Goldstreifiger Moderkäfer (Staphylinus caesareus)

[55] Der goldstreifige Moderkäfer (Staphylinus caesareus, Fig. 6) mit dem rothflügeligen (St. erythropterus) häufig verwechselt, ist im wesentlichen schwarz gefärbt, an dem Kopfe und dem Halsschilde erzgrün, die Fühler, die behaarten Beine und die Flügeldecken sind braunroth, die lichten Fleckenreihen auf dem Hinterleibe und der helle Kragensaum am Halsschilde entstehen durch goldgelbe, anliegende Seidenhaare. Der goldgelbe Hinterrand des Halsschildes und die kräftigere Körpergestalt unterscheiden ihn von dem etwas schlankeren, vorher genannten Doppelgänger.


1 Stinkender Moderkäfer (Ocypus olens). 2 Kurzhaariger Staphyline (Staphylinus pubescens). 3 Erzfarbener Mistlieb (Philonthus aeneus). 4 Rother Pilzkurzflügler (Oxyporus rufus). 5 Ufer-Moderkäfer (Paederus riparius). 6 Goldstreifiger Moderkäfer (Staphylinus caesareus). 3, 4, 5 schwach vergrößert.
1 Stinkender Moderkäfer (Ocypus olens). 2 Kurzhaariger Staphyline (Staphylinus pubescens). 3 Erzfarbener Mistlieb (Philonthus aeneus). 4 Rother Pilzkurzflügler (Oxyporus rufus). 5 Ufer-Moderkäfer (Paederus riparius). 6 Goldstreifiger Moderkäfer (Staphylinus caesareus). 3, 4, 5 schwach vergrößert.

Als Charakter der ganzen Gattung, die noch mehrere stattliche, stark behaarte Arten aufzuweisen hat, beachte man die geraden, am Vorderrande der Stirn entspringenden Fühler, die kräftigen, sichelförmig gebogenen und heraustretenden Kinnbacken, die zweilappigen Unterkiefer mit fadenförmigen, die Lappen weit überragenden Tastern, die häutige, ausgerandete Zunge mit lederartigen, schmalen, etwas längeren Nebenzungen, den gerundet viereckigen Kopf so breit, oder etwas breiter als das hinten gerundete, vorn gerade abgestutzte Halsschild, mit welchem er durch eine zapfenartige Verengung dieses in Verbindung steht, die an der Spitze abgerundeten oder schräg nach innen abgestutzten Flügeldecken, die erweiterten Hüften der vordersten sowie endlich die von einander abstehenden der mittelsten Beine.

Der goldstreifige Moderkäfer kommt vorwiegend in Wäldern vor, wo er sich in der Bodendecke umhertreibt, nach meinen Erfahrungen jedoch auch in der Weise der Kletterlaufkäfer lebt; denn ich habe ihn an Stellen, wo er häufig anzutreffen war, von Eichenstangenholz geklopft. Obgleich ich ihn hier nicht habe fressen sehen, da ich meine Aufmerksamkeit auf andere Dinge gerichtet hatte, so möchte ich doch glauben, daß er dort der Nahrung nachspürte, und diese nicht bloß in faulenden Stoffen besteht, wie von verschiedenen Seiten behauptet worden ist. Es spricht hierfür auch der Umstand, daß Bouché mehrere Larven mit frischem Fleische aufzog. Unsere Art wie die verwandten größeren trifft man bisweilen bei warmer Witterung suchend auf den Wegen umherspazieren, und zwar in einer befremdenden, höchst anmuthigen Körperstellung. Sie haben nämlich ihren unbedeckten, ungemein beweglichen Hinterleib hoch erhoben und halten ihn in einem nach vorn offenen Bogen über dem Mittelleibe aufrecht. Dieses pfauenartige Gebaren scheint eine besondere Erregtheit anzudeuten, mindestens ein Wohlbehagen, wie die flinken, kecken Wendungen des jetzt entschieden drehbareren Körpers beweisen dürften.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 55.
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