Kegelbienen (Coelioxys)

[237] Die Kegelbienen (Coelioxys, Fig. 4, 5), nächst den Wespenbienen für unsere Gegenden das artenreichste Schmarotzergeschlecht, welches in seiner Körpertracht durchaus den Bauchsammlern unter den Kunstbienen entspricht, nur daß, wie der Name andeuten soll, der Hinterleib beim Weibchen spitz endigt, stumpfer und mehrzähnig beim Männchen und auch hier nach oben gebogen ist. Außerdem charakterisiren das erhabene, jederseits bedornte Rückenschildchen, nur zwei Unterrandzellen, eine kurze, viereckige Oberlippe und ein eigenthümlicher, unangenehmer Geruch die schwer zu unterscheidenden Arten, welche sämmtlich schwarz aussehen und mit verwischten weißen Haarflecken oder Binden gezeichnet sind. Sie schmarotzen bei denselben Gattungen wie die vorigen und bei Saropoda.

Vor einer Reihe von Jahren führte mich mein Weg in der ersten Hälfte des Juni an das Stallgebäude einer ländlichen Wirtschaft. Die Vorderseite desselben bestand aus einer ziemlich langen, nicht übertünchten, gegen Mittag gelegenen Lehmwand und war reich gesegnet mit Bienen, Mauer- und Goldwespen, wie ich nie wieder so viele bei einander gesehen habe. Die Wand war fast siebartig durchlöchert. Von den Bienen herrschten vor die drei Gattungen Anthophora, Melecta und Coelioxys, schwärmten und summten durcheinander, daß es ein Vergnügen gewährte, dem bunten Treiben zuzuschauen, und ich nur bedauerte, einen so prächtigen Beobachtungsplatz nicht näher meiner Behausung zu haben. Unsere beiden Schmarotzer lungerten hier und da umher und paßten nur den günstigen Augenblick ab, in welchem eine Schnauzenbiene ausfliegen würde. Kaum war sie fort, so stellte sich auch schon ein Unberufener ein, um die Wohnung genau zu untersuchen. Ließ er sich unvorsichtigerweise einmal von der zu früh heimkehrenden Eigenthümerin erwischen, so gab es einen Kampf, welcher gefährlicher aussah, als er wirklich war; denn die rechtmäßige Bewohnerin ging bald nach der Balgerei ihrer gewohnten Beschäftigung nach, und die andere hatte die erhaltene Lehre schnell wieder vergessen; auch sie setzte ihre Schnüffeleien fort, geschah es nicht in dem, so geschah es in einem anderen Neste. Den Schmarotzern im Bienengewande ganz ähnlich treiben es die kleineren, nach ihrem prächtigen Goldglanze benannten Wespchen, deren persönliche Bekanntschaft wir bald machen werden.

Hiermit verabschieden wir uns von den Blumenwespen und wenden den Raubwespen unsere Aufmerksamkeit zu, welche im Grunde weniger durch ihre Lebensweise als in der äußeren Erscheinung zu verschieden sind, um in einer einzigen Familie vereint bleiben zu können.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 237.
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