Buchenspringrüßler (Orchestes fagi)

[151] Der schwarze Buchenrüßler, Buchenspringrüßler, Buchenspringer (Orchestes fagi), ist diejenige Art, welche trotz ihrer Kleinheit und Unscheinbarkeit ihre Gegenwart mehr als jede andere bemerkbar macht. Das ohne den Rüssel 2,5 Millimeter messende Käferchen ist schwarz, durch feine, gleichmäßige Behaarung grauschimmernd, die Fühler und Füße tragen licht gelbbraune Farben. Der runde, sanft gebogene Rüssel ist länger als Kopf und Halsschild zusammengenommen und beinahe näher den Augen als der Spitze, mit den gebrochenen Fühlern versehen. Kopf und Halsschild zeigen einen glockenförmigen Umriß und geringe Erstreckung im Verhältnisse zu den lang eiförmigen Flügeldecken, an deren Wurzel das kleine Schildchen als Grübchen erscheint: sie decken die Hinterleibs spitze vollkommen und sind auf ihrer Fläche gleichmäßig punktstreifig.


Schwarzer Buchenrüßler (Orchestes fagi), vergrößert. Wirkungen des Fraßes von der Larve und von dem Käfer an Buchenblättern.
Schwarzer Buchenrüßler (Orchestes fagi), vergrößert. Wirkungen des Fraßes von der Larve und von dem Käfer an Buchenblättern.

Die Vorderhüften sind sehr genähert, alle Schenkel kurz und dick, unten vor der Spitze mit je einem Zähnchen bewehrt, die hintersten sammt ihren Schienen zum Springen eingerichtet und sämmtliche Klauen am Grunde zahnartig erweitert.

Anfangs Mai stellt sich der überwinterte Käfer auf den eben aufbrechenden Blättern der Rothbuche ein, um sich zu ernähren und gleichzeitig dem Brutgeschäfte obzuliegen. Zu ersterem Zwecke nagt er kleine Löcher in dieselben, zur Erreichung des zweiten schiebt das Weibchen hart an der Mittelrippe und in der Nähe des Blattgrundes ein Ei unter die Oberhaut. Meist wählt es hierzu unbenagte Blätter und beschenkt jedes auch meist nur mit einem gelblich weißen Eie. Die nach kaum acht Tagen aus diesem geschlüpfte Larve frißt nun zwischen Ober- und Unterhaut des Blattes nach vorn und außen eine Mine, welche nach und nach etwas breiter wird und gewöhnlich in der Nähe der Blattspitze endigt. Hier angelangt, ist die mit einem dunkeln, durch die Mitte getheilten Halsschilde und einem kegelförmigen Fleischzäpfchen auf dem letzten Gliede versehene Larve erwachsen, [151] erweitert die Mine und wird in einem durchscheinenden Gespinste zur Puppe. Aus dieser kommt durchschnittlich von Mitte Juni ab, aber auch schon früher, der Käfer zum Vorscheine, da die Larve kaum drei Wochen und die Puppe auch nur etwa eine zu ihrer Entwickelung bedürfen. Er springt auf dem Laube umher, benagt es, wie seine Eltern vor ihm, und verkriecht sich, wenn die unfreundlichere Jahreszeit dazu mahnt. Wie aber thut sich seine Gegenwart kund?

Die Mine, also der von ihr getroffene Rand und die Spitze des Blattes, bräunt sich, sobald das Blattgrün daraus aufgezehrt ist, im Laufe des Sommers fällt sie aber völlig aus, so daß ein solches Blatt unregelmäßig geschlängelt, von vorne nach hinten und bis zur Mittelrippe mit faserigen und zerfetzten braunen Rändern ausgefressen erscheint. Wenn tausend und abertausend von Blättern an einer alten Buche in dieser Weise zugerichtet sind, so erscheint der stattliche Riese von oben bis unten braun angeräuchert, oder als wenn die frischen Blätter im Frühjahre von einem Froste oder vor einigen Wochen von einem Hagelschlage getroffen worden seien. Wenn nun auch ein alter Baum dergleichen Behandlung, und eine unvollkommene Ernährung durch seine Blätter einmal, auch zweimal ertragen kann, so sind Buchenpflanzungen entschieden schlimmer daran, wenn sie in gleicher Weise heimgesucht werden, und können nach einigen Jahren an der Wiederholung jener Heimsuchungen zu Grunde gehen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 151-152.
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