Gespenst-Laufkäfer (Mormolyce phyllodes)

Gespenst-Laufkäfer (Mormolyce phyllodes), sehr kleines Exemplar.
Gespenst-Laufkäfer (Mormolyce phyllodes), sehr kleines Exemplar.

[38] Entschieden die abenteuerlichste Form aller Laufkäfer begegnet uns in dem Gespenst-Laufkäfer (Mormolyce phyllodes) aus Java, wo er sehr hoch in die Gebirge hinaufgeht. Die beistehende Figur, nach einem kleinen Käfer entworfen, da derselbe eine Länge von 78 Millimeter erreichen kann, läßt die wunderbaren Verzerrungen der einzelnen Theile und die blattartige Erweiterung der Flügeldecken zur Genüge erkennen, um weiterer Auseinandersetzung zu bedürfen. Allen diesen Ausschreitungen eine Bedeutung beilegen und sie erklären zu wollen, wäre hier, wie in vielen ähnlichen Fällen, ein undankbares Geschäft; sie [38] bringen durch ihren Einfluß auf die Körpergestalt den Käfer in einen schroffen Gegensatz zu dem langhalsigen Sandkäfer aus dem seiner Heimat benachbarten Festlande. Fühler und Beine sind schwarz, das übrige glänzend pechbraun, nur die dünnen, durchscheinenden Ränder, wie sich erwarten läßt, etwas lichter. Das tief ausgeschnittene Kinn bewehrt ein scharfer Zahn, und die kräftigen Taster laufen in fast walzige, am Ende gerundete Glieder aus. Die Larve gleicht in der gestreckten Form denen unserer Caraben, hat aber einen runden Kopf, seitlich gerundete Körperglieder, von denen nur das erste vollkommen, die folgenden von je zwei viereckigen, kleinen Chitinplatten unvollständig bedeckt werden; zwei griffelartige Fäden, keine Hornspitzen, bilden die Anhängsel am letzten Gliede. Diese Larve lebt in einer Art von Baumschwämmen, welche die Japanesen »Gammur« nennen, und ernährt sich ohne Zweifel von anderen Mitbewohnern dieser Schwämme.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 38-39.
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