborstiges Anhängsel zwischen letzteren bildet aber eine sogenannte Afterklaue. Der neueste Käferkatalog von v. Harold und Gemminger führt fünfhundertneunundzwanzig Arten als Mitglieder der ganzen Familie auf.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 76-77.
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