Kothwanze (Reduvius personatus)

[606] Die schwarzbraune, an den Beinen röthliche, hier sowie an den Fühlern und auf dem vierhöckerigen Vorderrücken weichbehaarte Kothwanze (Reduvius personatus) verdankt ihren eben nicht schmeichelhaften Namen der Sonderbarkeit ihrer Larve, sich nicht nur in staubigen Winkeln umherzutreiben, sondern auch ihren ganzen Körper mit Staub und Kehricht zu umhüllen, so daß dessen wahre Gestalt wie durch eine Maske versteckt wird. Auch die Art ihres Ganges hat etwas Eigenthümliches. So wie sie einen Fuß vorgesetzt hat, hält sie etwas an, rückt den zweiten nach und läßt dabei die andere Seite ruhen; so dringt sie stoßweise vor und bewegt entsprechend dabei ihre Fühler. Hält man ihr eine Stubenfliege oder sonst ein kleines Insekt vor, so nähert sie sich ebenso wie die vollkommene Wanze in kleinen Schritten, betastet sie fragend mit den Fühlern, springt dann auf sie und bohrt ihr sofort den Schnabel in den Leib. Bei uns zu Lande überwintert die Kothwanze im Puppenzustande, sie findet sich aber auch in Afrika, wo möglichenfalls die [606] Verwandlungsverhältnisse sich infolge höherer Wärmegrade anders gestalten. Sie hält sich einzeln in Häusern und deren unreinlicheren Umgebungen auf und soll als Larve den Bettwanzen nachstellen, was mir nicht wahrscheinlich ist. Wenn sie es thäte, geschähe es nicht des mageren, saftlosen Leibes der Bettwanzen, sondern des mit Blut erfüllten wegen; diesen edeln Saft aber könnte sie aus der Quelle selbst schöpfen und brauchte sich nicht erst der Zwischenträger zu bedienen. Der alte Gattungsname Reduvius verblieb neuerdings nur noch wenigen Arten, welche durch einen dornenlosen, vor der Mitte eingeschnürten Vorderrücken, durch am Grund nicht gezähnte Klauen aller zum Gehen eingerichteten Füße und durch eine lange und schmale fleischige Sohle an der Innenseite der vier vorderen Schienenspitzen übereinstimmen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 606-607.
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