Braungeschenkelte Erdbiene (Andrena fulvicrus)

[229] Die braungeschenkelte Erdbiene (Andrena fulvicrus K., Fig. 7, 8) ist schwarz, am Kopfe und Mittelleibe braungelb zottenhaarig; der gestreckte und glatte weibliche Hinterleib ist mit vier braungelben Binden, welche sehr bald weißlich werden, und mit einer braunen Endfranse ausgestattet. Die Sammellocken und die Schienenbürste tragen dieselbe Farbe. Das Männchen ist auch noch am ersten Hinterleibsringe zottenhaarig, im Gesichte reichlich schwarz behaart und am Hinterleibe mit fünf hellen Querbinden versehen. Auf dem ziemlich kahl geriebenen Rücken eines Weibchens meiner Sammlung sitzen zwei gelbe Maiwurmlarven. Auch diese Art fliegt früh im Jahre (12. April 1874) an Weidenkätzchen, nach Schenks Erfahrungen hauptsächlich am Raps und Löwenzahn, hat dieselbe Verbreitung wie die vorige, und die Männchen fahren dicht über den Boden hin, wenn sie die Weibchen aufsuchen wollen.

Die Ballenbienen, Schmalbienen (Hylaeus oder Halictus), weniger reich an Arten als die vorige Gattung, stimmen in der Lebensweise mit ihr überein und stehen besonders deren dritter [229] Abtheilung hinsichtlich des äußeren Ansehens sehr nahe. Das Weibchen unterscheidet sich nur durch einen (glänzenden) kahlen Keilfleck mitten auf der Endfranse, der Hinterleib des Männchens verschmälert sich linienartig, wird bisweilen sogar dicker hinter seiner Mitte; bei ihm ist sodann die Fühlergeisel bedeutend verlängert und häufig unterseits sammt dem Vorderrande der Oberlippe weiß gefärbt; auch die Beine haben bei vielen Arten mehr oder weniger ausgedehnte weiße Hautfarbe, so daß sich hier einmal die Männchen leichter als die ihrer Gattung angehörigen Bienen erkennen lassen, während in den zahlreichsten Fällen bei den Weibchen der Aderflügler der Gattungscharakter am meisten ausgeprägt auftritt. Mit Ausnahme einiger ansehnlicheren Arten erlangen viele nur die mittlere Größe der Sandbienen; dagegen gibt es eine Menge sehr kleiner, wie sie bei den vorigen nur seltener vorkommen. Die Schmalbienen erscheinen durchschnittlich etwas später im Jahre als die Sandbienen, und ihre Weibchen gehören daher zu denen, die im Hochsommer das blühende Heidekraut und andere Blumen besuchen und manchmal durch Abreibung ihres Haarkleides so entstellt sind, daß sie sich nicht mehr auf ihre Art deuten lassen. Sie legen ihre Brutröhren am liebsten in hartem Boden an. Daher sind sie es, welche auf Wegen, durch reichen Verkehr oft steinharten, sich umhertreiben. Kleine Löcher, neben jedem ein Erdhäufchen, erschließen sich dem aufmerksamen Blicke, und verweilt man einige Zeit an dieser Stelle, so huscht hier ein Bienchen heraus, dort kommt ein anderes mit weithin leuchtenden Höschen an und verschwindet in seinem Baue, dessen Eingang so eng ist, daß man meinen sollte, unterwegs müßte sich sämmtlicher Blütenstaub abstreifen. Steile Lehmwände, gegen Morgen oder Mittag gelegen und einen Hohlweg begrenzend, einer Lehmgrube angehörig, oder auch nur die schmale Erhebung eines Feldraines bildend, sind Brutplätze für andere Arten und werden den ganzen Tag über, so lange er freundlich ist, von hunderten von Schmalbienenweibchen umschwärmt, deren jedes aus- und einfliegt, nie sich versieht, sondern unter den hunderten vollkommen gleicher Fluglöcher immer das seinige herausfindet. Sie endlich sind es, die neben den großen Hummeln und anderen geschäftigen Bienen in den Distelköpfen und anderen großen Blumen schlafen oder einen vorübergehenden Regenschauer abwarten, wenn es nicht möglich war, den heimischen Herd zu erreichen.

Man kann sie ihrer Kleidung nach ordnen in schwarze mit weißen Haarbinden am Hinterrande, an der Wurzel einiger oder aller Hinterleibsringe, in bindenlose und in grüne, wenigstens am Mittelleibe grüne Arten. Manchmal erscheinen die Binden in der Mitte des Rückens so breit unterbrochen, daß nur seitliche Striche übrig bleiben.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 229-230.
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