Erbsenkäfer (Bruchus pisi)

[177] Der Erbsenkäfer (Bruchus pisi, Fig. 1) ist schwarz, dicht mit graugelblichen und weißen, anliegenden Haaren bekleidet, am Halsschilde in der Mitte jeder Seite mit einem durch die Behaarung versteckten Zähnchen versehen; die Flügeldecken ziert gegen die einzeln breit abgerundete Spitze je eine aus weißen Fleckchen zusammengesetzte Querbinde, den Steiß zwei eiförmige, von Behaarung frei bleibende, schwarze Flecke. Die vier ersten Glieder der keulenförmigen Fühler sind rothgelb, die vorderen Schenkel ganz schwarz, die vordersten Schienen und Fußglieder, die mittleren Schienen an der Spitze und die Fußglieder rothgelb; die Hinterschenkel bewehrt unterhalb und nahe der Spitze ein kräftiger Zahn. Dieser Käfer scheint in Nordamerika und im südlichen Deutschland gemeiner und bisweilen den Erbsen nachtheiliger zu werden als anderwärts. Im Frühjahre, bis spätestens anfangs Mai, kommt er durch ein kreisrundes Loch, welches immer senkrecht in die Samenlappen hineinführt, aus den irgendwo aufgeschütteten Erbsen zum Vorscheine, liegt wie todt zwischen denselben oder auf dem Boden, wenn das Wetter kühler, läuft emsig umher oder fliegt nach den Fenstern, wenn ihn die Sonne bescheint. Sobald die Erbsen draußen in der besten Blüte stehen, stellen sich die Käfer auf ihnen ein, sei es nun, daß sie mit der Aussaat dahin gelangt, sei es, daß sie von den Vorrathsräumen dahin geflogen sind. Sie paaren sich, und das Weibchen klebt einige wenige Eier an die sehr junge Hülse, will sagen, an den durch das Abblühen eben sichtbar gewordenen Fruchtknoten, in der Regel eins an einen solchen; dieselben sind walzig, viermal länger [177] als breit, an beiden Enden gerundet und citronengelb. Ist das Brutgeschäft vollendet, welches natürlich immer einige Zeit in Anspruch nimmt, besonders wenn es durch mehrere Regentage unterbrochen wird, so hat das Weibchen seine Bestimmung erfüllt und stirbt. Die jungen Lärvchen fressen sich in die Hülse ein und suchen die Erbsen auf, von deren Entwickelung es abhängt, ob eine Larve mehr als eine braucht oder mit einer zufrieden ist. War diese kräftig genug, um durch Verletzung der Larve in ihrem Wachsthum sich nicht stören zu lassen, so gedeihen beide mit einander, und die eine Erbse genügt dem kleinen Thiere bis zu seiner Vollendung; war dagegen die Erbse zu schwach, als die Larve sich ihrer bemächtigte, so bedarf letztere noch einer zweiten, in welche sie sich zeitig genug einbohrte, so daß die Eingangsstelle noch vollkommen vernarben konnte; eine zweite Hülse sucht sie nicht auf. Mit den reifen Erbsen wird die Mehrzahl derselben noch im Larvenzustande eingeerntet, andererseits darf man annehmen, daß in jeder bewohnten Erbse vor Eintritt des Winters der Käfer fertig ist; mir wenigstens scheint die Behauptung nicht richtig, daß während dieser Jahreszeit die Larve noch fresse. Bei Oeffnung der in der Mitte des Februar 1875 aus der Olmützer Gegend mir zugeschickten Erbsen fanden sich vereinzelt eingetrocknete Larven, sehr wenige unvollkommen entwickelte und abgestorbene Käfer; aus der weitaus größten Mehrzahl spazierte alsbald ein Erbsenkäfer hervor, kroch lebhaft umher, flog bei Sonnenschein nach dem Fenster und zeigte überhaupt große Freude über seine Befreiung.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 177-178.
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