[471] Die Magenbreme des Pferdes (Gastrophilus oder Gastrus equi) gehört unter die häufiger vor kommenden Arten. Die Stirn, beim Weibchen breiter als beim Männchen, sowie der Rücken des Mittelleibes sind mit einem dichten bräunlichgelben Pelze bekleidet, welcher nur vor den Flügeln in eine schwarze Binde übergeht. Die übrigen Theile tragen lichtere und spärlichere Behaarung, die Beine und der größte Theil des Hinterleibes dunkel wachsgelbe Hautfarbe. Die schwach getrübten, mit einer verwischten dunkleren Querbinde und einigen Fleckchen gezeichneten Flügel sind von einer vollkommen geraden vierten Längsader durchzogen und haben weder eine Spitzenquerader, noch eine verengte oder geschlossene erste Hinterrandzelle. Die 13 bis 17,5 Millimeter lange Fliege ruht mit eingekrümmter Leibesspitze und halb klaffenden Flügeln. Hat sie in den ersten Morgenstunden an einem schönen Tage ein Deckelchen von der Tonnenpuppe abgestoßen, so fällt an ihr eine große, abwechselnd anschwellende und zusammensinkende Blase auf, welche die ganze Stirn bis zum Genicke bedeckt und durchsichtig ist. Man meint, diese Blase, welche man auch bei Tachinen und anderen Musciden im Jugendalter wahrnehmen kann, leiste beim Abstoßen des Deckels gute Dienste. Mit dem vollkommenen Abtrocknen der neugeborenen Fliege verschwindet dieselbe, und die Breme fliegt nun unter Gebrumme aus, um sich zu paaren. Sie gehört zu denen, welche hohe Punkte aufsuchen. Auf einer kahlen Anhöhe, welche nie von Pferden besucht wird, umschwärmte mich am 6. August eine Pferdemagenfliege, setzte sich an meinen Rock und ließ sich fangen. Das befruchtete Weibchen geht nun bei heiterem, warmem Wetter an seine Arbeit. Flüchtig und unstet umschwärmt es das Pferd, welches ihm auf der Weide, dem Acker, der Landstraße zugänglich wird, umklammert sein Haar, so lange als nöthig ist, um ein Ei (Fig. b), auch wohl einige, daran zu kleben, fliegt auf, kommt in derselben Absicht wieder und fährt damit fort, so lange Witterung, Tageszeit und der Aufenthalt des Pferdes, Esels oder Maulthieres im Freien es ihm gestatten; in den Stall oder in das Wasser folgt es niemals. Der weibliche Hinterleib enthält ungefähr siebenhundert dieser sonderbar gestalteten, erst weißen, später gelblichen Eier. Aus ihnen kriechen nach wenigen Tagen die Larven aus, indem sie oben das Deckelchen abstoßen, in ihrer Entwickelung durch die Wärme der Luft und die Ausdünstung des Rosses begünstigt. Instinktmäßig schlängeln sich die jungen Maden (Fig. d) nach den Lippen des Thieres oder werden wegen des Hautreizes, welchen sie erzeugen, weggeleckt und verschluckt. Bei der Schwierigkeit, an den Ort ihrer Bestimmung zu gelangen, infolge deren manche Larve zu Grunde geht, stattete die Natur den weiblichen Eierstock mit zahlreichen Eiern aus.
Nach zweimaliger Häutung nimmt die Larve die Form von Figur c an, ist fleischroth von Farbe, etwas niedergedrückt und an den Leibesringen, mit Ausschluß der letzten, durch doppelte, nach hinten gerichtete Stachelkränze rauh. Vorn unterscheidet man zwei aus-und einziehbare Wärzchen an der oberen und zwei querstehende Hornhaken, die zum Festhalten dienen,[471] an der unteren Seite; zwischen beiden letzteren öffnet sich der Mund in einer Längsspalte. Am stumpfen Afterende liegen in Querfurchen die schwer zu erkennenden Oeffnungen der Luftlöcher. Im Magen haken sich die Larvenfest, einzelne auch im Schlunde, und man findet sie in von ihnen gebildeten Gruben oder Zellen, besonders bei Weidepferden nicht selten in förmlichen Nestern von funfzig bis hundert Stück beisammen, größere und kleinere. Sie saugen an der Schleimhaut wie Blutegel, erzeugen Grübchen und nach und nach größere Höhlungen, welche eine eiterähnliche Flüssigkeit als ihre Nahrung absondern. Diese Stellen vernarben wieder, wenn sie von den Larven verlassen sind. Anfangs wachsen die Maden sehr schnell und ändern bisweilen auch ihren Aufenthaltsort. Haben sie durchschnittlich etwa zehn Monate hindurch ihr Unwesen im Magen getrieben, so verlassen sie das gequälte Thier im Laufe des Mai, Juni oder Juli mit dessen Auswürfen. Auf ihrem langen Wege durch die Därme, welchen sie, unterstützt durch die peristaltischen Bewegungen derselben, in verhältnismäßig kurzer Zeit zurücklegen, scheinen sie ihre letzte Entwickelung zu erlangen, wenigstens hat es in nur äußerst seltenen Fällen gelingen wollen, aus solchen Larven Fliegen zu erziehen, welche dem Magen zu Grunde gegangener Pferde entnommen worden sind. Auf der Erde angelangt, gräbt sich die Larve senkrecht in dieselbe, bis das Ende des Leibes davon bedeckt ist, kehrt sich um, schrumpft ein und wird zum harten Tönnchen (Fig. e, S. 471), dessen vordere Athmungswerkzeuge wie zwei Ohren hervortreten. Zur Ausbildung der Fliege sind bei einigermaßen günstigen Witterungsverhältnissen durchschnittlich sechs Wochen ausreichend.
Man kennt noch sechs andere Magenöstriden, welche fast alle im Pferde, überhaupt aber nur in Einhufern leben.
Buchempfehlung
Inspiriert von den Kupferstichen von Jacques Callot schreibt E. T. A. Hoffmann die Geschichte des wenig talentierten Schauspielers Giglio der die seltsame Prinzessin Brambilla zu lieben glaubt.
110 Seiten, 4.40 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro