Ameisenartiger Buntkäfer (Clerus formicarius)

[112] Der ameisenartige Buntkäfer (Clerus formicarius) vergegenwärtigt die Körpertracht der aus reichlich sechshundert meist ausländischen Gliedern bestehenden Familie der Cleriden (Cleridae); sie finden sich fast alle an altem Holzwerke und leben gleich ihren Larven vom Raube. Der genannte Buntkäfer zeigt sich häufig in Nadelwäldern, besonders an abgeschlagenen oder reichlich zerbohrten noch stehenden Stämmen. Hier läuft er emsig, wie eine Ameise, auf und ab und stellt vorzugsweise den Borkenkäfern nach. Hat er einen erwischt, so hält er ihn mit den vorderen Füßen fest und verspeist ihn. Halsschild und Wurzel der Flügeldecken bis zur vorderen der beiden weißen Querbinden sowie die Unterseite sind bei dem sonst schwarzen Käfer roth gefärbt. Die nahe an hundert, sämmtlich bunten und auf der ganzen Erde verbreiteten Arten haben als gemeinsame Merkmale eine zweilappige Zunge, ein großes, quer beilförmiges Endglied der Lippentaster, ein viereckiges Kinn, ausgerandete Oberlippe und Augen, das sechste bis achte Glied der Fühler kürzer als die vorhergehenden, die drei letzten eine schwache, gesägte Keule bildend. Der Rücken des herzförmigen, an der Wurzel eingeschnürten Halsschildes verschmilzt mit den Weichen und ist schmäler als die gleichläufigen Flügeldecken.


Ameisenartiger Buntkäfer (Clerus formicarius) nebst Larve und Puppe, alles vergrößert.
Ameisenartiger Buntkäfer (Clerus formicarius) nebst Larve und Puppe, alles vergrößert.

Die vordersten Beine beginnen mit mäßig heraustretenden, walzigkegelförmigen Hüften, die mittleren mit fast kugeligen, von einander abgerückten, die hintersten mit queren, von den Schenkeln bedeckten, das sehr kurze erste Fußglied wird vom zweiten derartig bedeckt, daß nur ihrer vier vorhanden zu sein scheinen.

An der rosenrothen Larve sind das Halsschild auf dem Rücken vollständig, die beiden folgenden Ringe nur fleckenartig mit Chitin bekleidet. Der Kopf trägt jederseits in zwei Reihen fünf Nebenaugen, unter einem Vorsprunge über der Kinnbackenwurzel zweigliederige Fühler, ein schmales, pergamentartiges Kopfschild, eine vorgestreckte, vorn gebuchtete Oberlippe, kurze, dreigliederige Kiefertaster und zweigliederige Lippentaster auf hornigen, an der Wurzel verwachsenen Stämmen. Diese Larve erwirbt sich noch mehr Verdienste um den Forst als der Käfer, indem sie hinter der Baumrinde den Larven des verschiedenen Ungeziefers eifrig nachstellt.

Kräftiger, sonst aber von demselben allgemeinen Baue, gestalten sich die Immenkäfer (Trichodes), meist stark behaarte, dunkelblaue oder grünschimmernde Kerfe mit rothen, blaugebänderten oder umgekehrt mit blauen, rothgebänderten Flügeldecken. Ihre Oberlippe ist fast viereckig, der Oberkiefer an der Spitze dreizähnig, der Unterkiefer aus zwei gefransten Lappen und fadenförmigen langen Tastern zusammengesetzt, das Endglied der noch längeren Lippentaster dreieckig, ebenso die plattgedrückte, aus den drei letzten Gliedern gebildete Fühlerkeule und der Ausschnitt der Augen. Das cylindrische Halsschild verengt sich nach hinten, die Flügeldecken haben genau die Gestalt, wie bei den Buntkäfern. Auch hier verkürzt sich an den kräftigen Beinen das erste Fußglied, wogegen das zweite der Hinterbeine eine lange Walze darstellt. Das Viertelhundert bekannter Arten heimatet fast ausschließlich in der nördlichen Halbkugel; sie stellen sich auf Blumen ein, besonders den Dolden und Spirstauden, im Jagd auf andere Insekten zu machen.


Immenkäfer (Trichodes apiarius), vergrößert.
Immenkäfer (Trichodes apiarius), vergrößert.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 112-113.
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