Pflaumenbohrer (Rhynchites cupreus)

[147] Noch andere Arten leben als Larven in unreifen Früchten und um auch von diesen ein Beispiel anzuführen, sei schließlich noch der hübsche Pflaumenbohrer (Rhynchites cupreus) erwähnt. Er ist ebenso groß wie der Pappelstecher, erzfarben, auf dem Rücken etwas lichter, schwach grau behaart, hat einen schlanken Rüssel, kräftige Punktstreifen auf den Flügeldecken und deren Zwischenräume gleichfalls punktirt; er nährt sich als Larve von jungen Pflaumen, Kirschen, Vogelbeeren, Elsbeeren [147] (Pirus torminalis). Haben die Pflaumen die Größe einer Mandel erreicht, so schneidet das Weibchen in Zeit von einer Stunde den Stiel halb durch, sucht an der Frucht eine passende Stelle zum Unterbringen eines Eies, bohrt ein flaches Loch, erweitert es etwas unter möglichster Schonung der Oberhaut, legt das Ei hinein, schiebt es mit dem Rüssel zurecht und drückt die Oberhaut auf die Wunde; hierauf begibt es sich zurück an die halb durchfressene Stelle des Stieles, beißt die andere Hälfte durch, oder so weit, daß der leiseste Wind oder die eigene Schwere die Pflaume bald zum Falle bringt. Die ganze Arbeit nimmt gegen drei Stunden Zeit in Anspruch. Nach durchschnittlich vierzehn Tagen belebt sich das Ei, die Larve zehrt am unreifen Fleische und ist in fünf bis sechs Wochen erwachsen. Die Verpuppung erfolgt in der Erde. Die einzelnen im Herbste zum Vorscheine kommenden Käfer gehören zu den verfrüheten, zur Ueberwinterung sich wieder verkriechenden, die Mehrzahl kommt erst im nächsten Frühlinge aus der Erde hervor.


Haselnußrüßler (Balaninus nucum); a beim Eierlegen, in natürlicher Größe; b derselbe von der Rückenansicht und c Kopf von der Seite, stark vergrößert.
Haselnußrüßler (Balaninus nucum); a beim Eierlegen, in natürlicher Größe; b derselbe von der Rückenansicht und c Kopf von der Seite, stark vergrößert.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 147-148.
Lizenz:
Kategorien: