[159] Die echten Borkenkäfer (Bostrychus oder Tomicus) haben einen kugeligen Kopf und fünfgliederige Verbindung zwischen Fühlerschaft und dem runden, viergliederigen Knopfe, dessen erstes nacktes Glied die übrigen behaarten von oben her umschließt. Das Halsschild zieht sich vorn kappenartig, in gleichmäßiger Rundung über den Kopf weg, und ist auf seiner vorderen Hälfte dicht und fein gehöckert. Die Flügeldecken pflegen an der Spitze gestutzt oder ausgehöhlt zu sein und an dem Seitenrande dieser Höhlung stärker und schwächer gezähnt. Die breitgedrückten Schienen endlich charakterisiren sich durch gezähnel te Außenkante. Einer der für Fichten schädlichsten und größten (5,5 Millimeter) heißt der gemeine Borkenkäfer, Buchdrucker oder achtzähnige Fichten-Borkenkäfer (Bostrychus typographus), er führt nämlich jederseits der tiefen Höhle an der [159] Spitze seiner grob punktstreifigen Flügeldecken vier Zähne, deren dritter der stärkste ist, trägt sich roth- oder pechbraun und zottig gelb behaart. Nach den ersten warmen Frühlingstagen sieht man einzelne Buchdrucker in der Nähe ihrer Winterquartiere ziemlich träge und geräuschlos umherfliegen, sich auch wieder verkriechen, wenn es kühler wird. Bis Mitte Mai pflegen sie aus der winterlichen Erstarrung alle erwacht zu sein und die Sorge um die Nachkommenschaft zu beginnen. Gefallen ihnen die Brutplätze, wo sie und vielleicht ihre Ahnen bis zum so und so vielten Gliede hinauf geboren worden sind, so steht dem Anfange nichts im Wege. Im entgegengesetzten Falle erheben sie sich hoch in die Luft, um, wie es scheint, passende Plätze aufzusuchen, und es ist keine Uebertreibung, wenn man sie nach einem ihrer Entwickelung günstigen Jahre mit schwärmenden Bienen oder kleinen Wolken verglichen hat. Im Platze scheinen sie ziemlich wählerisch zu sein, altes Holz ist ihnen lieber als junges, liegendes, also von der Axt oder durch Windbruch gefälltes, lieber als stehendes; gewisse Lagen ziehen sie anderen vor und die Fichte (Pinus abies) jedem anderen Nadelholze. Ist die Stelle gefunden, so wird senkrecht durch die Rinde ein Loch gebohrt, an der Sohle dieser ein größerer Raum angelegt, in welchem die Begattung vor sich geht und von welchem nach oben und unten der lothrechte Muttergang seinen Anfang nimmt und mit Eiern belegt wird, wie früher angegeben ist.
Die diesem entschlüpften Larven fressen rechts und links davon, sehr nahe bei einander die Nebengänge, alles so, wie es unsere Abbildung mit Ausschluß der linken Ecke vergegenwärtigt. Bald nach dem Eierlegen sterben die Weibchen in dem Baue selbst, oder sie schleppen sich noch mühsam heraus. Die vollkommen entwickelte Brut bleibt noch eine Zeitlang an der Geburtsstätte und frißt unregelmäßige, von Wurmmehl erfüllte und den ursprünglichen, regelmäßigen Bau sehr verunstaltende Gänge. Ist es spät im Jahre, so bleiben sie hier, um zu überwintern; sollte sie das schöne Wetter noch hervorlocken, so treiben sie sich im Freien umher und verkriechen sich nachher anderwärts. Zeitig im Jahre ausgekrochene Käfer verlassen in Gesellschaft, gern nach warmem Regen, gegen Mittag ihre Wiege, schwärmen und legen eine zweite Brut [160] an, die unter den günstigsten Umständen noch zur vollen Entwickelung gelangt, in den meisten Fällen aber im Larven- oder Puppenzustande zu überwintern hat und nur dann ungefährdet bleibt, wenn die Borke gut aufsitzt und keine Nässe eindringen kann. Am meisten halten die Käfer aus; denn man hat beobachtet, daß sie zur rechten Zeit aus geflößtem Holze hervorkamen, welches über drei Wochen eingefroren gelegen hatte. Larven und Puppen gehen schnell zu Grunde, wenn man sie durch Losreißen der Borke dem Einflusse der Sonnenstrahlen aussetzt. – Bei manchen Arten dieser Gattung unterscheiden sich beide Geschlechter wesentlich im Ansehen: dem Weibchen fehlt die Aushöhlung am Ende der Flügeldecken, oder diese sind sehr kurz, fast kugelig beim Männchen (Bostrychus dispar), und worin sonst noch die Unterschiede bestehen.
Interessanter sind die Verschiedenheiten in der Fraßweise; doch können wir diesen kleinen Wühlern nicht mehr Raum einräumen und bemerken nur, daß außer den Loth- und Wagegängen, welche die Weibchen anlegen, auch Sterngänge vorkommen, wie die Abbildung auf S. 160 unvollkommen andeutet.
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