[64] An solchen Orten, wo sich Todtengräber und Aaskäfer sehr behaglich fühlen, pflegt auch die Familie der Stutzkäfer (Histeridae) durch einige Arten vertreten zu sein. Es sind gedrungene, breitgedrückte, ja bisweilen vollkommen platte Käfer, welche ein stark glänzender, außergewöhnlich harter Panzer umgibt. Der an sich kleine und schmale Kopf steckt tief im Halsschilde und läßt sich bei vielen von unten her in eine Art von Brustlatz zurückziehen, so daß er fast verschwindet; das nach hinten allmählich breiter werdende, an den Seiten gekantete Halsschild legt sich mit seinem Hinterrande dicht an die Wurzel der nur allmählich oder gar nicht nach der Mitte zu breiter werdenden Flügeldecken an, diese sind hinten mehr oder weniger gestutzt, immer den Steiß als eine dreieckige Chitinplatte mit gerundeter Spitze unbedeckt lassend, und von feinen Längsfurchen durchzogen, welche bei Unterscheidung der Arten gute Anhaltepunkte gewähren. Die kurzen, elfgliederigen Fühler nehmen vom langen Grundgliede an eine andere Richtung, sind mithin gekniet und endigen in einen geringelten Knopf, den die drei letzten Glieder bilden. Die Kinnladen ragen hervor, von den häutigen und behaarten Lappen des Unterkiefers übertrifft der äußere den inneren an Größe, die kurze Zunge verbirgt sich meist hinter dem Kinne, und die Taster sind fadenförmig. Am Bauche unterscheidet man fünf Ringe, von denen der erste eine bedeutende Länge erreicht. Die Beine sind einziehbar und platt, d.h. sie können in einer Weise in flache Gruben der Körperunterseite angedrückt werden, daß ein ungeübtes Auge ihre Gegenwart kaum bemerkt; die vordersten haben an der Außenkante gezähnte, also zum Graben befähigende Schienen, die hintersten einen weiten Abstand unter sich, und alle tragen fadenförmige, fünfgliederige (selten viergliederige) Füße, welche sich in eine mehr oder weniger scharf markirte Rinne der Schiene einlegen lassen. Der Gang der Stutzkäfer ist infolge eines solchen Baues ein nur bedächtiger, der Gesammteindruck, den das ganze Wesen macht, ein an die Schildkröten unter den Kriechthieren mahnender; hierzu trägt die eigenthümliche Gewohnheit bei, mitten in ihrem trägen Gange inne zu halten, zu »stutzen«, Beine und Kopf einzuziehen und die Scheintodten zu spielen, wenn ihnen irgend etwas Ungewöhnliches begegnet. An warmen Sommerabenden, seltener unter der strahlenden Mittagshitze, setzen sie auch ihre Flügel in Bewegung, um in bequemerer Weise größere Strecken zurückzulegen und, was der Hauptgrund sein dürfte, Nahrung zu suchen. Sie beschränken sich hinsichtlich dieser nicht bloß auf verwesende thierische Stoffe, sondern halten sich ebenso gern an pflanzliche, in der [64] Auflösung begriffene; man findet sie daher zahlreich im Miste, in den schnell sich zersetzenden fleischigen Pilzen, gewisse Arten hinter Baumrinde, und einige wenige in Ameisenhaufen. Außer schwarz mit blauem oder violettem, oft sehr starkem Metallglanze kommt nur noch roth in der Bekleidung der eintausendeinhundertundfunfzig Arten vor, welche sich über die ganze Erde ausbreiten.
Die gestreckten, zwölfgliederigen Larven, außer am Kopfe nur noch am Vorderbrustringe hornig, schließen sich durch die gegliederten Anhänge am Ende und durch den ausstülpbaren After zum Nachschieben den Larven der Staphylinen an. Die ungewöhnlich kurzen und zugleich dünnen Beine sind dem Außenrande nahe gerückt und laufen in eine fast borstenförmige Klaue aus. Am Kopfe fehlen Oberlippe und Punktaugen, dagegen nicht die dreigliederigen Fühler mit langem ersten und kurzem letzten, nach innen gekrümmtem Gliede. Die starken, in der Mitte gezähnten Kinnbacken krümmen sich sichelartig, und die freien Kinnladen tragen dreigliederige Taster; zweigliederige finden sich an der zungenlosen Unterlippe auf unter sich verwachsenen, an der Wurzel hornigen, an der Spitze fleischigen, frei vorstehenden Stämmen. Wegen der unmerklich kleinen Mundöffnung kann die Nahrung, die gewiß aus lebenden wie todten Thieren und verwesenden Pflanzenstoffen besteht, nur saugend aufgenommen werden.