Liniirter Graurüßler (Sitones lineatus)

[131] Der liniirte Graurüßler (Sitones lineatus) mag ein Bild von den durchschnittlich sehr unansehnlichen Kurzrüßlern geben. Er ist durch dichte Beschuppung grau oder grünlich grau; der Kopf, drei Längsstreifen über das Halsschild und von den flachen Zwischenräumen zwischen den Punktreihen der Flügeldecken einer um den anderen sind heller beschuppt, mehr gelblich. Den Kopf zeichnet überdies eine tiefe Längsfurche, das nahezu walzige, jedoch seitlich schwach gebauchte Halsschild, ein die Länge überwiegender Breitendurchmesser, aus. Mehrere andere theilweise schwer unterscheidbare Arten, mit der genannten untermengt, kriechen massenhaft an der Erde und zwischen niederen Pflanzen umher, nachdem sie aus der winterlichen Erstarrung erwacht sind. Als Nahrung scheinen sie Schmetterlingsblümlern vor allen anderen den Vorzug zu geben, wenigstens lehren dies die mit dergleichen, wie Erbsen, Pferdebohnen, Luzerne und verwandten Futterkräutern bestellten Felder. An jung aufgesproßten Pflanzen genannter Arten sieht man nämlich öfter die Samenlappen, an älteren die zarteren Stengelblätter ringsum ausgekerbt. Diese Randveränderung, welche der Nichtkenner wegen einer gewissen Regelmäßigkeit für das natürliche Vorkommen halten könnte, haben die Zähne der hungerigen Graurüßler hervorgebracht und entschieden dadurch dem kräftigen Wachsthume junger Pflanzen Eintrag gethan, wenn sie den Keimblättern und zarten Stengeln, die sie gleichfalls nicht verschonen, zu arg zugesprochen haben. Trotz ihrer Häufigkeit kennt man die früheren Stände dieser Käferchen noch nicht.

[131] Die zweiundachtzig bekannten Arten leben in den Mittelmeerländern, dem übrigen Europa und einige in Nordamerika und stimmen sämmtlich in folgenden Merkmalen überein: Vor den stark vortretenden Augen verlängert sich der Kopf unter schwacher Verjüngung nur wenig und bildet somit einen kurzen, gekanteten Rüssel, durch dessen Oberfläche eine Längsfurche läuft. Die am Mundwinkel eingelenkten Fühler sind gekniet und ziemlich dünn, ihr Schaft erreicht die Augenmitte, wo an deren Unterrande die für ihn bestimmte Rinne aufhört. Die Flügeldecken sind zusammen mehr oder weniger walzig, immer breiter als das Halsschild, an den Schultern und der Spitze stumpf und bergen nicht nur die Leibesspitze, sondern auch Flügel; die Beine sind einfach, mäßig lang, an den Schienenenden ohne Hornhaken.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 131-132.
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