Kohlgallenrüßler (Ceuthorhynchus sulcicollis)

[154] Der Kohlgallenrüßler, gefurchthalsi ge Verborgenrüßler (Ceuthorhynchus sulcicollis, Fig. 1, S. 155), ist tiefschwarz, wenig glänzend, unten dichter, besonders gegen die Schultern hin, oben sparsam und fein grau beschuppt und ohne irgend welche hellere Zeichnung, wie solche durch Anhäufung der Schuppen bei anderen Arten entsteht. Das stark punktirte Halsschild hat vorn einen schwach aufgeworfenen Rand, jederseits ein Höckerchen und eine tiefe Mittelfurche; die Flügeldecken sind tief gestreift, in den Zwischenräumen eben, stark gerunzelt und vor der Spitze schuppig gehöckert, die Schenkel vorn kurz bezähnt. Die durchschnittliche Länge beträgt kaum 3 Millimeter bei 2 Millimeter Schulterbreite. Bei der ungleichen Entwickelung findet sich der Käfer vom ersten Frühjahre bis in den Sommer hinein auf Kreuzblümlern, wild wachsenden wie angebauten, an letzteren selbstverständlich am augenfälligsten und mit nachtheiligen Folgen verbunden. Das befruchtete Weibchen legt nämlich seine Eier tief unten an den zarten oberirdischen Stengel oder flach unter der Erde an den Wurzelstock der Oelsaaten, der verschiedensten anderen Kohlarten unserer Gemüsegärten, aber auch des hier und da als so verbreitetes Unkraut auf den Feldern auftretenden »Hederichs«. Die Stelle, an welche das Ei unter der Oberhaut gelegt worden ist, schwillt an und wächst allmählich infolge des weiteren Reizes seitens der fressenden Larve zu einer gallenartigen Mißbildung aus. Junge Pflanzen könnte man, wenn die mehr oder weniger kugelige Galle unmittelbar auf der Erde aufsitzt, für flach stehende Radieschen halten. Wenn der Käfer sehr zahlreich vorhanden ist, so mehren sich die Gallen an einer Pflanze, die sonst einzelnen, kugeligen, verwachsen zu knolligen und unregelmäßigen Gebilden, in deren Innerem man zwischen krümeligen Exkrementen bis fünfundzwanzig Larven antreffen kann. Die weiße Larve ist wie andere Rüsselkäferlarven eingekrümmt, stark querfaltig und ohne sonstige Auszeichnung. Während der Sommerzeit ist sie vom Eistande an in durchschnittlich zwei Monaten erwachsen, bohrt sich durch ein rundes Loch aus ihrer Galle heraus, fertigt flach unter der Erde von dieser ein eiförmiges Gehäuse um sich und ruht nur wenige Wochen als Puppe in demselben. Diejenigen Larven, welche später gelegten Eiern entsprossen sind, überwintern in ihren Gallen, wie man an den Wintersaaten der Oelfrüchte oder an den kräftigeren Strünken des Kopf-, Blumen- und seltener des Braunkohls beobachten kann. Die durch spätere Eierablage an den bereits kräftigen Strünken der genannten Kohlarten erzeugten Gallen beschränken sich weniger auf den Grund der Stengel, sondern gehen oft weit an denselben hinauf. Kohlstrünke mit solchen Gallen ohne Fluglöcher als Stoppel den Winter über stehen zu lassen, ist daher sehr unvorsichtig; denn in der Verbrennung dieser besitzt man das einzige Mittel, die Brut zu zerstören. Die Käfer befressen die Blätter und Blüten der Pflanzen, ohne ihnen dadurch wesentlichen Schaden zuzufügen, die zuerst erscheinenden sind meist der Puppe entschlüpft oder hatten sich als Spätlinge des vorigen Jahres verkrochen; die von ihnen stammende Brut findet noch Gelegenheit, eine Winterbrut wenigstens bis zum Larvenstande ins Leben zu rufen. In anderen Gegenden kommen wieder andere Arten an den Kohlsorten vor, deren Larven gleichfalls im Inneren bohren, ohne Gallen zu erzeugen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 154.
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