Gyrinus natator

[50] Höchst eigenthümlich sind die Augen gebildet, indem jedes von einem breiten Querstreifen in eine obere und eine untere Partie getheilt wird, so daß der Käfer, wenn er umherschwimmt, gleichzeitig unten in das Wasser, oben in die Luft, wahrscheinlich aber nicht in gerader Richtung mit dem Wasserspiegel schauen kann. Das Kinn ist tief ausgeschnitten, an den Seitenlappen stark gerundet, die Taster sind kurz, an der Lippe drei-, am Unterkiefer viergliederig. Dieser unterscheidet sich wesentlich von der Kinnlade der Lauf- und Schwimmkäfer, indem die äußere Lade die Form eines dünnen Stachels annimmt, bei anderen Familiengliedern gänzlich verkümmert, mithin niemals Tasterform zeigt.


Tauchender Drehkäfer (Gyrinus mergus), vergrößert.
Tauchender Drehkäfer (Gyrinus mergus), vergrößert.

Die kurzen, gekrümmten Kinnbacken laufen in zwei Zähne aus. Der Hinterleib wird vom Bauche her aus nur sechs Gliedern zusammengesetzt, deren drei vorderste auch hier verwachsen, das letzte zusammengedrückt und gerundet, in einigen anderen Fällen dagegen kegelförmig ist. Zur Charakteristik der in Rede stehenden Art sei noch hinzugefügt, daß am sehr stark stahlblau glänzenden Körper der untergeschlagene Rand der Flügeldecken und des Halsschildes sowie die Beine rostroth und die zarten Punktstreifen jener in der Nähe der Naht noch feiner als die übrigen sind. Die Gattung ist reich an zum Theile schwer zu unterscheidenden Arten, deren einige gleichzeitig in Deutschland und Nordamerika vorkommen. Von der einen (Gyrinus natator) ist schon 1770 durch Modeer die Larve bekannt geworden. Dieselbe ist außerordentlich gestreckt und schmal, der Kopf fast viereckig und größer als jeder der folgenden drei Körperringe, welche zusammen sechs zweiklauige, mäßig lange Beine tragen. Ihnen schließen sich acht schmälere Hinterleibsringe an, von denen die sieben ersten an jeder Seite einen fadenförmigen, gewimperten Anhang, ungefähr von der Länge eines Beines, aufweisen, die Tracheenkiemen, der letzte ihrer zwei. Auf diese Weise bekommt die Larve eine entfernte Aehnlichkeit mit einer Bandassel. Mit ihren Kieferzangen saugt sie die Beute nach Art der Schwimmkäferlarven aus und fertigt, wenn sie zur Verpuppung reif ist, an einer Wasserpflanze oder sonst wo in der Nähe des Wassers ein nach beiden Enden hin zugespitztes Gehäuse von pergamentartiger Beschaffenheit. Die Verpuppung erfolgt, wie es scheint, nach Ueberwinterung der Larven, denn den Sommer übertreiben die Käfer ihr Wesen, anfangs August werden die Eier gelegt, und durchschnittlich bedarf die Puppe einen [50] Monat zu ihrer Entwickelung. Genauere Beobachtungen über die Entwickelungsgeschichte dieser interessanten Käferchen sind noch wünschenswerth.

Die Familie der Taumelkäfer (Gyrinidae) beschränkt sich auf hundert und einige zwanzig Arten, ist in allen Erdtheilen und in heißen Gegenden durch gewisse Arten vertreten, welche 17,5 Millimeter Länge erreichen, also unseren mittelgroßen Schwimmkäfern gleichkommen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 50-51.
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